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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG 
Nr. 4 
cMünzversteigerungen. 
Der Februar bringt vier große Münzauktionen, 
Die erste, die Adolph Heß in Luzern am 
15, Februar veranstaltet, umfaßt, wie übrigens ihre 
Vorgängerin am 18, und 19. Dezember vorigen Jah 
res, griechische und römische Münzen. Es 
gibt da, wie wir dem Katalog entnehmen, neben gu 
ten Stücken mittleren Ranges einige Kostbarkeiten 
an Geprägen der Griechenstädte Siziliens und Maze 
doniens, sowie einen Goldstater von P a n t i c a - 
päum am. Schwarzen Meer, ein Rarissimum, dessen 
Wert nur durch den Umstand beeinträchtigt wird, 
daß zufällig ein Exemplar auch in der von Felix 
Schlessinger in Berlin für den 26, Februar 
angekündigten Versteigerung vorkommt. Es ist ein 
Zufall, wie er höchst selten sich ereignet, daß ein 
sonst nicht zu sehendes Stück fast gleichzeitig auf 
zwei verschiedenen Kunstmärkten ausgeb »ten wird. 
Diese Berliner Auktion ist übrigens auch sonst 
nicht arm an interessanten Stücken. Da sind Cherso- 
nesus, sowie Olbia mit Gold- und Silbermünzen und 
den in der griechischen Münzgeschicbte ganz verein 
zelt dastehenden, gegossenen Schwerkupfermünzen, 
ferner die Herrscher von Thracien und des pratinisch- 
bosporanischen Königreiches vertreten. Bemerkens 
wert sind auch die frühen Blaßgoldstatere von Kyzi- 
kos und die schönen Porträtmünzen hellenistischer 
Herrscher von Syrien, Baktrien, Parthien und 
Aegypten. 
Dieser Auktion läßt Schlessinger am 27. und 
28. Februar eine solche von Münzen des Mittel 
alters und der Neuzeit, sowie von Orden und 
Ehrenzeichen folgen. Hier ist auch die Schweiz 
mit etwa achtzig, zum Teile sehr guten Stücken 
(Basler Goldgulden von 1524, Dukat der Stadt Chur 
von 1634) vertreten. Das wertvollste Stück der 
Sammlung ist ein undatierter Taler des Grafen Al- 
wig VII. von Sulz, um das Jahr 1620 in der Münz 
stätte Thiengen geprägt. Seit der Versteigerung der 
Sammlung von Sc hultheß - Rechberg im Jahre 
1868 ist ein solches Stück im Handel nicht mehr vor 
gekommen. 
Der 26, Februar wird auch für das numismatische 
Leben von Zürich bedeutsam sein. Denn an die 
sem Tage beginnt die seit etwa einem Jahre dort 
bestehende Münzenfirma Dr, Hans Nußbaum ihre 
erste Auktion. Es ist dies zugleich die erste 
größere, durch einen Fachmann durchgeführte Münz 
versteigerung in Zürich, da zwei kleinere Auktionen 
in den Jahren 1900 und 1905 und die Liquidation der 
inhaltlich bedeutenden Sammlung G e ß n e r im 
Jahre 1891 kaum mitgezählt werden können und 
jedenfalls eine Tradition nicht geschaffen haben. 
Die Nußbaum‘sche „Jungfernauktion“, die unter 
dem Stichwort „Nomism a‘* erfolgt, erstreckt sich 
allerdings nicht auf schweizerische Münzen, denen 
die Firma ihr besonderes Interesse zuzuwenden ge 
denkt; allein, man muß auch im Münzhandel die 
Feste feiern, wie sie fallen, und die Auktionen nach 
den auf den Markt kommenden Sammlungen rich 
ten. So wird diese Versteigerung eine gegen 2500 
Nummern umfassende, an Seltenheiten reiche Spe 
zialsammlung von Münzen der südlichen Nieder 
lande, also aus dem heutigen Belgien, von histori 
schen niederländischen Medaillen und von solchen 
des Hauses Habsburg bringen. 
Die Niederlande sind dank der frühen und hohen 
Entwicklung ihrer Kultur münzgeschichtlich eines der 
interessantesten Länder, und ihre überaus bewegte 
politische Geschichte hat in Münzen und Medaillen 
ihren reichen Niederschlag gefunden. Sogar zur 
Schweiz laufen Fäden; der Freund der Schweizer 
geschichte wird hier Münzen Karls des Kühnen aus 
flandrischen und Brabanter Münzstätten finden; auch 
eine Porträtmedaille (Original-Bronze) von Can 
dida auf diesen Fürsten ist vorhanden. 
Chronik. 
BIBLIOPHILIE. 
(Ist die 42 zeitige Bibel von Gutenberg?) Als 23. Band 
dar „Veröffentlichungen der Guteriberg-Gesellschaft" erschien 
eben das Werk „Gutenbergs älteste Type und die mit ihr her 
gestellten Drucke". Der Verfasser, Prof. Dr. G. Zedier in 
Wiesbaden, geht in der Gutenberg-Forschung bekanntlich seine 
eigenen Wege. Schon im Jahre 1921 hat sein Werk „Von Coster 
zu Gutenberg" ebensoviel Begeisterung wie schroffe Ablehnung 
erfahren, Aehnlich ist es ihm mit anderen Arbeiten zur Ge 
schichte des Frühdruckes ergangen, ln seinem neuesten Werke 
kommt er hauptsächlich zu drei der überlieferten Auffassung 
entgegengesetzten Feststellungen: 1. An Stelle der Sybillen 
weissagung nimmt der Darmstädter 2 7 z e i 1 ig e Donat 
die Stelle des ältesten Gutenberg'schen Druckwerkes ein; 
2. die 42zeilige Bibel ist nicht von Guten her g, 
sondern von Fust (und S c h ö f f e r) gedruckt worden 
und 3. J ohann Numeister ist der Drucker der 3 6 z ei 
lig e n Bibel. Somit käme Gutenberg um den Ruhm des 
Bibeldruckes, Was werden wohl die Besitzer von Gutenberg- 
Bibeln zu diesem Forschungsergebnis sagen? 
(Umbenennung einer Bibliothek.) Die Freiherr Karl von 
R o t h s c h i 1 d'® c h e Bibliothek in Frankfurt a. M, ist, 
wie uns von dort gemeldet wird, auf Anordnung der städtischen 
Behörden in „Bibliothek für neuere Sprachen und Musik" um 
gewandelt worden, — Die Bibliothek wurde im Jahre 1887 von 
der Freifrau Louise von Rothschild zum Andenken an 
ihren Vater gegründet. Die Bibliothek, die schon 1913 über 
70.0(M) Bände zählte, pflegte besonders die Kunst- und Musik 
wissenschaft, die neuere Philologie, die Volkskunde und ver 
gleichende Sprachwissenschaft. 
(Die Deutsche Bücherei ist zu klein geworden.) Wie das 
»Börsenblatt für den deutschen Buchhandel« berichtet, hat der 
Rat der Stadt Leipzig einen Erweiterungsbau der bekanntlich 
das gesamtdeutsche Schrifttum sammelnden Deutschen 
Bücherei beantragt, der mit einem Kostenaufwand von 
600.000 Mark durchgeführt werden soll. Das 1914 bis 1916 
mit einem Kostenaufwands von 2' !•> Millionen Mark errichtete 
jetzige Gebäude war für ein Fassungsvermögen von 1,230.000 
Bänden berechnet. Es sollte bis 1935 ausreichen. Diese Be 
rechnung hat sich als richtig erwiesen. Die Deutsche Bücherei 
besitzt bereits 1,105,000 Bände, hat aber noch Speicher mit 
einem Fassungsvermögen von 350.000 Bänden, die noch nicht 
belegt worden sind. Aber die Räume, die als Speicher dienen 
sollten, mußten inzwischen anderen Zwecken nutzbar ge 
macht werden und dem Deutschen Museum für Buch und 
Schrift, der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familien 
geschichte, der Oberprüfstelle für Schund- und Schmutz 
schriften und der Gesellschaft der Freunde der Bücherei 
dienlich sein. Es ist daher notwendig, für den jährlich etwa 
70,000 Einheiten betragenden Zustrom jetzt Platz zu schaffen, 
für den keine Unterbringungsmöglichkeiten mehr vorhanden
	        
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