Nr. 11/12
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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Sammlung L. van den Bergti
und verschiedener Kunstbesitz
Hervorragende Gemälde u. a. von Rembrandt (Porträt der Mechteld van Doorn), Hobbema, Metsu, Jan Steen
Jacob und Salomon van Ruysdael, van Goyen.
Englische und französische Möbel des 18. Jahrhunderts, Bronzen, Tapisserien, Teppiche.
Ausstellung am 3. u. 4. November 1935 Hotel de Ventes „Leesmuseum“, Rokin 102
Paul Graupe, Berlin W 9 Hak van Waay, Amsterdam
Bellevuestraße 3 Katalog auf Wunsch. Rokin 102
Außer Porzellan birgt diese Wohnung auch sonst
wunderschöne Gegenstände. Wir verweisen auf ein
vollständiges, handgraviertes und handgeätztes eng
lisches Trinkservice aus 62 Stücken, jedes Stück
von W e b b signiert, sowie schöne Bleikristallglas
objekte. Sehr originell sind eine kleine Likörflasche
und 4 Likörbecher mit bekannten Wiener Persönlich
keiten von Hans Schließmann bemalt und sig
niert.
Die Malerei ist ebenfalls sehr gut vertreten,
Von Fritz P o n t i n i, der mit seiner Gattin Gusti
so tragisch geendet hat und der trotz seines italieni
schen Namens ein Egerländer war, dem seine Vater
stadt im Museum zu Eger ein eigenes Zimmer ge
widmet hat, finden wir die Bilder »Moorstich im
Herbst«, von dem Erzherzog Peter Ferdinand
anläßlich der Jahresausstellung 1912 im Wiener
Künstlerhaus humorvoll gesagt hat: »Man spürt
förmlich den warmen Wind wehen«, und »Schwäne
im Eis«, ein Bild, welches damals von dem jetzigen
Besitzer angekauft worden ist. Otto Herschels
Bild »Friedenszeiten«, das 1912 im Künstlerhaus aus
gestellt und mit der goldenen Medaille ausgezeichnet
worden ist, weist eine auffallende Farbengebung auf,
die in der Ausstellung lebhafteste Beachtung gefun
den hat. Fritz Lach zeigt naturgetreu das Gebiet
des »Hohen Priel« mit Alpen- und Baumlandschaft
im Vordergrund, Vincenz Havlicek in einem ent
zückenden Aquarell ein Stück von Abtenau. Julius
von Blaas läßt »Bauernpferde mit Knecht« und
»Pferd im Stall« sehen. Ausgezeichnet sind die
»Schönbrunner Schloßruine im Schnee« von R a n -
z o n i, »Friederizianischer Offizier« von L ö w i t h
aus München sowie »Enten im Teich« von dem be
kannten Tiermaler T i e d j e n. Auch ein Oelbild
»Tschechisches Bauernmädchen« von Vaclav Maly,
das in Wien im Hagenbund 1912 ausgestellt war und
in tausenden Ansichtskarten verbreitet wurde, soll
nicht vergessen sein,'\Von Ludwig Hans Fischer,
dem Wiener Altmeister der Aquarellkunst und Haus
maler des Grafen Lanckoronski, sind mit Kunst und
Feinheit ausgeführte Arbeiten vorhanden. »Die Votiv
kirche im Vorfrühling«, bekannt durch Reproduktio
nen, »Das Schottentor« — hier ist im Vordergrund
noch der alte Pferdeomnibus zu sehen —, »Die Ste
phanskirche«, »Der Christkindlmarkt«, »Die alte
Rotgasse«, »Rosenvilla auf Volosca«, »Stiege auf
Arbe« u. a. Wenn wir am Ende noch eine Aquarell-
miniatur von Albert T h e e r »Gräfin Trani«, die
Schwester der Kaiserin Elisabeth darstellend, und
ein ausgezeichnetes Stilleben von Max Schödl er
wähnen, haben wir damit lange nicht alles aufge
zählt, was von Gegenständen dieser Auktion beson
dere Beachtung verdient.
JQ.0%0 Pfund für die P/iiniatuvcnsammlung cMorgens.
Aus London wird uns geschrieben:
Die Versteigerung der Miniaturensammlung
John Pierpont Morgans hat, man muß es ge
stehen, ziemlich enttäuscht. Nicht als ob der Auk
tionssaal von C h r i s t i e nicht an allen Tagen
zum Erdrücken voll war und sich nicht um die
meisten Stücke ein lebhafter Kampf entspann, man
erwartete mehr, erwartete Rekordpreise und als
Endsumme eine siebenstellige Zahl. Und das Er
gebnis blieb so ganz hinter den hochgespannten
Erwartungen zurück, obwohl schließlich audi
70.040 Pfund ein respektables Sümmchen sind,
ln französische Währung übersetzt, ergibt dies
5,250.000 Frcs, in österreichische einen Betrag von
2,102.000 Schilling. Aber hier, wo man mit höheren
Ziffern zu rechnen gewohnt ist und gar in diesem
Falle, wo es sich um eine berühmte Sammlung
handelte, war man sichtlich enttäuscht. Das hörte
man sagen, wird Morgan nicht herausreißen, das
Ergebnis hatte wohl kaum die Mühe gelohnt, die
Sammlung von Amerika nach der Themse zu brin
gen. Man zog auch vielfach Vergleiche zwischen
den Summen, die J. Pierpont Morgan sen., der
Vorbesitzer der Sammlung, für einzelne Stücke ge
zahlt hat und fand, daß Morgan jun. mit bedeuten
dem Verlust verkauft hat.
Eine Ausnahme, die einzige wahrscheinlich, bil
dete die Miniatur der Miss Pemberfon von Hans
H o 1 b e i n dem Jüngeren, die Lord D u v e e n
um 5900 Pfd. erstand, das war etwas mehr als das
Doppelte, das Morgan-Vater im Jahre 1904 auf der
Auktion Hawking dafür gab. Die Miniatur brachte
nämlich damals 2750 Pfund. Dagegen hat das be
rühmte Armada Juwel, für das Morgan sen. im
Jahre 1902 bei Christie 5250 Pfd. erlegte, jetzt nur
2700 Pfd. erzielt. Ersleher war der National-Kunst-
Sammeifonds, der die prächtige, in Edelsteinen ge-