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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 16
Kupferstich-Auktion bei C. G. Boerner in Leipzig.
Der größere Teil der Sammlung, die C. G.
Boerner, am l. Dezember in Leipzig verstei
gert, stammt aus der Kupferstichsammlung
Friedrich August II. von Sachsen, die ja
schon oft wertvolle Beiträge zu den Boernerschen
Auktionen geliefert hat. Ein weiterer wichtiger Bei
trag ist eine Graphiksammlu ng. die zum Ver- t
mögen einer westdeutschen wissenschaft
lichen Stiftung gehört.
Die Qualität des zu versteigernden Materials ist
diesmal besonders hoch. Vor allem kommen herr
liche Hauptblätter von den großen Meistern Dürer,
Rem b ran dt und O stade zum Ausgebot. Zu nen
nen ist da eines der schönsten Exemplare von D ü
rers ,,Ad,am und Eva“, ein Frühdruck von unge
wöhnlicher Schönheit im Range des Exemplars, des
1927 bei Boerner 42.000 Rin. gekostet hat, ferner
ein prachtvolles Totenkopfwappen von Dürer auf Pa
pier mit der hohen Krone, eine ebensolche große
Fortuna und eine Serie von Madonnenstichen bester
Qualität. Auch von Re mb ran dt sind eine ganze
Anzahl Kostbarkeiten zu nennen: eine prachtvolle
Landschaft mit Hütte und LIeuschober, ein herrli
cher Mardochäus, ausgezeichnete Exemplare des Lut-
ma, des Marientodes, der Saskia usw. Eine gleich
reiche Sammlung von Aetz- und Frühdrucken des
O stade ist bei Boerner seit den Versteigerungen
von Davidsohn und Gaa nicht vorgekommen. Etwa
zwei Dutzend Radierungen des Meisters liegen in sel
tenen tonigen Frühdrucken vor. Klein meist er
und Niederländische Radierungen, hol
ländische Porträts und einige frühe italie
nische Stiche weisen viele seltene Blätter auf.
Einen besonders interessanten Beitrag bildet eine
Spezialsammlung früher deutscher kolorierter
Holzschnitte aus meist deutschen Inkunabeln und
Holzschnittbüchern des frühen 16. Jahrhunderts, dar
unter vereinzelte Einblattdrucke und zwei herrliche
Cranachfol gen in altem Kolorit, mit Gold und
Silber gehöht, die wohl zu Geschenkzwecken ge
dient haben.
Der illustrierte Katalog 196 erscheint Anfangs
November und kostet 2 Rm.
Die seffensten Briefmarken der Weit in London ausgestellt
Aus London wird uns geschrieben:
Auf der diesjährigen Londoner Briefmarkenausstellung in
der Dorland Hai! werden verschiedene der kostbarsten phila-
telistischen Raritäten der Welt gezeigt.
Unter den Marken, die zur Schau gestellt sind — man
schätzt die Gesamtzahl auf mehr als eine Million befinden
sich einige der seltensten Exemplare von Marken des vorigen
Jahrhunderts und von Fehldrucken, die nur kurze Zeit zu
rückdatieren, aber trotzdem bereits ein Vermögen repräsentie
ren, da es sich um einmalige Raritäten handelt. Da ist zum
Beispiel die seltenste i'iugpostmarkc der Welt, eine
24-Cent-Marke aus Amerika, die 1918 ausgegeben wurde. Der
im Bild befindliche Aeroplan ist verkehrt gedruckt. Nur
ein einziger Bogen dieses Fehldruckes wurde seinerzeit
ausgegeben, und der halbe Bogen versank in der Luxusjacht
einer der reichsten Frauen Amerikas, Mrs. Hetty Green, an
der atlantischen Küste. Von der restlichen Hälfte des Bo
gens sind nur noch ganz wenige Marken erhalten. Die
Zeichnung der Marke ist besonders auffallend, der blaue Aero
plan ist auf karminrotem Hintergrund gemalt.
Fine andere Rarität, die hier gezeigt wird, ist eine blaue
australische M a r k e, auf welcher der Schwankopf nach
unten gedruckt ist. Nur zehn Exemplare dieser Marke exi
stieren noch und nur zwei davon sind vollkommen unlädiert.
Unter den alten Marken ist der Block von den berühmten
schwarzen Penny marken, die ersten, die ausgegeben
wurden, sowie alle Erstausgaben der britischen Kolonien und
verschiedener' europäischer Lander, darunter frühe österreichi
sche, deutsche, Schweizer und französische Marken. Unter
den letzteren ist die orangefarbene Ein franken-
marke aus dem Jahre 1849 von besonderem Wert. Die mit
tel- und nordamerikanischen Marken aus dem vorigen Jahr
hundert, die ausgestellt sind, begegnen in PhiiatelislenKreisen
besonderem Interesse, da es liier auch viele Exemplare zu sehen
gibt, die seihst prominente Sammler bisher nur aus den Abbil
dungen in den Katalogen kannten. Verschiedene Bogen, in
denen nach der seinerzeitigen französischen ,,tete beche“-i
Methode eine Marke jeweils verkehrt gedruckt war, um Fäl
schungen zu erschweren, sind gleichfalls zum erstenmale hier
ausgestellt.
Aus ehemaligem Hofbesih.
Bei der Versteigerung der Wohnungseinrichtung
irn Hause Wien I., Bösendorferstraße 7, die das Do-
rotheu m vom 7 bis 9 Oktober durchführte, wur
den, wie wir schon in der Vorbesprechung der Auk
tion (siehe Nr. 10 vom 1. Oktober) mitteilten, viele
aus ehemal igem Hol besitz stammende, Sammler in
teressierende Gegenstände ausgeboten, die gut abgin
gen. Man verzeichnete folgende namhafte Preise (in
Schillingen):
5 Kartelluhr mit Schlagwerk, Gehäuse im Louis
XVI. Stil " 110
9 Niederdeutsche Eichentruhe, 18. J. 130
20 Biedermeiertiseh 220
21 Vier Biedermeiersessel 150
26 Vierarmiger Luster, gegen 1800 200
35 47, 203 Tapisserie-Garnitur, Franzos, um 1780 4000
39 Coppet, Krönung des Kaisers Ferdinand 1. in
Mailand, Aquar., 86 : 76 cm 450
47 Ein Paar liolländ. Biedermeiersessel aus Mahagoni 130
48 Porträt-Plakette Maria Theresias, sign. F. X. Würth 65
52 Tabernakelkasten um 1750 700
63 Großer Barockschrank 600
65 Holzstatuette eines Sehalknarren, 19. J. 100
70 Hohe Dielenuhr mit holländ. Uhrwerk 320
71 Gubig, Stadthaus von Florenz, Aquar., 29:43cm 200
85 Viereckiger Tisch im Barockstil 130
86 Bücherkasten im Maria Theresienstil 1000
92 Zwei geschnitzte Holz.englein, 18. J. 260
93 Aquarellmaler des 19. J., Die Madonna mit einem
Heiligen, Kopie nach van Dyck 120
96 Baroekstnhl 200
105 Kästchen, Deutsch, 17. J. 100
108 Bronzeplukette des Erzherzogs Rudolf, sign. 1.. Heu
berger ’ ‘ 100
111 Kleine Barocktruhe 100
112 Zwei Fauteuils aus politiertem Palisanderholz 240
113 Schreibtisch mit reicher Intarsia, um 1775 800
121 Luster, früher Biedermeierstil 220
200 Brule-Parfum von Fugen Hozart, Paris 100
202 Pfeilerkästchen im Stile der Maria Antoinette, Cremer,
Paris 220
204 Pie ringer, Das Stift Klosterneuburg 150
205 Ferd. Baue r, Blumenstrauß, Aquar., 33 :23 em 260
206 Kaminuhr, Paris um 1830 220
207 Ein Paar doppelarmige Bronzeleuchter im Stile
I.ouis XVI. ' 150
208 Pfeilerkästchen im Stile Maria Antoinette 220
209 Hohe Leuehtervase um 1820 130
210 Ein Paar doppelarmige Leuchter um 1800 170
211 Prunkschrank mit spanischen und maurischen
Motiven 1100
212 Bronze-Wanduhr, Stil Louis XVI. 260
230 Salonschrank, Arbeit von Cremer, Paris 500
, 234 Zwei Wandappliken aus Bronze, im Stile Louis XVI. 100