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Seite 42 INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG Nr. 4 
lauten besetztem, maschenförmigem Oberteil (Aus 
ruf i ioo Soli.'), eine Broschette in Stabform, Pla 
tin mit Goldfassung und mit 27 diversen Brillanten 
besetzt usw. 
Silberne Geräte, Empire- und Biedermeierglä 
ser, sowie Porzellane und Spitzen ergänzen das Ma 
terial, über das der mit vielen Bildtafeln geschmückte 
Katalog genauestens informiert. 
Chronik 
AUTOGRAPHEN. 
(Blüchers Handschrift.) Der Rügensche Heimatforscher 
General von Albedy 11 hat dem Garzer Heimatmuseum 
ein amtliches Schreiben aus dem Hauptquartier Blüchers 
im Feldzuge 1815 zum Geschenke gemacht, das die eigen 
händige Unterschrift des Feldmarschalls trägt. 
BIBLIOPHILIE. 
(Interessante amerikanische Büchersamml ngen.) Au; N c w- 
York wird uns berichtet: Die Anderson Galeries brachten in 
einer Versteigerung zwei sehr interessante Büehersarn|jhingen 
zur Auflösung. Die eine setzte sich vorzugsweise aus den Wer 
ken W. D. Howells und Shelleys, die andere aus Wer 
ken lidgar Allan Poes und Shaws zusammen. Zeitgenossen 
sind häufig heftigen Preisschwankungen unterworfen und so 
überraschte es kaum, daß Shaw einmal ebenso überschätzt 
war, wie er jetzt unterschätzt wird. Shaw-.Wannskripte von 
einer gewissen I ünge oder Wichtigkeit sind außerordentlich sel 
ten. Die meisten von ihnen sind stenographiert und werden ver 
nichtet, sobald ein Abzug mit der Schreibmaschine herge 
stellt ist. Von Widmungsexemplaren brachten es die für seinen 
Verleger bestimmten ..Frfreidichen" und „Unerfreulichen Stücke“ 
auf 85 Dollar. Noch höher bewertet wurde ein schönes Exem 
plar seines Jugendroirians „Cashel Byron“, das einen Käufer 
für 105 Dollar fand. Von zeitgenössischen amerikanischen Au 
toren wurde die erste Auflage von Theodore !) rei sers erstem 
Buch, „Schwester Carrie" (New-York, 1900), die sehr selten 
geworden ist, weil sie der Verleger aus dem Handel zurück 
zog, mit 140 Dollar bezahlt, Eugene O'N e i 11 s erstes Buch 
„Durst und andere Einakter“ (Boston, 1914) mit 125 Dollar. 
Doch was wollen solche Preise besagen gegenüber denen, die 
für die großen Toten angelegt werden! Shelleys Kluge- 
■gesang auf den Tod von John Keats, „Adonais“ (Pisa, 1821)., 
erzielte 500 Dollar, sein „Kpipsychidion" 440 Dollar, und Poes 
zweites Buch, „AI Aaraaf“ (Baltimore, 1829), wurde für 2600 
Dollar zugeschlagen. 
BILDER. 
(Wer besitzt Werke von Caspar Scheinen?) Im vergangenen 
Sommer jälirte sich zum. 50. Male der Todestag des Malers- 
Caspar Sch euren, der 1810 in Aachen geboren wurde. Von 
verstreuten Aufsätzen und Einzelbespreehungen abgesehen, hat 
diese wesentliche Erscheinung rheinischer Kunst noch keine 
ausreichende Würdigung gefunden. Die Direktion der Museen 
in Scheurens Vaterstadt Aachen ist. Bemüht, das Versäumnis 
nachzuholen, und zwar sowohl durch ..eine Ausstellung einer 
Auswahl seiner besten Arbeiten’ aus ganz Deutschland in den 
Monaten Mai und Juni dieses Jahres .wie durch eine erschöp 
fende Darstellung seines l.ebenswerkes. Wenn auch bereits ein 
weitreichender Ueberblick über das in öffentlichen‘oder größe 
ren Privatsammlungen befindliche ' Material vorliegt, so muß 
doch mit dem Vorhandensein unbekannter Arbeiten im. deute 
schen P r i v a t b e si t z' gerechnet werden. An ihn wenden 
sich deshalb diese Zeilen, mit der Bitte um Unterstützung bei 
der möglichst restlosen Erlassung des ,Materials (Gemälde, 
Aquarelle, Zeichnungen, Graphik). Mitteilungen sind zu richten 
an die Direktion der Städtischen Museen in Aachen, Wilhelm - 
Straße 18. 
(Der Giorgione mit dem grünen Tuch.) Dar Ankauf der 
angeblichen Giorgione-Bild.er durch die National Gallery in 
I.ondon weckt Erinnerungen an Geschichten, die an den ge 
heimnisvollen Venezianer anknüpfen. Eine der lustigsten bringt 
die „Nationalzeitung“ in Basel. Da gibt ein Herr ein Zwiege 
spräch wieder, das er bei einem Empfang beim Präsidenten 
der Berliner Akademie Prof. Artur Kämpf erlauscht hat. 
Die Gesprächspartner waren zwei Kustoden des Kupferslich- 
kabinetts, Prof. Dr. Jaro Springer und Prof. DT: Valerian 
von Loga. Der Dialog wickelte sich, wie folgt ab: Springer: 
Sagen Sie, l.oga, haben Sie schon den neuen Giorgione 
gesehen? l.oga: Einen neuen Giorgione in Berlin? Keine 
Ahnung. — Springer: Aber Sie müssen sich doch erinnern. 
E.s ist das Bild der jungen Mutter mit dem Kind; die t rau 
hat ein grünes Tuch um die Schultern. — l.oga: Kenne ich 
nicht. — Springer: Aber das Bild stand doch bei Hauser (der 
bekannte Restaurator), Waren Sie denn in.letzter Zeit gar nicht 
bei ihm in der Werkstatt? l.oga: Ach so, das meinen Sie? 
Ja, natürlich habe ich das gesehen. Ich erinnere mich genau des 
grünen Tuches. Aber als ich bei Hauser war, wußte er noch nicht, 
ob er daraus einen Tizian oder einen Palma veccliio 
machen sollte. Nun hat er sich also für Giorgione ent 
schieden, so, so . ,, 
(Aufdeckung gotischer Fresken.) Im Stift St. Peter win 
den im Zuge der baulichen Herstellungen irn Kapellenrauift des 
ersten Stockes zwischen Stiftskirche und Konvikt gotische 
Fresken aus dem Ende des 13. Jahrunderts entdeckt, die 
den hl. Paulus und den hl. Benedikt, einen Schriftband tra 
genden Engel und verschiedenen ornamentalen Schmuck dar 
stellen. 
(Verhaftung eines B'lderhändlers.) Die Polizei in St. Gal. 
len hatte den 46jährigen Bilderhändler Siegfried Ball, der sich 
auch Hans Bruckner und Siegfried Bacher nannte, we 
gen Betruges mit einer Schadenssumme von 75.000 Schweizer 
Franken verfolgt. Nun wurde der Mann in seiner Wiener 
Wohnung in der Schleifmühlgasse 1 a verhaftet. Er wurde in 
das Sicherheitsbüro gebracht, wo er erklärte, daß er wohl Bil 
derhandel betreibe, sicli jedoch keiner Schuld bewußt sei. Bai! 
wurde dem Eandesgerichte eingeliefert. ■ 
NUMISMATIK. 
(Ein Münzenkataiag des Altertums.) Einern lang empfun 
denen Bedürfnis soll endlich abgeholfen werden: ein Münzen 
katalog lies Altertums ist in Vorbereitung, der vom 
Beginn der Münzprägungen im fahre 700 v. Chr. bis zum 
Untergange des weströmischen Reiches im Jahre 476 n. Chr. 
sieh erstrecken soll. Wohl gibt es über einzelne Partien um 
fangreiche Werke, doch kann sicli nicht jeder Sammler römi 
scher Kaisermünzen den siebenbändigen Cohen anschaffen, 
für den man 800 und mehr Schilling zahlen muß. Abelons 
französisches Werk über Griechen utrd die römische Republik* 
ist auch um diesen Preis nicht zu haben und man kann von 
Glück reden, wenn man auf das Katalogwerk des Britischen 
Museums irgendwo stößt. Bei einer Schweizer Auktion, wo es 
auftauchte, wurde es mit 1200 Schw, Franken ausgerufen. Der 
neue Münzenkatalog wird nur 36 österr. Schilling kosten, aller 
dings müßte er gleich subskribiert werden. Im übrigen 
verweisen wir auf den Prospekt, der dieser Nummer beiliegt. 
PHILATELIE. 
(Große Versteigerung bei Mohrmann.) Die Auktion, die 
Edgar M oh r rn a n n & Co. in Hamburg vom 19. bis 26. 
Februar veranstalten, zeichnet sich durch ein ungewöhnlich 
reichhaltiges Material aus. Der Katalog, der interessanterweise 
trotz der enormen Auflage von 5500 Exemplaren rasch ver 
griffen war, verzeichnet über 7300 Nummern. Es sind dar 
unter Rara und Rärissimä von großem Werte, so z. B. unter 
den Schweizer Kantonais die einzig bekannte Bogen 
ecke von Waadt (Schätzwert 3000 Mk.), 5 Baseler Tauben, (.lar 
unter ein Luxusrandstück (laxe 2000 Mk.), 2 Exemplare der 
seltenen Doppelgenf. A I t d e u t s e h 1 a n d, das Spezialgebiet 
dieses Hauses, ist mit 2000 Losen vertreten. Aus der l ulle 
heben wir nur heraus: Baden 1 Kr. braun, der einzig be 
kannte Sechserblocl? (Schätzwert 3000 Mk.), 12 Kr. I.andpost 
auf Brief (Katalogwert 6500 Mk.), Bayern, 13 Exemplare der 
seltenen 1 Kr. schwarz, Bremen, ein Etixnsbrief der 2 Grote 
rotorange, durchstochen (2000 Mk.), Hamburg, 3 Pracht 
stücke der seltenen 9 Sch. orange, 1. Ausgabe, Oldenburg, 
6 Stück der 1/3 Gr. grün von 1859 (1500 2000 Mk.), 1.4 Gr. 
orange, 3. Ausgabe gehr. (1500 Mk.), Schleswig Hol 
stein, 11,4 Sch. blau mit weiß gewelltem Grund etc. Die Deut 
schen Kolonien sind in einer Reichhaltigkeit vorhanden, wie 
man sie bei Auktionen seit langem nicht mehr gesehen Hat. Na 
türlich fehlt es auch nicht an wertvollen Marken der italieni 
schen Staaten, Großbritannien und seinen Kolonien, der Ueber- 
seeländer, der Vereinigten Staaten von Amerika etc. Den 
Schluß dieser Versteigerung bilden über 1000 Sammlungen, 
die gewiß eine große Anziehungskraft üben werden. 
(Noch eine 1 Penny-Mauritius.) Aus Amsterdam wird 
uns gemeldet, daß in Ncjkerk ein Exemplar einer orange- 
i oten I.in-Pen n y - M a u r i t i u s m arke vorn 28. Septem 
ber 1847 aufgefunden wurde. Die Marke befand sich in einem 
aus Briefmarken zusammengesetzten Bild, das ein Pferd dar 
stellte, clas einen Wagen zieht. Das Bild gehörte ursprünglich 
einem Geistlichen, der es seiner Putzfrau Schenkte. Nach de-
	        
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