Seite 111
Nr. 10
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
100 ausgewählte Gemälde.
Aus München wird uns geschrieben:
In der Fülle der Veranstaltungen rings um den
„Tag der deutschen Kunst“, die ihren Gipfelpunkt
in der Eröffnung des neuerbauten „Hauses der Deut
schen Kunst“ hatte, fehlte es auch nicht an einer
bedeutsamen Kunstversteigerung. Es war dies die
Auktion der ausgewählten hundert Gemälde, die das
Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller am
15. Juli veranstaltete. Die „Internationale Sammler
zeitung“ hat die Objekte in einer Vorbesprechung
gewürdigt und es ist jetzt nur hinzuzufügen, daß
die Bilder von den Kennern nach Gebühr gewür
digt wurden und auch entsprechende Preise erziel
ten.
Am heißesten umstritten war Spitzwegs „Ad
lerjäger“, eine stimmungsvolle Llocligebirgslandschaft
mit Jäger und Hund als Staffage, die auf 13.700 Mark
gesteigert wurde. Lebhaft war auch der Kampf um
die beiden Gemälde von Pissaro. Das „Eselsfuhr
werk“ brachte 6000, der „Blick auf die Seine“ 4700
Mark. Von den Bildern Wopfners erzielte „An
der Nordseeküste“ 2500, von denen Max Lieber-
man ns „Märchen auf Loren“ 2000 und „Hollän
dische Kinder“ 1500 Mark.
Nachstehend die Einzelpreise (ohne Zuschlag):
5 Franz de Beu 1, Schafherde beim Mondschein zum
Stall zurückkehrend, 66 : 98 cm 300
6 B i r z e r, Herbsttag, 90 : 76 cm 500
8 Braith, Zicklein auf einer Wiese, 35:25,5 cm 260
9 Biirkel, St. P eter-Friedhof in Salzburg im Schnee,
32.5 : 41,5 cm 400
10 Buttersack, Spätsommer in Oberbayern,
67.5 :80,5 cm ' 500
12 Lovis Corinth, Paris-Urteil, . 76,5 :. 85,5 cm 1100
17 Ders., Alte Italienerin, 80:65 cm 1800
15 Willi, von Diez, Reitergruppe, 26:34,5 cm 400
16 Ders,, Zwei Reiter vor der Schenke, 26,5 : 34 cm 500
17 Dupre d. Bauernmädchen mit Trageimer auf
einer Wiese, 61 : 51 cm 370
22 Conrad Eilers, Fischerboote am Strand beim
Ausladen, 22 : 40 cm 230
31 Ludw. von Hagn, Nach dem Ausritt, 21,5:26cm 250
33 Hengeler, Puttenreigen, 60:71,5 cm 400
34 Thomas Herbst, Kinderkopf, 44 :34 cm 420
35 Georg J a k 0 b i d e s, Apfelstilleben auf einem Silber
tablett, 41 : 59 cm 330
38 Fugen Kampf, Holland. Landschaft 52,5 :34,5 cm 220
41 Jenö von Kemenedy, Aus den Bauernkriegen,
26 : 33,5 cm 390
49 Max Liebermann, Mädchen aus Laren,
70 : 40,5 cm 2000
50 Ders., Holländische Kinder, 76 :60 cm 1500
52 Paul L o i s e a u, Corneille-Brücke in Rouen, 1927,
60 : 73 cm 700
54 Maxime Matffra, Rückkehr der Krabbenfischer,
54 : 80,5 cm 950
56 Ernst Meißner, Schafherde auf verschneiter
Landstraße, 46 : 55 cm 200
61 Camille Pissaro, Eselsfuhrwerk, 33:41 cm 6000
63 Ders., Blick auf die Seine, 35,5 : 28 cm 4700
64 I.orenzo Q u a g 1 i 0, Im Tölzer Tal, 61:71 cm 2100
68 Ed. Schleich d. Ae., Kühe an der Tränke,
14,5 : 22 cm 200
70 Ders., Herannabendes Gew itter, 10 :27,5 cm 400
76 Arnold Schulten, Hochgebirgslandschaft mit Vieh
herde, 107 : 135 cm 470
77 Aug. Seidel, Vorgebirgslandschaft mit Feldkreuz,
14,5 : 31 cm 500
78 Carl Seiler, Der Flötenspieler im Rokoko-
kostiim, 23 : 17 cm 450
80 Joh. Sperl, I.eibls Atelierfenster in Kutterling, um
rankt von wilden Rosen, 22 : 37 cm 950
81 Karl S p i t z \v e g, Der Adlerjäger, 81 : 30 cm 13 700
87 Toni von Stadler, Sommertag am Fluß,
25,5 : 25 cm 1200
91 Charles Vetter, Nachmittagskaffee im Münchner
Hofgarten, 47 : 54 cm 410
92 Vlaminck, Blumenvase mit roten und gelben Blu
men, 55 : 46,5 cm 1000
93 Friedr. V 0 11 z, Pferde, 33 : 30,5 cm 250
94 Paul Wagner, Geschwister, 73,5:50 cm 150
99 Josef Wopfner, Chiemsee, 44,5:68,5 cm 700
100 Ders., An der Nordseeküste,. 108 :167 em 2500
Anschließend an die Versteigerung eröffnete das
Münchener Kunstversteigerungshaus am 24. Juli eine
Gedächtnisausstellung von Arbeiten des im November
vorigen Jahres verstorbenen Münchner Malers Pro
fessor Lothar Bech stein, die bis Ende August
geöffnet bleibt.
Pückbfick auf die Pexip.
Aus Paris wird uns geschrieben:
Die „Pexip“ hat das Schicksal der Weltausstel
lung geteilt. Auch sie war zur Eröffnung, die am
18. Juni erfolgte, nicht fertig, aber während die
Ausstellung noch immer fertig werden kann, ist es
bei der Pexip nicht mehr möglich, da sie programm
gemäß am 27. Juni schon geschlossen werden mußte.
Dieser Umstand hatte zur Folge, daß eine Anzahl
Aussteller tagelang nach ihren Sammlungen fahnde
te und sie schließlich selbst montierten, damit sie
die Jury in den Kreis ihrer Beurteilung ziehen kann.
Der Katalog verzeichnete 435 Sammlungen und
95 Fachwerke gegenüber 860, bezw. 128, die im vo
rigen Jahre in New-York ausgestellt waren. Von den
Sammlungen entfielen 177 auf Frankreich selbst,
51 auf die Vereinigten Staaten Nordamerikas, 41
auf Belgien, 30 auf die Schweiz, 24 auf Großbri
tannien, 19 auf Deutschland. Die restlichen 93 ver
teilten sich auf 14 weitere europäische und 1 o über
seeische Länder. Der Elsässer Mr. B u r r n s stellte
hors concours von seiner einzig dastehenden kom
pletten Generalsammlung eine auf T5 Millionen Francs
versicherte Auslese größter Seltenheiten aus. Aber
man muß gerecht sein und zugeben, daß auch sonst
viel des Bewundernswerten in der Pexip zu sehen
war.
Die Abteilung Frankreich und Kolonien war
am reichlichsten beschickt und nahm ein Drittel des
Raumes im Grand-Palais in Anspruch. Alle, auch
die seltensten Werte waren vorhanden, gebraucht
auch auf Brief in allen möglichen Kombinationen,
ungebraucht fast ausnahmslos auch im Originalbogen
mit den seltenen Kehrdrucken der Erstausgaben, de
ren Preise im Yvertkatalog z. T. mit fünf und sechs
stelligen Zahlen vermerkt sind. Diese Kehrdrucke
befinden sich im Boden nur einmal, bei gewissen
Werten zwei- bis dreimal und entstanden dadurch,
daß bei der Flerstellung der Druckplatten von 150,
resp. 300 Druckstöcken einzelne Cliches versehen-
lich kopfstehend in die Druckformen eingesetzt wur
den. Diese Fehler wurden damals kaum beachtet,
heute sind sie gesuchte Raritäten.
Philatelistisch und geschichtlich äußerst interes
sant, waren die verschiedenen Ballon briefe, Zeu
gen der Zeit vom 19. September 1870 bis Ende
Januar 1871, da die deutschen Truppen Paris voll
ständig eingeschlossen hatten und nur die mit be
mannten Ballons beförderten Briefe und Zeitungen
bis zum Gewicht von vier Gramm Nachrichten nach
außen vermitteln konnten. Auch die infolge Fehlens
gewisser Markenwerte verwendeten halben und Vier
tel-Marken, sowie die mit Taxvermerken und teilweise