Nr. 22/23
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 195
DR. N. BEETS
GEMÄLDE UND HANDZEICHNUNGEN
AMSTERDAM
6 DE LAIRESSESTRAAT * TEL. 25096
um Francs 720.—. Sehr gute Preise erzielten auch
die heraldischen und genealogischen Werke.
Die reichhaltige Inkunabel-Abteilung
wurde lebhaft beboten und zur Gänze zu guten Prei
sen verkauft. Von den Holzschnittbüchern des
15. Jahrhunderts brachte Nr. 180 Brandon, Augsburg,
zirka 1476, Francs 3100.—; Nr. 193, Columna, Hi
storie von Troya, Augsburg 1479, Francs 162,0.—;
Nr. 205, Historia septem sapientium Romae, Köln,
um 1490, mit sehr interessanten niederländischen
Holzschnitten, Francs 2000.—, Ein besonders schö
nes Exemplar der berühmten Nürnberger Welt
chronik (Nr, 238) erwarb ein Münchner Antiquariat
um. Francs 2300.—.
Lebhaftem Interesse begegnete auch die Abteilung
der deutschen und französischen Holzschnittbücher
des 16. Jahrhunderts, um die sich französische und
englische Interessenten besonders bewarben.
Eine kleine Ueberraschung bot die Versteigerung
der Musikabteilung. Das Tabulaturbuch des
Albert de Rippe, Paris 1552 (Nr. 328), das mit
Francs 600,— geschätzt war, brachte Francs 900.—;
ein ähnliches Musikwerk vcn Morlaye, Paris 1552
(Nr. 336), ging von 300 auf 500 Frcs, Zwei deutsche
Tabulaturbücher (Nr. 333 und 340) erzielten 860 und
1200 Francs.
Diese mittelalterliche Bibliothek war auch be
sonders durch ihren Reichtum an interessanten
Handschriften bemerkenswert. Eines der
frühesten Manuskripte, die Capitularia Caroli Magni
aus dem 10. Jahrhundert brachte Francs 4200.—;
das schöne illuminierte französische Manuskript des
15. Jahrhunderts, Mansel, Fleur des Histoires
(Nr, 373) ging für Francs 5050,— nach Paris, Von
den deutschen mittelalterlichen Dichtungen erzielte
die Reimchronik des Rudolf von Ems mit 240 Minia
turen (Nr. 396) Francs 1600.—. Eine Pergament-
Handschrift, enthaltend mittelhochdeutsche Spruch
gedichte des Strikker (Nr, 401), wurde für
Francs 4660,— von einem Schweizer Antiquar er
standen. Ein Passional in Reimen mit zwei einge
klebten Zeichnungen des 14, Jahrhunderts (Nr, 394)
ging von 750 auf 1850 Francs.
Heiß umstritten war die Abteilung der Bibel-
Ausgaben. Eine Sienesische Bibelhandschrift des
14. Jahrhunderts mit schönen Initialen (Nr. 424)
wurde für Frcs 1250.— nach Paris verkauft. Die be
rühmte Complutensische Polyglotten-Bibel, die den
ersten Druck der griechischen Bibel enthält (Nr. 427),
ging für Francs 1850,— an einen Schweizer Interes
senten, Die erste russische Bibel, Ostrog 1581
(Nr, 471), brachte Francs 1050.—; die erste isländi
sche Bibel, Stockholm 1584 (Nr. 468), 460 Francs.
Zwei hebräische medizinische Hand
schriften, ein Avicenna und ein Gordon, Lilium
medicinae (beide aus dem 15. Jahrhundert) erreichten
1500 respektive 1900 Francs (Nr. 473 und 474). —
Von den medizinischen Handschriften wurde ein
Pergament - Manuskript des 13. Jahrhunderts, Con-
stantinus Africanus, Viaticus Über (Nr. 508), ein be
sonders wichtiger medizinischer Text aus der Biblio
thek des Hieronymus Münzer von 800 auf 1800
Francs gesteigert. Die medizinischen Kollegienhefte
des Nürnberger Humanisten Hieronymus Münzer,
geschrieben um 1470 in Pavia (Nr, 512 und 513),
brachten 920 beziehungsweise 750 Francs, Die Hand
schrift des Arzneibuches des Ortolff von Bayerland
(Nr. 514) ging für Frcs 1000.— nach England, ebenso
eine medizinische Sammelhandschrift (Nr. 516) für
Francs 1100.—, Von den medizinischen Inkunabeln
brachten die höchsten Preise Nr. 565, Galen, Editio
princeps, Venedig 1490, Francs 2750.—; Nr. 569,
Gordonio, Lilium medicinae, Neapel 1480, Editio
princeps, Francs 3700,—; Nr. 583, Nicolaus Salenu
tanus und' Mesue, Straßburg 1484, Francs 1140.—.
In der Abteilung Exakte Wissenschaf
ten seien drei Bücher besonders hervorgehoben:
Nr. 644, die Erstausgabe des Hauptwerkes von Co-
pernicus, Nürnberg 1543, erzielte Francs 1550.—, das
noch seltenere, vorbereitende Werk seines Freundes
Rheticus (Nr. 645), Francs 1200.—, Das erste in
vlämischer Sprache gedruckte Lehrbuch der doppel
ten Buchhaltung von Christoffels, Antwerpen 1553
(Nr. 638) brachte den Rekordpreis von 1180 Francs,
Eine Sensation für die Sammler alter Jagd
literatur bildete das Auftauchen eines bisher
unbekannten mittelalterlichen Werkes über Falken
jagd von Andreas Bragadinus, eine Pergamenthand-
scbrift aus dem Jahre 1370, das für Francs 3500.—
nach England verkauft wurde.
Ein herrlicher großer Maroquinband von Pade-
loup mit dem Wappen Ludwigs XV, und breiter Den-
telle ging für Francs 2490.— nach Paris, ebenso
Nr, 781, die Oden des Ronsard in der Originalaus
gabe, Paris 1550, für Francs 1010.—, Eine kostbare
Pariser Ausgabe der Werke des Francois Villon,
Paris 1532 (Nr. 792), brachte Francs 2120.—.
Auch die im. Anschluß an die Bibliothek ver
steigerten Autographen-Sammlungen Jo
seph Dessauer und Dr. E. v. K. fanden großes
Interesse. Ein Beethoven-Brief brachte Francs 1050.—
ein Mozart - Brief Francs 780.— und ein Chopin-
Manuskript Francs 340.—,