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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 11
Fig. 1. Siccardi, Brustbild
einer jungen Dame.
Fig. 2. Isabey, Napoleon I. Fig.
3.
Isabey, Bildnis der Frau von Malopolska.
Eine Miniatur von Siccardi, das Brustbild einer jun
gen Dame in schwarzem, ausgeschnittenem Kleid,
zeigt unsere Abbildung, Fig. I.
Der historische Aufbau der französischen Klein -
bildkunst wird weiters durch sehr gut gewählte Bei
spiele aus dem Schaffen eines Augustin und eines
Isabey (s. die Abbildungen Fig. 2, Napoleon I. in
schwarzbraunem Waffenrock mit rotem Kragen, roten
Epauletten und Ordensband, links signiert: Isabey
i8to, Fig. 3 Bildnis der Frau von Malopolska in wei
ßem Empirekleid, hochgeschlossen, mit Spitzenkrause
um den Hals und Fig. 4 Bildnis einer Fürstin Ester
hazy in weißem Empirekleid mit grau-violettem Gür
tel und weißem Schleier, der vom Scheitel über die
rechte Schulter und Brust herabfällt und mit der
rechten Hand zusammengehalten wird) und nicht min
der durch Proben der miniaturistischen Art und Lei
stungsfähigkeit ihres ziemlich ausgebreiteten Schii-
Fig. 4. Isabey, Bildnis einer Fürstin Esterhazy.
Ler- und Anhängerkreises veranschaulicht; er findet
schließlich um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch
die forcierte Farbengebung und durch den genrearti
gen Einschlag miniaturpflegender Maler seinen Aus
klang.
Daß dem Wiener Kunstfreunde das Sammeln er
lesener Beispiele einheimischer Porträtminiatur zur
Herzenssache wurde, erweist schon ein flüchtiger Blick
in den überaus splendid ausgestatteten Katalog. In der
stattlichen Liste der Künstlernamen sind mit Aus
nahme der noch wenig erforschten Miniaturisten der
Fig. 5. Agricola, Junge Dame.
Theresianischen und Josefinischen Zeit die führenden
Maler des Franziszeischen, Ferdinandeischen und
Franzisko-Josephinischen Wien fast vollzählig vertre
ten. Aber nicht nur Füger, Daffinger und Waldmüller
mit ihren bedeutendsten, mehr oder minder bodenstän
digen Nachfahren treten auf den Plan, auch die dii
minorum gentium, die dem lebhaften Porträtbedürf
nis der österreichischen Provinzen der ehemaligen
Monarchie zu entsprechen hatten, gewinnen vielfach
durch neuartige Spiegelung ihres künstlerischen Cha
rakters an Interesse und Beachtung.
Aus der Fülle greifen wir heraus von Agri-