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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 12
ihn der Berner Stadtbibliothek erhält. Auch die
Nr. 2, eine genaue Beschreibung des Schweizer Re
giments in königlichen französischen Diensten um
1775, ist ein interessantes Dokument Schweizer Ge
schichte und durch seinen reizenden Einband be
merkenswert. Einige schöne Miniaturenhandschriften,
meist religiösen Inhaltes vervollständigen diese Ab
teilung. ln der zweiten Abteilung, Bücher des XV. und
XVI. Jahrhunderts stößt man auf eine ganze Reihe
Schweizier Frühdrucke, so die hübsche Meinratslegende
von Bonstetten. Basel 1496. die außerordentlich merk
würdigen (Hart?) Holzschnitte des bis heute unbe
kannt gebliebenen Basier Meisters VC in der Precatio
dominica des Erasmus, Basel zirka 1523, die Probe
drucke der Kupferstiche des Züricher Goldschmiedes
und Kupferstechers Dietrich Meyer zu Zubiers No
vum instrumentum, und unter den Züricher Drucken
zwei frühe Schulbüchlein, deren eines mit einer in
teressanten Clair-obscure Bordüre geschmückt ist. kür
die Geschichte der Schweizer Heraldik von Interesse
ist das saubere Exemplar des Konstanzer Konzili
umsbuches von Reichenthal, da es die ersten gedruck
ten Schweizer Wappen enthält.
Den Hauptteil nehmen die illustrierten französi
schen Bücher des XVIII. Jahrhunderts aus der Samm
lung Sch. ein, die in allen ihren wichtigsten Beispie
len vertreten sind. Der Sammler hat es verstanden
eine gute Uebersicht über dieses so charmante Sam
melgebiet zusammenzubringen und so finden wir in
der großen Reihe alle die wichtigen französischen
Illustratoren dieser Epoche. Auch die Einbandkunst
dieser Zeit wird an einigen sehr schönen eleganten
Bänden gezeigt.
Der Ariost der Basquervillepresse in Maroquin
mit den schönen Kupfern von Mariliier und Cochin.
die außerordentlich seltenen „Liaisons dangereuses“
von Choderlos de Laclos von 1796 in eigenartigen
Maroquinbänden, ein prachtvolles Exemplar des ersten
Druckes der „Baiser“ von Dorat, wohl eines der
schönsten und reizvollsten Bücher dieser Epoche, ein
schöner Lafontaine-Oudry, der so geschätzte Mobere
von 1734 mit den Illustrationen Bouchers, Montes-
quieus Temple de Gnide in zwei herrlichen Exem
plaren, davon eines in Maroquin rouge, das große
Prachtwerk Sacre de Louis XV. in einem prächtigen
Maroquinband von Padeloup, dem Buchbinder des
Königs und vieles andere. Besondere Erwähnung ver
dient die Premiere suite“ von Freudeberger, dem
in Paris zu Ehren gekommenen Schweizer Stecher
die hier in c.i :e.n außerordentlich schönen unberührten
Exemplar im ersten Zustand vorliegt, von der bis
heute nur fünf Exemplare bekannt worden sind, und
die zu den größten Kostbarkeiten der Schweizer Gra
phik zähl:. Ein schönes Exemplar der großen
Scheuchz r's hen Kupferbibel enthältÄ-einige Original--
Zeichnungen von Jacob Melchior Fuessli, von dessen
Hand alle 750 Kupfer dieses wohl umfangreichsten
Schweizer Illustrationswerkes stammen.
Die Abteilung neuerer Bücher enthält u. a. deut
sche und französische Luxusdrucke, zum Teil mit Ori
ginalgraphik und nur in kleiner Auflage auf Japan
oder Büttenpapier gedruckt. Die letzte Abteilung
,,M a p p e n werk e“ ist hauptsächlich durch vier
Künstler gekennzeichnet: Corinth, der mit 17. vor
nehmlich zyklischen Werken vertreten ist, worunter
die 12 farbigen Lithographien zu Bürgers „Königin
von Golkonde“ und die sechs farbigen Lithographien:
„Trieb“, die nur in diesen einzigen Exemplaren auf
Pergament gedruckt wurden; dann sieben Mappen
werke von K 1 errim, acht Mappen von Kubip, worum
ter elf Orig.-Federzeichnungen zu W. Hauff’s „Phan
tasien im Bremer Ratskeller“, in Pergatnentmappe,
und zehn Mappenwerke von Slevogt.
Im Ganzen eine interessante Auktion, die sicher
viele Bücherliebhaber nach der schönen, alten Berner
stadt ziehen wird, und der. wir einen recht ansehnli
chen Erfolg wünschen.
Hausse auf dem Pariser Kunstmarkf.
Aus Paris wird uns berichtet:
Die Hausse auf unserem Kunstmarkt hält an. Die
Versteigerungen schließen mit Summen ab, an die
man seit langem nicht mehr gewohnt war. So war
das Ergebnis der Auktion der Sammlungen der Mdm.
Camille Blanc, die Etienne Ader am 11. Mai im
Hotel Drouot durchführte. 472.123 Frc. Die Haupt
preise fielen auf die Schmuckgegenstände. Ein CoL
her mit 67 Perlen, 066 grains, brachte 82.000 Fr.;
zwei silberne Gemüseschüssel aus dem Ende des 18.
Jahrhunderts kosteten 8500 Fr., eine Brosche mit Dia
mantherz 41.000 Fr., eine Brosche, aus einem großen
Brillanten mit Pendeloque bestehend, 52.800 Fr., ein
Ring mit großen Brillanten 58.500 Fr.
Von den Gemälden brachte die Spitzenarbeiterin
von Felicien Rops 41.000 Fr., ein Panneau von Ziem,
Stambul darstellend, 16.000 Fr.; ein ländliches Fest
von Shroevaerds 5.550 Fr., die „Junge Magd“ aus
der Schule von Greuze 4200 Fr.; Lachender junger
Mann, holl. Schule, 6000 Fr. Vier Fauteuils und ein
Kanapee, Louis XVI.. mit Tapisserie Point auf gel
bem Grund, 20.000 Fr., ein Schmuckkästchen, sign.
Malle, 8300 Fr., eine Kommode aus eingelegtem Holz,
Louis XV., 8550 Fr., lachsfarbener alter chinesischer
Teppich, 15.000 Fr.
Am 12. Mai versteigerten die Herren Dernis
und Ader schöne alte und moderne Bücher. Es er
zielten: ein Exemplar der „Memoires de Commines“
1581. welches der Sohn Philipp 11. benützte, um
französisch zu lernen, in Einband von Les Eves,
20.000 Fr.; „IFEpreuve vi.llageoise“ von Gretry,
(1785), Originalausgabe, 5550 Fr.; die Originalaus
gabe der Fabeln von Lafontaine in altem Kalbsleder
einband (1668), 10.000 Fr.; Poesies von Molinet
(i53 T )> 5850 Fr.; Le Recueil de costumes von Bar
(1778), mit 605 Stichen, 6900 Fr.; Faust von Goethe
(1828) mit Lithographien von Delacroix, 3950 Fr.
Am selben Tage versteigerten die Herren Giard
und Andrieux die Bibliothek des Herrn Lebre-
ton. Man zahlte in dieser Auktion für: 6 Briefe von
Huysmans an Mme. Maillat 3220 Er.; einen Brief
von Flaubert an Mme. Pradier 1600 Fr.; drei Briefe
von Rops mit originellen Zeichnungen 3110 Fr.; ein
Werk von Demolder „Felicien Rops“ mit Autograph
und Croquis von Rops 6800 Fr.; Saccardo, 25 Bände,
Werke über Champions (1883—1905) 27.000 Fr.
Am 10. Mai wurden in der Galerie Charpen-
t i e r durch die Herren Etienne Ader und Assisten
ten die Sammlungen von Mdm. R. und verschiedenen
Amateursammlern zur Versteigerung gebracht. Hier
notierte man folgende Preise:
Zwei Gouaches von Regna.uk, „Ach, wenn er er
wachte“ und „Schlafe, schlafe“ 34.000 Fr.; eine Zeich
nung von G. de Saint-Aubin, Mlle Duthe in den