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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 16
vorher an Glasfarben bekannt war in der Färbung
der Glasmasse selbst, in der Vollkommenheit des
transparenten farbigen Schmelzes, in den sogenannten
Lasuren oder der sogenannten „Aetzung“, in den
Ueberfangkünsten und in jenem vielfarbigen Schmelz
der Lithyalingläser Egermanns, der im Glas den Halb
edelsteinen alle Reize der Natur abzugewinnen suchte.
Einige Bilder mögen das Gesagte illustrieren. So
zeigt Fig. i einen Kothgasser-Becher mit bunter
Schmelzmalerei, Stiefmütterchen als Streudekor, durch-
legenheit dazu bot, schöne Kugler-Graveurarbeiten
mit Wappen, Monogrammen, Aufschriften, Bilddar-
stellungen und Porträts. Er ging dabei über sein eigent
liches Sammelgebiet hinaus, indem er beachtens
werte Arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts seiner
Kollektion einverleibte, schön gegliederte Pokale mit
Wappen, Grottcsranken, Laub- und Bandelwerk-Minia-
turen, sowie mit Bildnisminiaturen. Eine Probe bie
tet Fig. 4, die drei zylindrische Becher, geschliffen
und graviert, mit breitem Rautenband am Fuß und
Fig. 5 Fig. 6. Fig, 4
Kugler-Graveurarbeiten.
zogen von einem bernsteinfarbenem Band mit der
Inschrift: ,,Jeden Morgen denke mein“. Fig 2. ver
anschaulicht einen Kothgasser-Becher mit einem gro
ßen Bienenkorb und Bienen, sowie mit einem gelben
Zierfries am Mundrand und Fig. 3 einen Kampfbe
cher von Kothgasser mit bunter Miniaturmalerei
in transluzidem Schmelz. Die Inschrift lautet: „Ein
Teil der Briel hinter Mödling“. Auf der Rückseite
sind Goldranken und die Inschrift „Zur Erinnerung
an den 27. Jänner 1818 von Anna Wiedemann.“
Als einer der Wenigen erkannte Freiherr von
Haymerle auch die zauberhafte Schönheit des alten
Glasschliffes, der im späteren Tg. Jahrhundert vom
billigen Preßglas verdrängt wurde und der, wie der
Direktor des Oesterreichischen Museums Dr. Ernst
es in dem Vorwort zu dem Katalog mit Zuversicht
ausspricht, als edelstes Erbe der Empire- und Bieder
meierzeit gewiß wieder seine Auferstehung bei den
Sammlern, Liebhabern und Meistern der Glaskunst
halten wird. Haymerle erwarb, wo sich ihm nur Ge-
graviertem Monogramm P in einem Vergißmeinnicht
kranz am Mundrand vorführt.
Solche Kuglergraveurarbeit sehen wir in den
Figuren 5 und 6. Erstere präsentiert einen zylindri
schen Becher mit reicher Kuglergraveurarbeit, Bo
genfries, Blumenaufsatz und Wappen zwischen obe
liskartigen Aufsätzen mit zartem Blattwerk, Wap
pen der Grafen Waldstein-Wartenberg, letztere einen
reich geschliffenen, zylindrischen Becher mit ge
kerbten Kanten und einem Kuglergraveurfries: Wap
pen mit Doppeladler und sechs Schränkbalken, da
runter ein Wappen von einem Löwenpaar gezogen,
Ranken und einem Monogramm J G M (Wappen der
Grafen Millesimo, Fideikomißherren Wilimow und
der Stiftsherrschaft Lonow in Böhmen).
Zum Schluß mag noch auf eine kleine Sonder
abteilung der Sammlung hingewiesen sein, auf die
eingeglasten Pa s t en r e 1 i e f s, die Bildnisse wieder
geben.
Collection Ant.
Aus A m s t e r d a m schreibt man uns:
Ihren großen, erfolgreichen Auktionen reihen
Men sing & Fils eine neue Versteigerung an, für
die drei Tage (23. bis 25. November) anberaumt
sind. Diesmal kommen aus dem Nachlaß- des Herrn
Ant. W. M. Mensin g Antiquitäten und Kunst-
gegenstände aller Art zum Verkauf.
Die Auktion setzt mit Miniaturen des 12. bis
16. Jahrhunderts ein, die das Beste vereinigen, das
auf diesem Gebiete hervorgebracht wurde. Besonders
stark sind die französischen Schulen vertreten, doch
W. M. Mensing.
fehlt es auch nicht an vorzüglichen Miniaturen der
italienischen, deutschen und holländischen Schulen.
Mensing beschränkte sich aber nicht auf die euro
päischen Miniaturen, er nahm das Gute, wo er es
fand und man wird sich darum picht wundern, daß
die Abteilung persischer Miniaturen in dem
von der Auktionsfirma mit gewohnter Spezialität aus
gestellten Katalog mehr als drei Seiten füllt.
Die Miniaturen werden im Katalog von den eng
lische n Antiquitäten ab gelöst, unter denen na
mentlich die interessanten Papyri aus der Zeit