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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG 
Nr. 5 
zu arbeiten, ist höchst verderblich, da sich dabei 
di,e meisten Druckerfarben lösen und der Druck 
matt wird. Man kann auch mit Eau de Javelle ar 
beiten, was früher sehr beliebt war. Heute ist man 
davon abgekommen, ohne daß bis jetzt die behaup 
teten Schädigungen durch die Javelle-Methode klar 
lägen. Niemals arbeite man mit Chlor, Chlor zersetzt 
das Papier und so behandelte Blätter zerfallen mit 
der Zeit, Es gibt zwar Mittel, Chlor zu neutralisie 
ren, entfernen läßt es sich aber besonders bei wei 
cheren Papieren nie ganz und das erweichte Papier 
saugt es kapillierend tief ein. Eine radikalere Me 
thode bei härteren Papieren ist die, das Stück mit 
reinem weichen Kleister vorsichtig bildseits zu be 
streichen, es 1 bis 2 Stunden liegen zu lassen und 
dann mit einer weichen Bürste oder einem weichen 
Pinsel ohne Druck den Kleister wieder fortzuneh 
men, 
Handzeichnungen oder restaurierte Blätter, 
überhaupt alle Blätter, die den nassen Prozeß nicht 
vertragen oder nicht geraten erscheinen lassen, 
können auch auf trockenem Wege gereinigt werden. 
Knetgummi verwende man aber nur tupfend und mit 
Vorsicht, bei weichen und seidig fasernden Papie 
ren nie. Die Reinigung mit Weißbrotkrumen ist noch 
das sicherste. Auch eine vorsichtige Abtupfung mit 
leichter Essigsäure ist bei nur stellenweiser Reini 
gung noch zu empfehlen. (Lösung 1:5,1 Ein Ganzbad 
in dieser Lösung verlangt sehr eifriges, bei leicht 
erweichendem oder dünnem Papier mehrmaliges 
Wässern nach vorhergehender Trocknung. 
Stock- und Rostflecke können, wie das Mikro 
skop zeigt, zweierlei Prozessen ihr Dasein verdan 
ken, einem Gärungsprozeß der feucht gelagerten 
Papiermasse oder einem pilzbildenden Fäulnispro 
zeß. Ein Unterschied bei der Entfernung der einen 
oder anderen Art braucht aber nicht gemacht zu 
Werden, 
Einfachere Verfärbungen gehen im Sonnenpro 
zeß schon fort oder bei einem der eben geschilder 
ten Reinigungsprozesse. Das Sonnenbad für Stock 
flecke richte man so: Man lege das Bild bildwärts 
auf eine gewässerte Glasplatte und setze es der 
Sonnenbestrahlung aus. Das Manöver kann man be 
liebig wiederholen. 
Intensivere Wirkung hat die Chlorbleichung. 
1 kg Chlorkalk wird mit 3 1 Wasser gut angemacht. 
Zum Gebrauch verdünne man diese Lösung mit 5- 
bis 6-facher Wassermenge. Nach der Waschung mit 
dieser Flüssigkeit, die yasch geschehen muß und 
ohne daß sich das Blatt vollsaugt, setze man es 
einer 15 Minuten dauernden Wasserspülung fleißig 
aus. Danach — um das Chlor zu neutralisieren — 
10 Minuten einem Natronbad. Dessen Herstellung: 
100 g schwefelsaures Natron gelöst in 0.5 1 Wasser, 
Nachher noch einmal reichliche Wässerung, um auch 
die Natronlauge zu entfernen. Meist werden bei 
diesem nicht sehr zu empfehlenden Rezept die Blät 
ter kalkig weiß. Zur Neubräunung wird meist Kaffee 
absud verwendet. Recht schön und einwandfrei wer 
den so behandelte Blätter selten sein. 
Bei der früher geübten Technik, Blätter in 
Sammelfolianten einzukleben, oder der auch heute 
noch zuweilen von Sammlern geübten Barbarei, 
Blätter ganz aufzukleben oder gar „aufzuziehen 1 ', 
kommt es oft vor, daß der Sammler Blätter in die 
Hand bekommt, die Kleister- und Leimspuren tra 
gen, ja sogar Pilzbildungen auf Kleister- und Leim 
grundlage tragen. 
In diesem Falle helfen nur fortgesetzte Wa 
schungen in warmem Wasser, wobei das bereits ge 
badete Blatt auch an der Unglücksstelle direkt mit 
heißem Wasser betupft werden kann, um die Lösung 
zu beschleunigen. Nach Entfernung der Leimsub 
stanz selbst kann dep Besonnungsprozeß angewandt 
werden oder sogar ein Betupfen mit Wasserstoff 
superoxyd gewagt werden. Auch die Behandlung mit 
oxydierter Salzsäure (nachher recht sorgfältig wäs 
sern!) wird empfohlen. Die Leimflecken sind meist 
sehr hartnäckig. In solchen Fällen kann man auch, 
wenn dabei für das Blatt nichts zu befürchten ist, 
mit einer Kleesalzlösung arbeiten, oder mit der so 
genannten Guillett’schen Lösung, die aus drei Teilen 
Weinsteinsäure auf ein Teil Schwefelsäure besteht. 
(Auswaschen!) Nach diesen Prozessen empfiehlt 
sich ein neutralisierendes Bad mit Eau de Javelle. 
Wasserflecke sind oft gleichbedeutend mit 
Stockflecken. Häufiger stellen sie sich aber als 
Pigmentveränderungen dar und sind dann auf den 
Grundierungsschichten nicht mehr entfernbar. So 
besonders, wenn der Stich das Wasser ansaugte 
(Ränderbildung). Warmes Nässen mit einem wei 
chen Gummischwamm von der Rückseite her hilft 
oft, zuweilen auch Schwemmen in warmem Wasser 
in einer Wanne und Bleichen. 
Neue Fettflecke im Papier können mit Benzin, 
Aether oder einigen anderen für Fettfleckentfernung 
günstigen Mitteln leicht entfernt werden. Alte 
Flecke sind meist sehr zäh und haben zuweilen so 
gar die Papiermasse selbst in der Substanz schon 
chemisch verändert. Sie können dann wohl durch 
die erwähnten Mittel aufgehellt werden, nie aber 
ganz entfernt werden. Die genannten Chemikalien 
wende man stets so an, daß sie nicht selbst auf das 
Papier aufgetragen werden, sondern nur ihre Ver 
dampfung einwirkt. Neue Flecke bestreut man auch 
mit Kreidepulver, legt Seidenpapier darüber und 
bewegt auf diesem ein mäßig heißes Plätteisen. Auch 
von der Rückseite her kann man solchen Flecken 
zu Leibe gehen, insbesondere mit Schwefeläther 
oder Ammoniak. Gerade bei Fettflecken besteht die 
große Gefahr, daß sich zugleich mit ihnen die Druck 
farbe auflöst. Vorsichtigstes Arbeiten ist daher Ge 
bot und es ist anzuraten, Fettflecke immer den Re 
stauratoren zu überlassen. 
Dasselbe gilt für Oelflecke. Man kann auch 
ihnen mit dem Bügeleisen und geschabtem Gips bzw. 
Kohlenpulver zuleibe gehen. Man kann sie mit 
Chloroform zu lösen versuchen oder mit Eau de Ja 
velle. In allen diesen Fällen muß aber die Fleck 
grenze genau eingehalten werden, um Ränder zu 
vermeiden, und diese Sicherheit haben Amateure 
meistens nicht. 
Fliegenschmutz ist eine häufig vorkommende 
Blattschädigung. Soweit solcher Schmutz sich nicht 
bei der Reinigung auf feuchtem Wege von selbst 
löst, oder soweit eine solche (z. B. bei Handzeich 
nungen) nicht tunlich erscheint, feuchte man den 
Schmutz wenig an, ritze ihn mit Nadel oder Feder 
messer kreuzförmig an und hebe ihn von innen her 
aus ab, bzw. sprenge ihn ab. 
Wurmlöcher unterklebe man nur dann, wenn 
es nicht anders geht. Sonst fülle man sie mit Papier 
masse aus, die man sich von einer Papierfabrik be 
sorgt oder man stelle sich aus altem Papier durch 
Kochen selbst Masse her, Die Ränder feuchte man 
an, lege das Blatt auf Glas, spritze Masse ins Loch, 
presse sie mit einem Stecknadelkopf an und schabe
	        
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