MAK
S.-.K' 196 
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG 
Nr. 22/23 
JCulturmission. 
Von Dr, Lothar Ring (Wien). 
Im Anfang steht wohl der spielerische Trieb, 
der wahllos und dabei doch irgendwie mit eiiwr 
Freude am Bunten begabt in Erscheinung tritt. So 
sammelt etwa das kleine Kind flache Kiesel und 
trägt sie zusammen und ist böse, wenn die Mutter 
die mühsam gewonnenen Steinchen fortwirft. Spä 
ter wird dieser Drang bewußter, nimmt konkrete 
Formen an. Der kleine Junge sammelt Münzen, 
Briefmarken; jetzt bedeuten sie ihm schon mehr, als 
ehedem die Steinchen. Sie sind Wert- und Aus 
tauschobjekt geworden. Es ergibt sich die ange 
nehme Möglichkeit, die gesammelten Exemplare, 
dank dem Bestreben gleichgestimmter Schulfreun 
de, im Austauschwege zu variieren, um auf diese 
Art die Sammlung zu ergänzen und abzurunden. 
Der zehnjährige Knirps fühlt sich bereits als 
Sammler. Voll Stolz zeigt er seine Schätze und 
weiß, jetzt ist er jemand und genießt bald darauf die 
noch ungewollten und ihm kaum bewußten Vorteile 
solcher Sammlertätigkeit. Der ausgeprägte Kopf des 
Cäsar auf der altrömischen Münze bringt irgendwie 
Zusammenhänge mit alter Kaiserherrlichkeit, regt 
zum Nachdenken an und entwickelt zugleich die 
Freude an Plastik und Form. 
Maria Theresias barocke Erscheinung auf den 
altösterreichischen Kupfermünzen oder noch früher, 
das breitlippige Gesicht eines Kaisers Leopold, sind 
Symbole einer Epoche. So werden im jugendlichen 
Gemüte unbewußt Keime späterer geistiger Ent 
wicklung gelegt. Die seltsamen Ochsenköpfe auf 
den altrumänischen Marken, die sonderbar drei 
eckige Form der Postzeichen des Kaps der guten 
Hoffnung, die großdimensionierten amerikanischen 
Zeitungsmarken, all 1 das ist irgendwie in seiner 
Außergewöhnlichkeit phantasiebefruchtend und zu 
gleich beziehungsreich für fremde Länder und 
Zonen. 
„Kap der guten Hoffnung 1 ', klingt das nicht wie 
ein buntes Abenteuer, das doch zugleich irgendwie 
einprägsam für den späteren Geographieunterricht 
wirkt? Welche Unterstützung für mangelnde Lern 
begier eines phantasiebegabten Kindes! Die durch 
Briefmarken erweckten ersten geographischen Vor 
stellungen haften fürs spätere Leben ebenso, wie 
dank der Münzen sich geschichtliche Vorstellungen 
entwickeln und so wird dieser Spieltrieb auch dem 
Heranwachsenden Bedürfnis und mitunter sogar 
Leidenschaft. Seine psychologischen Vorstellungen 
gründen sich wohl auf das uralte, menschliche Be 
streben nach Besitz. Nur was uns eigentümlich ge 
hört, ist wahrhaft unser und darum auch die Sucht, 
den Besitz der Sammlung stetig zu mehren; aber 
dabei doch welch unerhörter, künstlerischer Ge 
winn! 
Da ist ein Sammler alter Bilder, begrenzt auf 
Niederländer oder Primitive, hier ein Sammler alten 
Porzellans von Sevres oder Meißen, dort wieder 
ein Freund kolorierter französischer Kupferstiche 
des achtzehnten Jahrhunderts, jeder in seiner Art 
verschieden. Jeder mit dem Blick auf ein bestimm 
tes Sammlergebiet gerichtet. Aber doch in einem 
verwandt: Dem unerhörten Vermögen zu differen 
zieren, Echtes vom Falschen zu unterscheiden, aus 
dem Gegenstand der Darstellung nicht allein auf 
ihren Schöpfer, sondern auch auf seinen mensch 
lichen Ideenkreis zu schließen und darüber hinaus 
irgendwie, durch ein geheimes Fluidum Beziehung zu 
einem Stück Leben zu gewinnen, das, wenn auch 
vielleicht längst verklungen, doch mit irgend wel 
chen Akkorden in unsere Gegenwart mitschwingt. 
Was ist Kultur anderes, als das Zusammenwir 
ken menschlichen Fleißes und menschlicher Bega 
bung? Zu diesem großen, geistigen Universum, in 
dem schließlich nichts verloren gehen kann, Bezie 
hung zu gewinnen, das ist die Mission des Samm 
lers und zugleich im Wechsel der Zeit sein Trost, 
Wohnungseinrichtung einer Sammlerin. 
Bei der Versteigerung der Wohnungseinrichtung 
der Frau Elise Umlauf in Wien (siehe Nr. 21 
der „Internationalen Sammler - Zeitung“) wurden 
weiters folgende Preise (in Schilling) erzielt: 
Arbeiten in Bronze, Zinn und anderem Metall, Uhren. 
309 Empire-Leuchter aus vergoldeter Bronze 55 
313 Tischuhr aus Messing, Anf. 18, J 170 
314 iHorizontal-Sonnenuhr, 18. J i . . 32 
315 Kleine Horizontal-Sonnenuhr aus Silber 25 
317 (Runde Vortragslaterne aus Messing, 17, J 130 
318 Barock-Schnabelkrug aus Feinzinn, Schweiz, 1760 . . 45 
319 (Barock-Deckelterrine aus Feinzinn 65 
320 (Drei große, ein kleiner Teller aus Fein'zinn 28 
321 Große Barock-Schüssel aus Z'ion, datiert 1766 .... 17 
323 Ein Blumenkübel aus Kupfer 17 
331 Fünf verschiedene, runde Bronzeplaketten 5 
333 Ein Telegraphentaster in Form eines Tannenzapfens 
aus Bronze 6 
335 (Zwei Barock-Altarleuchter aus Feinzinn 22 
Keramik, Porzellan. 
336 Zylindrische Schale mit Untertasse aus Altwiener 
Porzellan, um 1800 45 
337 (Desgl 50 
339 Desgl 35 
340 (Desgl 38 
342 Porzellanschale, sign. L, Dagoty, Paris 50 
343 Schale samt Untertasse, Wien, 1817 und 1824 .... 70 
344 Porzellanschale samt Untertasse, Marke L. (Dagotv, 
Paris ? . . 40 
345 Desgl 40 
346 Zylindrische Schale samt Untertasse, Wien, um 1811 . 35 
349 Desgl 40 
350 Zylindrische Schale samt Untertasse aus altfranzösi 
schem Porzellan, um 1800 28 
352 Kleines .Sahnekännchen aus Altwiener Porzellan, 
um 1780 14 
353 Hohe Becherschale, Marke Sevres 40 
354 Sahnekännchen mit Deckel saus Altwiener Porzellan, 
um 1795 45 
357 Empireschale samt Untertasse aus Altwiener (Porzellan, 
um 1805 35 
358 Empireschale samt Untertasse, Gotha Rotterberg . - 60 
359 Barock-Anbieteplatte a. Altwiener Porzellan, um 1750 50 
361 Altfranzösische Schale samt Untertasse aus Porzellan, 
Sevresmarke (.Patendre) 18 
362 Schreibzeug aus Altwiener Porzellan, um 1842 .... 60 
365 Schale aus chinesischem Eierschalen-Porzellan, 18. J. 5 
368 Biedermeier-Glocke in (Form einer Reiterin .... 45 
369 Bonbonkörbchen aus Altwiener Porzellan, um 1801 • 30 
370 (Porzellan-(Puppenkännchen mit Blaudekor (Kloster 
Veilsdorf) 10 
371 Bonbonschale aus Altwiener Porzellan, 1828 28 
372 Schale samt Untertasse aus .Altmeißner Porzellan • • 25 
(4 Schale samt Untertasse aus Altmeißner 'Porzellan . . 25
	        
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