MAK
Nr. 3 
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG 
Seite 23 
St. Auspitz, Castiglioni, Eissler, Strauss u. a. 
Alle diese Kollektionen sind aber den Weg der 
meisten bürgerlichen Sammlungen unserer Zeit ge 
gangen, versteigert oder auf andere Weise in die 
Welt zerstreut worden, Erhalten blieb nur ein Teil 
der Sammlung Figdor und die Sammlung Benda, sie 
sind in den Besitz des Kunsthistorischen Museums 
übergegangen. Von den bedeutendsten Wiener 
Privatsammlungen stehen u. a. noch aufrecht die von 
Oskar Bondy und Dr. Heymann. 
Wie sieht nun die Zukunft des Sammelns, insbe 
sondere des von Privaten, aus? Kein Zweifel, daß 
die bisherige nicht geringfügige Sammlertätigkeit 
unserer Zeit, von aufrichtigem Interesse an Kunst 
und Kultur getragen, vielfach aber auch von der 
Erwägung geleitet war, daß verständiges, auf die 
Erwerbung von Qualitätswerken ausgehendes Sam 
meln eine gute Kapitalsanlage ist (ein berühmtes Bei 
spiel: die vor 25 Jahren in 5 Auktionen versteigerte 
Lanner-Sammlung. Auf diesen Voraussetzungen be 
ruhte der große Aufschwung dieser Tätigkeit und 
damit der des internationalen Handels. Die unge 
heuerliche Revolutionierung des Wirtschaftslebens 
der letzten Jahre, welche alle bisherigen Berech 
nungen und Sicherheiten über den Haufen geworfen 
hat, mußte natürlich auch das Sammelwesen und den 
Kunstmarkt aufs stärkste beeinflussen, Objekte von 
hohem Range und in einer die Kaufkraft weit über 
steigenden Zahl werden dermalen tief unter ihrem 
Werte ausgeboten, vielfach ohne entsprechenden Er 
folg, Mittelgut wird geradezu verschleudert. Die 
Auktionshäuser und Antiquitätengeschäfte sind über 
füllt, die Preise, die meist erzielt werden, sind gering. 
Nie hat es sonach eine Zeit gegeben, höchstens in den 
Anfängen des Sammelns, in welcher es, wie eben jetzt, 
möglich gewesen ist, mit verhältnismäßig wenig Geld 
eine erstklassige Sammlung anzulegen. Wer aber hat 
heute flüssiges Geld, und wenn er noch über freie 
Mittel verfügt, den Mut, es in Kunstwerken anzu 
legen, die keine Zinsen tragen und immerhin im 
Preise zunächst noch weiter fallen können? Ein 
Unglück ist es, daß natürlich auch die Museen keine 
Mittel haben, um die für sie dermalen äußerst gün 
stige Konjunktur auszunützen, 
Es wird ja wieder besser werden. Wer den 
richtigen Instinkt für das Kommende hat und ihm 
mit entsprechender Kühnheit folgt, wird die Mög 
lichkeit haben, nach Herzenslust und mit relativ 
geringen Mitteln die schönsten Dinge zu erwerben. 
Auf den Trümmern einer schmerzensreichen, kultur 
feindlichen Epoche wird sich früher oder später ge 
wiß neues Leben, von allen bisherigen Wider 
sprüchen und Katastrophen befreiter, einsichtsvoller 
und fruchtbarer Sammeltätigkeit aufbauen lassen, an 
welcher auch der solide Kunsthandel hervorragend 
mitzuwirken berufen sein wird. Denn des wohlge 
merkt: soliden Kunsthandels wird nie zu entbehren 
sein; an seinem Gedeihen und an seiner tatkräftigen 
Hilfe sind Sammler, Museen und Gesellschaft, die ihre 
Aufgabe richtig erfassen, aufs lebhafteste interessiert. 
Xdiederaufriehtung der JCunst. 
Von Hofrat Professor Rudolf Marschall. 
Die Kunst stellt den Wertmesser für die Kultur 
eines jeden Volkes dar. Selbst die niedrigsten 
Völker haben von jeher ihre Kunst. Trotzdem steht 
sie heute in unserer Verfallsperiode, in erster Reihe 
unter den Leidtragenden hinter dem Sarge des 
Wohlstandes. Fern vom politischen Getriebe des 
Tages ist aber gerade sie es, die vor allem in ihrem 
Schaffen die Zusammenhänge des menschlichen Wir 
kens empfindet und mit ihren Werken die Menschen 
untereinander verbindet. Sie erscheint daher be 
rufen, das ihre dort beizutragen, wo es sich um 
Wohl und Wehe aller Völker und Schichten handelt, 
um die Kurve der Entwicklung aus einer Periode 
des Verfalles wieder in eine solche des Fortschrittes 
zu bringen. Die zivilisierte Welt versucht heute, 
durch Rüstungsbeschränkungen und die derzeitige 
Völkerbundorganisation Kriege .zu verhindern, sowie 
durch abnormale Sparmaßnahmen Wesentliches zur 
Aufrichtung der Wirtschaft beizutragen, ferner, um 
nur ein Detail aus der Wirtschaftspolitik herauszu 
greifen, durch Zollfestungspolitik den Lebensstandard 
eines Landes dessen Wohlfahrt und Bedeutung zu 
heben. 
Bis heute zeigte sich, daß auf diesem Wege das 
angestrebte Ziel nicht erreicht wurde. Schon gar 
nicht konnten die steten Angriffe auf Kapitalismus 
Die „Internationale Sammler - Zeitung“ begeht 
die Erinnerungsfeier ihres 25 jährigen Bestandes in 
einer schweren Zeit des Kampfes für die Existenz in 
Gegenwart und Zukunft der bildenden Kunst, In ' 
und Maschine, an. Stelle einer Abstellung ihrer ein 
seitigen oder mißbräuchlichen Anwendung von Er 
folg sein, Weder Krieg noch Wirtschaftskrieg wurde 
bisher hintangehalten. Noch immer greift Zer 
setzungspolitik um sich, Keil um Keil wird 1 in die 
Massen getrieben, ohne daß die Völker diesen Be 
strebungen eine entsprechende Abwehr entgegen 
stellen. Unter dem fiktiven Begriffe der Befreiung 
von Fesseln hat noch immer Uebervorteilungs- und 
Ichpolitik mehr Geltung als eine sachliche, normale 
Ordnung der Dinge. 
So findet eine beständige ungeheuerliche Ver 
geudung von Volkskraft und Volksvermögen statt 
und eine Zertrümmerung von vielen schwer genug 
in früherer Zeit erarbeiteten Werten, ohne die über 
die Folgen des Weltkrieges weit hinausgehenden 
Ursachen des Niederganges zu beheben. Erst wenn 
aus diesem Chaos die allgemeine Erkenntnis und 
Ueberzeugung gereift sein wird, daß der Staat, ob 
Sieger, Neutraler oder Besiegter, einzeln ohnmächtig 
ist, dem Verfalle Einhalt zu bieten und keine solche 
Frage von Belang anders als durch elementare Taten 
internationaler Zusammenarbeit zu lösen ist, kann 
und wird eine Wiederaufrichtung der Wirtschaft und 
damit der Kunst beginnen. 
ihrem Gründungsjahre stand man an der Schwelle 
einer Epoche, welche zu einem glanzvollen Auf 
schwung des allgemeinen Interesses an allen künst 
lerischen Produktionszweigen führte und damit im 
cMiniaturen. 
Von Alfred von Strasser,
	        
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