Nr. 7/8
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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Wegen Auflösung bzw. Verkleinerung von Sammlungen
21. bis 24. Mai 1935
Sammlung Geheimrat Ottmar Strauss 11.
Aus dem Haus Bayenthalgürtel 4 ln Köln / Aus Haus Heisterberg
Sammlung Schwarz, Berlin / Nachlass Geheimrat Preetorius, Mainz Privatbesitz
Gemälde alter Meister / Gemälde des 19. Jahrhunderts / Graphik / Holzskulpturen der Gotik und Renaissance
MITTELALTERLICHES KUNSTGEWERBE in Bronze. Zellenschmelz, Elfenbein und Silber / Fayencen /
Porzellan / Zinn / Glas / Glasgemälde / Tapisserien / Möbel / Teppiche / Ostasiatische Kunst
Besichtigung: 16., 17., 18. und 20. Mai 1935 Katalog mit 89 Tafeln RM 5*- gl
l)r. Arthur Kauffmami in Firma HUGO HELBING, Frankfurt am Main, Boekenheimcr Landstr. 8 §j
neu® der Erhaltung der gräflichen Harrac h-G a 1 e r i e. Als
Berater des Erzherzogs iFranz Ferdinand in Kunstdingen
nahm er eine geachtete Stellung ein.
(Sensal Fritz Huber.) Mit herzlichem Bedauern wird man
vernehmen, daß Herr Fritz Huber von seiner Funktion als
Sensal des Dorotheums zurückgetreten ist. Huber, der schon
auf eine lange, ehrenvolle kaufmännische Tätigkeit zurück
blickte, als er sich dem Sensaldienste widmete, erwarb sich
rasch da« Vertrauen weiter 'Sammlerkreise, die ihn gerne mit
der Ausführung ihrer Aufträge betrauten. Der Dienst wurde
aber allmählich dem alten Herrn zu anstrengend, so daß er sich
ihn aufzugeben entschloß.
(Albrecht Dürer-Bund in Wien.) Die Neuwahl der Ver
einsleitung für das Bundesjahr 1935/36, -Welche in der Haupt
versammlung am 11. April vorgenommen wurde, hatte folgen
des Ergebnis: Vorstand: iHan-sjGötzinger; Erster und Zwei
ter Vorstandstellvertreter: Ludwig Heßhaimer und Udo
W eit Ll; Schatzmeister: Rudolf Kierner; Erster und Zweiter
Schriftführer: Hermann iSchmi-d und Liesl Kinzel; Bundes-
heimverwalter: Franz Gill.
(Der Mähr. Kunstverein in Brünn) veranstaltet in der Zeit
vom 5. bis 30. Mai in seinem Künsflerihause Krapfengasse 41
eine Gedächtnis-Ausstellung Hermine Laukota
und eine Mitglieder-Ausstel-lung des Vereines deutscher Male
rinnen in Prag.
(Wappenforscher Gustav A. Seyler f-) Aus dem kleinen
Kreis der wirklich bedeutenden Kenner des- Wappenwesens
wurde kürzlich einer der bekanntesten, der Geh. Ministerialrat
a. D. Gustav A. Seyler, in hohem Alter durch den Tod ab
gerufen. Im Bunde mit Friedrich Warnecke und Maximi
lian Gritzner hat Seyler 1869 den ältesten der bestehenden,
deutschen Vereine zur Pflege der Wappen- und Geschlechter
kunde, „Der Herold", in Berlin gegründet. Besonders hervorzu
heben als Früchte seines unermüdlichen Schaffens sind seine
klassischen Werke „Geschichte der Heraldik" (1885/89) und
„Geschichte der Siegel“ (1894). Jahrzehntelang leitete Seyler
die Herausgabe des größten deutschen Wappenwerkes, des so
genannten „/Neuen Siebmacher", vor allem den zwölf Teile um
fassenden Band V: „Bürgerliches Wappenbuch" (Nürnberg
1854/1925).
(Der Erfinder des Kupfertiefdrucks.) Der in der ganzen
Welt bekannt gewordene Erfinder des Kupfertiefdrucks, Ernst
Rolffs, konnte -dieser Tage in Eichendorf im Westerwald
seinen 76. Geburtstag feiern.
MUSEEN.
(Spanische Kunst im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin.)
Im Erdgeschoß des Kaiser-Friedrich-Museum,s in Berlin ist
an der Spreeseite ein Saal für „Spanische Kunst" eingerichtet
worden. Er enthält vor allem die spanischen Werke der zwei
ten Sammlung Simon, -die 1918 als eine der größten Stiftungen
Dr. J. Simons ins Museum kam; bemerkenswert sind die
ausgezeichnet erhaltenen Grabsteine eines Ehepaares aus dem
14, Jahrhundert und zwei gemalte Stiftertafeln. aus- Barcelona,
die zu den wichtigsten Arbeiten des 15. Jahrhunderts gehören.
In dem übrigen Museumsbesitz spanischer und portugiesischer
Herkunft, der mit den Simon'schen, Stücken vereinigt wurde,
Tagt die Holzbüste einer -weinenden Maria hervor, ein Haupt
werk des sevillianischen Barock.
(Hessisches Landgrafenmuseum,) Aus Kassel wird be
richtet: Eine der bedeutsamsten musealen Neuschöpfungen in
Mitteldeutschland, das von der preußischen Museumsverwaltung
hier eingerichtete Hessische Landgrafenmuseum, ist feierlich er
öffnet worden. Es wird die bisher in verschiedenen Museen
und Schlössern verstreut untergebrachten großen und wert
vollen Sammlungen der durch Kunstsinn ausgezeichneten
hessischen Fürsten des 15. bis 18. Jahrhunderts zum erstenmal
geschlossen darbieten. U. a. eine reichhaltige und wertvolle
Waffensammlung, die in der internationalen Waffenkunde gleich
nach -den berühmten Sammlungen in Dresden, Stockholm und
Madrid genannt wird; weiter eine der schönsten Sammlungen
alter Porzellane und Majoliken, darunter einige einzigartige
Stücke ältester chinesischer Porzellane, sowie eine umfang
reiche Gemäldegalerie, -die auch bisher von der Verwaltung
der Staatlichen Sammlungen betreut wurde und die politisch
ebenfalls nicht unbedeutende hessische Fürstengeschichte vor
trefflich beleuchtet. Sie enthält viele Bilder bekannter Maler
des 17, und 18. Jahrhunderts. Es entbehrt nicht des besonderen
Reizes, daß es gerade ein Nachkomme der alten hessischen
Fürsten, der Oberpräsident Prinz Philipp von Hessen, ist, dem
die Aufgabe zugefallen ist, die schon lange gehegten Pläne der
preußischen Museumsverwaltung in amtlicher Eigenschaft zu
fördern und zu vollenden.
(Leipzig erwirbt eine Bach-Sammlung,) Der Rat -der Stadt
Leipzig hat die Mittel für den Erwerb der Bach-Sammlung
G o r k e bewilligt. Damit gelangt die Stadt in den Besitz von
außerordentlich wertvollen- Stücken; in erster Linie handelt es
sich um eine Handschrift des „Quodlibet", und um die erst vor
kurzem entdeckte Violin-Sonate G-dur. Auch sonst enthält die
Sammlung beachtenswerte Stücke, teils Abschriften von Wer
ken Sebastian Bachs, Werke seiner Söhne und solche von
Schülern, vor allen Dingen von Krebs. Im .Rahmen des Reichs-
Badh-Fes-tes wird im Gohliser Schlößchen eine Bach-
Ausstellung gezeigt werden, die Leipzig ganz aus eigenen Mit
teln bestreiten will. Hier wird auch die eben erworbene Samm
lung Raum finden, zumal die Werlte von den Söhnen und den
Schülern de,s Meisters für die Bach-Forschung sehr wertvoll
sind,
(Neuordnung der Breslauer Kunstsammlungen.) Aus Bres
lau wird uns berichtet: In achtzehnmonatiger Tätigkeit ist die
Neuordnung des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und
Altertümer und des Schloßmuseums durchgeführt worden.
Zweck der Arbeiten war, die Bestände nach historischen und
| sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten neu zu gliedern und da
durch allen Schichten der Bevölkerung, namentlich auch der
Jugend, einen geschlossenen Ueberblick über die historische
Entwicklung zu vermitteln. Die chronologische Anordnung ge
schah so, daß die beiden Museen jetzt eine innere Einheit bil
den, Im einzelnen ist im älteren Teil besonders die Eindeut
schung -des Ostens an künstlerischen Zeugnissen aus dem Mut
terland und dem Siedlungsgebiet, ferner die wirtschaftliche
Schlüsselstellung der Stadt Breslau sichtbar gemacht worden.
Zu neuer Wirkung kommen im Kunstgewerbemuseum neben
Werken Michael Willmanns namentlich die Altertümer der
Breslauer Zünfte, im Schloßmuseum, das um fünfzehn Räume
bereichert werden konnte, die bäuerlichen Altertümer des
Landes.
(Püsudski-Museum in Zulow.) Schon seit einiger Zeit be
steht der Plan, das im Wilnagebiet gelegene iStammgut der
Familie Pilsudski, Zulow, das sich jetzt in anderen Händen
befindet, wieder anzukaufen und dort ein Pilsudski-Mu-
s e u m einzurichten. Die polnische Regierung hat die erforder
lichen Schritte zum Ankauf des 'Gutes bereits eingeleitet.