Nr. 16
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 151
Chronik.
AUTOGRAPHEN.
(Theodor Fontanes Briete und Handschriften,) .soweit sie
bei des (Dichters Tode in dessen Besitze waren, kommen in der
zweiten Hälfte des September in einer Versteigerung bei Hel
mut Meyer & Ernst in Berlin unter den Hammer. Es
handelt sich um Tausende >von Brieten des Dichters an seine
Frau und umfangreiche Korrespondenzen mit literarischen und
persönlichen Freunden. Besonders wertvolles Material findet
sich über die literarischen Vereinigungen, denen Fontane ange
hörte, wie den „Tunnel über der Spree“. Ferner ist der Nach
laß reich an Manuskripten und Aufzeichnungen für literarische
Arbeiten, so an 'Unterlagen für die unvollendeten Teile der
„Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.
(Hermann Levis Nachlaß.) Die Bayrische Staats
bibliothek hat, wie uns aus München berichtet wird,
den Nachlaß de® langjährigen Münchener Generalmusikdirek
tors Hermann L e v i, des bekannten Vorkämpfers Richard
Wagners und de® ersten Dirigenten des »Parsifal« erworben.
Der Nachlaß umfaßt etwa 1700 Nummern, die von 1860 bis
1890 reichen, Levis Briefwechsel mit fast allen Mitgliedern
des Hauses Wahnfried, darunter an 170 Briefe und Briefchen
Cosima Wagners, und mit vielen führenden Musikern Deutsch
lands und des Auslandes. Ausführlichere Mitteilungen über
den Inhalt werden von Prof. Adolf Sandberger ange
kündigt.
BILDER,
(Ein Werk vom Meister des Dortmunder Marienaltars.)
Ein frühw'estfälischer dreiteiliger Tafelaltar, der als Werk des
»Meisters des Dortmunder Marienaltars« bezeichnet wird,
wurde aus dem Londoner Kumsthandel für den hohen Preis
von 15.000 Pfund an einen französischen Privatsammler ver
kauft. Der ausgezeichnet erhaltene Altar, der vor etwa 40
Jahren von Köln nach London gekommen ist, soll sich ehe
dem in westfälischem Adekbeisilz befunden haben. Das
Miltelstück des Altars bildet eine Kreuzigung, die beiden
Flügel zeigen die Anbetung der Könige sowie die Grablegung
Christi und auf der Außenseite Heiligenfiguren. In der Qua
lität der Ausführung soll das Tryptichon den Dortmunder
Marienaltar übertreffen. Ehedem wurde das Meisterwerk als
eine Arbeit von Kon-rad von Soest angesprochen.
(16 Gemälde gestohlen.) In einer Villa in Nizza haben
Diebe aus einer Kunstsammlung sechzehn Gemälde gestohlen.
Es handelt sich um Werke von .Manet, Renoir, Courbet,
Corot und Dega®. Der Wert der Bilder geht in die Millionen.
(Baidung Gräens Geburtsjahr.) Professor Dr. Carl Koch
von der Staatlichen Kunsibibliothek in Berlin hat jetzt das
Geburtsjahr von Hans Bai düng Grien, dem großen alt
deutschen Maler und Zeitgenossen Dürers, festgestellt. Er kam
darauf durch einen Straßburger Notendruck, den die Stadt
bibliothek Augsburg als Unikum besitzt. Es ist eine Trauer
komposition des Kircfaenmusiker-s Sixtus Ditt-rich auf den Tod
des Thomas Sporer, der einer der besten Meister des be
gleiteten Kunstliedes gewesen, in Straßburg um 1534 gestorben
ist und aus dessen Werk, wie in dem von Alfred Einstein
bearbeiteten Riemannschen Musiklexikon berichtet wird, acht
Lieder erhalten sind. Diese Trauerkomposition nun enthält eine
Vorrede des Humanisten Rudalphinger, die auch dem
Baidung gewidmet ist. Als besonderes Freundschaftsbekenntnis
aber sind dem Schriftcben zwei Holzschnitte Baidungs voran
gestellt; sie verkörpern die beiden bedeutendsten Persönlich
keiten aus dem Freundschaftskreise um Sporer, nämlich Rudal
phinger und Baidung selbst. Die Holzschnitte, die Koch in der
„Zeitschrift für Kunstgeschichte" veröffentlicht, tragen als
Unterschriften Verse. Baidung wird hier in dem Schriftcben,
das 1534 erschien, 49 Jahre alt genannt. Er muß also 1,485 oder
in den letzten Monaten 1484 geboren sein. Bisher nahm man
an, daß Baidungs Geburtsdatum etwas früher liegt.
PHILATELIE.
(Das Preisausschreiben der Wipa) fand nicht das er
wartete Interesse, was zum Teil mit der wenig günstigen
Placierung der beiden Tafeln mit den 24 falschen und einer
echten und den 24 echten , und einer falschen Marke zusam
menhängt. Unter den falschen Marken war die 12. Marke,
ein gelber Merkur, echt, unter den echten die 19. Marke,
die 5 Ngr. Sachsen, falsch. An Lösungen wurden 2547 ein
gereicht, von -denen nur 655 richtig waren. Von diesen lautete
fast ein Drittel auf -denselben Namen, so daß diesem Herrn
auch -der erste Preis von 500 S bar zufiel. Insgesamt wurden
3672 Stimmzettel abgegeben, von denen 691 auf die Bosnien-
Herzegowina-Sammlung des Herrn Rudolf Nicoladoni
lauteten, -der, wie berichtet, auch von der Jury mit einem
Preis bedacht w'orden ist.
(Gedenkmarken.) Zum 80. Geburtstage des regierenden
Fürsten Franz I. von und zu Liechtenstein hat das
Fürstentum Liechtenstein am 28. August eine Serie von Brief
marken zu 10, 20 und 30 Rappen herausgegeben. Die Marken
zeigen das Brustbild des greisen Fürsten, — Die litauische
Postverwaltung gibt Flugzeugpos-tmarken mit den Bildern -der
verunglückten Flieger Dariu® und Givenas aus.
(Das Hakenkreuz als Wasserzeichen.) Aus Berlin wird
uns gemeldet: Vom Postministerium wird die Aenderung des
Wasserzeichens bei den kursierenden Briefmarken angekün
digt. An Stelle des bisherigen Waben-Wasserzeichens- tritt bei
-den Frei- und Dienstmarken das Hakenkreuz als Wasser
zeichen. Da aber vorerst die Bestände an altem Papier auf
gebraucht werden sollen, ist mit dem Erscheinen der ersten
Marken mit dem neuen Wasserzeichen erst im Herbst zu
rechnen.
(Eine Zeppelin-Marke in Amerika,) Aus Washington
wird uns berichtet: Der Generalpostmeister Farley kündigt
die Herausgabe einer neuen 50-Cent-Son-dermarke anläßlich
des Fluges- des »Grafen Zeppelin« nach Chicago
im Oktober d. J. an,
VERSCHIEDENES
(Inschriftenfund in Vindomssa.) Beim Anlegen der Dorf-
kanalis-ation in W i n d i s c h wurde ein Bruchstück einer größe
ren Inschrift aus dem 4. Jah-rh. n. Chr. gefunden. Erhalten sind
Teile von drei Zeilen. Diese genügen zur Feststellung, daß es
sich um eine Bauinschrift der XXI. Legion -handeln muß, die
unter dem Kaiser Claudius an einem Bauwerk des römischen
Legionslagers angebracht worden ist, (Der -Stein lag dicht neben
einem Rinnstein der alten Lagerstraße. Bemerkenswert ist, daß
im Jahre 1898 etwa 20 Meter weiter östlich, ebenfalls auf der
Lagerstraße, die bekannte Claudius-Inschrift aus dem Jahre 47
n. Ohr. gefunden worden ist, die auch von der XXI, Legion
stammt. Die Beobachtung der jüngeren Vindonissaforschung, -daß
es insbesondere diese Legion gewesen ist, die das Legionslager
Vindonisisa ausgebaut hat, wird dadurch erneut bestätigt.
(Ein Kleid der Königin Maria Antoinette.) Das Briti
sche Museum in London erwarb aus dem Besitze der
Familie Besnard ein reichgesticktes Kleid, -das für die un
glückliche Königin Maria Antoinette von Frankreich an-
geferti-gt, aber von ihr nicht mehr getragen wurde. Am Tage
nach ihrer Hinrichtung hat es der Garderobemeister Bes
nard an sich genommen, in dessen Familie es bis jetzt blieb.
(Dr. James Schmidt f.) Der Kunsthistoriker Dr. James
Schmidt ist im Alter von 57 Jahren in Leningrad gestorben.
Er wirkte dort seit 1901 in der Leitung der Eremitage und
gehörte zum Lehrkörper des 1913 von V. Sabor begründeten
„Instituts für Kunstwissenschaft“. James Schmidt war ein
Kunsthistoriker von Wissen und Urteil. Von seinen Veröffent
lichungen ist die Studie über „Anordnung und Komposition der
Teppiche Raffaels“ zu nennen.
(Die Ausstellung sächsischer Kunst verschoben.) Im
Rahmen des Dresdner Jubiläums-Sommers war u. a. auch eine
Sächsische Kunstausstellung geplant. Obgleich sich der Durch
führung dieses Unternehmens schon von Anfang an erhebliche
Schwierigkeiten entgegengestellt und die Vorarbeiten durch die
Ereignisse der letzten Monate naturgemäß eine Stockung er
fahren hatten, -hat das Ministerium für Volksbildung in letzter,
Zeit mit den in erster Linie beteiligten Künstlerkorporationen
und anderen zuständigen Stellen die Verhandlungen wieder
aufgenommen. Dabei ist man zu der Ueberzeugung gelangt,
daß es ratsam ist, den Plan einer -solchen Ausstellung für
dieses Jahr fallen zu lassen und -sie auf nächstes Jahr zu
verschieben. Eine Anzahl Künstlerverbände wird -daher im
laufenden Jahre eigene Ausstellungen veranstalten.
(Francois Pompon f.) Der bekannte Pariser Bildhauer
Francois Pompon ist im Alter von 78 Jahren in Paris ge
storben. Pompon, dessen Spezialität Tierskulpturen waren,