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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 10
Jludolf friedl ein Siebziger.
Der Inhaber des Welt-Markenhauses Friedl in
Wien, Rudolf Friedl, feiert am 15. Mai seinen 70.
Geburtstag.
Am 15. Mai 1862 in Leipnik in Mähren geboren,
kam Rudolf Friedl schon im Alter von 4 Jahren mit
der Philatelie in Berührung, da seine Mutter im Jahre
1866 einen Papierladen, in dem auch Briefmarken
verkauft wurden, einrichtete. Schon 1870 machte
der kleine Rudolf seine ersten größeren Tauschge
schäfte. Bald betrieb er, gemeinsam mit seinem
Bruder S i e g m u n d, einen selbständigen Brief
markenhandel, der im Laufe der Jahrzehnte immer
mehr an Bedeutung zunahm, bis sich aus ihm die
heutige Weltfirma Rudolf Friedl entwickelte. Es
war immenser Fleiß, gepaart mit großer Liebe zur
Philatelie, die Rudolf Friedl geholfen haben, sein
Lebenswerk zu schaffen. Mit den größten Sammlern
der vergangenen Jahrzehnte, von Ferrari ange
fangen, dem er manche große Seltenheit verschafft
hat, war Rudolf Friedl durch Freundschaft verbun
den, mit allen hat er nicht nur, was ia sein Beruf ist,
Geschäfte gemacht, sondern ist ihnen auch in un
eigennütziger Weise mit Rat und Hilfe zur Seite ge
standen, Man wird an Rudolf Friedl nie vergebens
appellieren, wenn man seine Unterstützung zur
Lösung eines philatelistischen Problems erbittet; be
reitwilligst stellt er, auch wenn ihm dadurch manch
mal Ungelegenheiten erwachsen, seine großen Lager
bestände zu Studienzwecken zur Verfügung, Auch
unsere Schriftleitung ist Rudolf Friedl für vielfache
Unterstützung dieser Art zu Dank verpflichtet.
Rudolf Friedl begeht seinen 70, Geburtstag in
voller körperlicher und geistiger Frische; er ist noch
heute unermüdlich im Geschäft tätig und hält die
Fäden des Betriebes in seiner Hand. Seine Verdien
ste sind erst vor kurzem durch die taxfreie Er
nennung zum Kommerzialrat gewürdigt worden. Der
österr. Briefmarkenhändler-Verein, selbst ein Jubilar
— er ist 25 Jahre alt geworden — feierte beide Er
eignisse, Geburtstag und Ernennung Rudolf Friedl's
mit einem Festabend an dem die hervorragendsten
Repräsentanten der Wiener Philatelie sowie Ver
treter der Behörden teilnahmen und der so recht
zeigte, wie geschätzt und geachtet der Jubilar wird.
Möge es ihm vergönnt sein, sich noch viele Jahre in
voller Schaffenskraft seiner geliebten Arbeit zu
widmen.
ctfus den Beständen des JCunsthauses Jlrtaria.
Den Handzeichnungen aus den Beständen der in
Liquidation befindlichen Firma Artaria & Co.
läßt das Dorotheum am 23. und 24, Mai die
Schätze an Stichen folgen, die das alte Kunsthaus
besaß.
Hier sind es vornehmlich die deutschen
Stecher- und Kleinmeister, die in pracht
vollen Blättern zum Ausgebot kommen. Ihnen stehen
die wenigen Ostade- und Rembrandt-Blätter in Qua
lität und Seltenheit ihrer Zustände nicht im gering
sten nach. Von Rembrandt wäre insbesondere das
Studienblatt seines Selbstbildnisses (B. 363), in einem
äußerst frühen Zustande, hervorzuheben. Bemerkens
wert sind weiters die Blätter von Aldegrever,
Altdorfer, Barthel und Hans Seewald-
B e h a m (von letzterem allein über 40 Stiche und
Holzschnitte). Chodowiecki (Cabinet d' un
peintre), de Marteau-Boucher (2 Rot- und
Schwarzdrucke von erlesenster Beschaffenheit in
Druck und Erhaltung), Dürer (wunderschöne Ma
donnen, ein herrlicher Christophorus, ein Marien
leben mit dem Titel), Antonis van Dyck (ungefähr
50 Monographie-Blätter, darunter 80 Original-Radie
rungen), Lukas van Leyden, Adriaen van Ostade
(Die Unterhaltung, B 37, in wunderbaren Exempla
ren) u. a. ■
Der zweite Auktionstag bringt die Sammel
nummern, die ebenso durch die große Anzahl
der Blätter, wie durch die niedrigen Ausrufspreise
auffallen werden.
Die Bücherabteilung des Dorotheums
bringt am 18, und 19. Mai aus den Beständen der
Firma Artaria Bücher, die sich auf Kunstge
schichte und Kunstgewerbe beziehen, zur
Versteigerung. Es befinden sich darunter gesuchte
Werke, wie Leischings Bildnisminiatur in Österreich,
die Miniaturensammlung des Großherzogs Ernst
Ludwig von Hessen, bearbeitet von G, Biermann und
Brinckmann, Massons „Llmperatrice Marie Louise",
ein vollständiges Exemplar der Monatsschrift „Kunst
und Kunsthandwerk“ und andere.
Versteigerung hei JCelbing in Frankfurt a, «
Hugo Helbing in Frankfurt am Main
hat die angekündigte und mit großem Interesse er
wartete Auktion um drei Wochen verschoben. Sie
findet nun am 22,, 23, und 24. Mai statt und bringt
Gemälde und Antiquitäten aus Schloß B, in Ober
hessen, sowie aus Altfrankfurter Adels- und Patri
zierbesitz.
Einen breiten Raum nehmen im Katalog die
’-n o dernen Bilder ein. Wir finden da Meister,
wie Achenbach, Jacques E. Blanche, Fritz Boehle,
Burger (Dielmann (10 Bilder), Isabey, Israels, Herrn,
Kauffmann, den Schweizer Maler J, R. Koller, Len-
bach mit mehreren Bildern, darunter Moltke, sowie
des Künstlers Familie, Emil Lugo, Carl Morgen
stern mit zahlreichen Ansichten, Christian Morgen
stern, Schleich, Schreyer, den Schweizer J. S. Stef-
fan, Thoma mit drei Bildern, Uhde, Vautier und Ziem.
Unter den Handzeichnungen und Aqua
rellen sind Arbeiten von Chodowiecki, Bleuler,
Schwind und zahlreichen Nazarenern, wie Overbeck,
Veit und Steinle, Menzel ist durch bildmäßige Blei
zeichnungen repräsentiert.
Unter den alten Bildern sind zu erwähnen:
Ein monogrammiertes Bild des italienischen Meisters
Andrea Vaccaro, holländische und vlämische Bilder
von Backhuyzen, van Bioemen, v. Diest, de Gryeff,