Seite 44
INTERNATIONALE SA M ML ER -Z. E1' 1TJNG
Nr. 4
für die auch die Wiener und Budapester Museen Interesse
bekunden.
(Tod bekannter Sammler.) In -Wien starb der berühmte
Verteidiger Ihr. Richard P r e ß b u r g e r, der als Sammler von
Miniaturen bekannt war. Prag verlor in dem Direktor
Carl Pawel k a, der kürzlich dort verschied einen Sammler
von großen: Formal. Seine Sammlungen dürften versteigert
werden.
(Museumsleiter stiehlt Museumsschätze.) Der traurige Faii
daß ein Museumsleiter das ihm anvertraute Museum bestiehlt,,
hat sich in F ü n f k i r c h e n ereignet. Bei einem Besuch, den
der dortige Bürgermeister in einer Familie machte, fielen ihm 1
Gegenstände auf, die er aus dem Museum kannte. Fr ordnete
sofort eine Revision im Museum an, bei der festgestellt wurdet,
daß der mit der Leitung des Museums betraute Beamte Dr.
Georg Fejes eine Reihe von Antiquitäten und sonstigen
Wertgegenständen, darunter auch kostbare Vasen und eine
Sammlung von Goldstücken gestohlen und verkauft hatte. Die
Verwandten Fejes traten in Einigungsverhandlungen mit der
Stadt ein, die dazu führten, daß sich die Stadt gegen eine
Zahlung von 10.000 Pengö dazu verstand, von einer Straf
anzeige gegen Fejes Umgang zu nehmen. Daß er aus dem Mu
seumsdienste entlassen wurde, braucht wohl nicht ausdrücklich
betont zu werden.
(Stradivari um — 8 Pengii.) Aus Budapest wird uns
geschrieben: Der Chauffeur ehies hiesigen Wa enhause; Stephan
Devic, der einmal durch den Kauf eines Mantels bei einer
Auktion fein gutes Geschäft gemacht hatte, war seither fleißi
ger Besucher der Versteigerungen im Zentralpfandhaus. Bei
einer solchen Gelegenheit kaufte er um 8 Pengö eine schäbig
aussehende Geige. Bei näherer Besichtigung entdecke er im
Inneren der Geige einen fürbigen Zettel, was ihn veranlaßte, mit
dem Instrument in die Musikakademie zu gehen, um sie dort
schätzen zu lassen. Fr mußte einige Zeit warten und war nicht
wenig überrascht, als nach einiger Zeit zwei Detektivs auf ihn
zutraten und von ihm Auskunft über die Provenienz der Geige
verlangten. .Als er den ehrlichen Erwerb nachwies, teilte man
ihm mit, daß die Geige eine Stradivari sei und mindestens
einen Wert von 20.000 Pengö habe. Man ließ ihm das In
strument, er mußte aber einen Revers unterschreiben, durch
den er sich verpflichtete, während eines Jahres die Geige nicht
zu verkaufen.
MUSEEN.
(Ein Fuhrwerker-Museum in Wien.) Die Wiener Fultrwer
kerzunft beabsichtigt einige Räume ihres Hauses in der Benno
gasse im achten Bezirke als Museum einzurichten.' Die
Zunft besitzt eine Anzahl wertvoller Erinnerungsstücke an die
große Zeit des Wiener Euhrwerkergewerbes, die bisher sorg
sam im Archiv der Zunft verwahrt wurden. Nun sollen sie
in übersichtlicher Weise zur Schau gestellt und dem Publi
klirrt zugänglich gemacht werden. Die Sammlung enthält 11isto
rische Zunftfahnen, eine prachtvoll geschnitzte Zunfttruhe, eine
Fülle alter Fuhrwerken'- und Fiakcrdarstellimgen, Stiche und Ge
mälde, Pokale und Ehrenpreise aller Art von Wettbewerben
und zahlreiche, sehr seltene Erinnerungsstücke an Fuhrwerker-
nnd Fiakerbälle. Bei der am 15. und 16. Jänner d. J. im Doro
theum in Wien abgehaltenen Versteigerung des Nachlasses
des Oberlandesgerichtsrates I. P. Dr. Alfred Pick erstand die
Zunft die erste Niederschrift des Fiakerliedes von Gustav
Pick, dem Vater des Erblassers, ferner drei hübsche I iaker-
westen, zwei alte Fiakerkrawatten, den „Stößer" des bekannten
Fiakers Schuster-Franz und eine Vase, auf der der Text des
Fiakerliedes in zierlicher Schrift wiedergegeben war.
(Franz Josef Böhm f.) Aus Mürzzuschlag wird Um
geschrieben: Am 8. d. ist hier der auch als Schriftsteller be
kannte Hof- und Kammerphotograph Franz Josef Böhm im
Alter von 64 Jahren verschieden. Der Verblichene hat im Ver
ein mit dem unvergessenen Gastwirt l'oni S c lt r u f, einem
Freunde Roseggers, die Rosegger-Bibliothek geschaffen, die
ein geistiges Zentrum der Stadt geworden ist. Sein größtes
Verdienst ist aber die Gründung des lokalhistorischen Museums,
das 1936 eröffnet wurde und dessen Vorstand er war. Schon
durch ein Jahrzehnt vorher hatte er mit unermüdlichen Eifer
an der Verwirklichung seines Planes und an der Sammlung dei
Kunstgegenstände gearbeitet, unter denen die „Rosegger-Ab
teilung" einen hervorragenden Teil einnimmt.
(Jubiläum des Sarajevoer Landesmuseums.) Am 1. Feber
beging das wegen seiner seltenen Kunstschätze aus der Vorzeit
des Balkans berühmte l.andes-miiseum in Sarajevo
das Fest seines 50jährigen Bestandes.
(Ausbau der Düsseldorfer Kunstsammlungen.) Aus Düs
seldorf wird gemeldet: Nach Ausführungen des Stadtrais
h b e I vor dem Beirat für Kunst .und Wissenschaft über den
kulturellen Ausbau der Hinrichtungen der Stadt sollen vor allem
die Kunstsammlungen ausgebaut werden, und zwar in erster
Linie die B a r o c k - G a 1 e r i e, die durch einen Ueberblick
über die deutsche Entwicklung dieser Periode vervollstän
digt werden soll. Ferner sollen die Lücken in der deutschen
Abteilung des 19. Jahrhunderts geschlossen und die Bestände
an niederländischer 'und romanischer Malerei des Barock durch
Erwerbung überragender Meisterwerke verstärkt «'erden. Das
selbe gilt für die Abteilung der Bildwerke des Barock. Dem
I i e t j e n s - M useu m werden zwei Ziele gesteckt: Ausbau
der außereuropäischen Abteilungen und Erwerb von deut
schem Porzellan und Steingut. Auch die graphischen Abtei
lungen sollen weitgehend ausgebaut werden.
(Ein Skimuseum.) In K o fi g s b e r g, einer kleinen Silber
bergwerksstadt in Telernarken. 150 km südlich von Oslo, hat
der Kongsberger Skiklub ein Museum eingerichtet, das wohl
zu den interessantesten der Welt gehört; Jeder bekannte Ski
läufer kommt in diesem Museum vor, liier stehen seine
Ehrenpreise, hier sind seine Erfolge genannt, die Zahl seiner
Siege, aber auch die seiner Stürze. Das Museum heißt das
Rund--Museum, weil die beiden Kunstspringer Sigmund
und Birger Ruud die Mehrzahl der Ehrenpreise erworben
haben. Doch sind da noch andere schöne Preise zu bestell-,
tigen. Sieben Sieger des Nolmenkoll-Sprunglaufes stellte Kongs
berg. In einem Autogramntbuch haben sielt die besten Ski-
Sportler der Welt verewigt, außerdem gibt es noch eine Ski-
sammluiig, in der die Hölzer der großen Stars aufgehoben wur
den. Birger Ruud hat die Bretter, mit denen er die Olympia
medaille gew ann, abgegeben. Olaff Eilands Skier sind liier zu se
hen, mit denen er in Ponte di Legno den inoffiziellen Weltrekord
von 103,5 m aufstellte. Ski reiht sich an Ski, einfache braune
Bretter, denen man keineswegs ansieht, daß sie die Geschichte
des Skisports verkörpern und daß jedes von ihnen Kunde
einer sensationellen Leistung gibt.
(Archäologisches Museum in Jerusalem.) Am 13. Jänner
ist in J e r u s :i 1 e nt das Archäologische Museum für Palä
stina eröffnet worden; auf eine Feier zur Einweihung hat man
verzichtet, weil vor wenigen lagen der englische Gelehrte
Starkey, der dabei eine Rede halten sollte, von arabischen
Terroristen ermordet worden ist. Ibas Museum geilt auf eine
Stiftung John I). Rocket e Ilers zurück, der den Betrag
von zwei Millionen Pfund, den er ursprünglich der ägyptischen
Regierung für den Bau eines Museums zur Verfügung stellen
wollte, für den gleichen Zweck der Mundatregierung von Pa-,
lästina übergab, als man in Kairo einige Bedingungen, die der
amerikanische Finanziuagnat an seine Gabe knüpfen wollte,
zurückwies. Der englische Architekt Austen St. B. H'arri.son
hat die Pläne für den umfangreichen Bau entworfen, der im
Nordosteii der Altstadt entstand. Der plastische Schmuck
stammt von dem englischen Bildhauer Eric Gill. Das Museum
sammelt Kunstgegenstände und solche von archäologischer
Bedeutung, die zur Veranschaulichung der Geschichte der
menschlichen Siedehmgen in Palästina dienen können. Dabei
nimmt die Vor- und Frühgeschichte begreiflicherweise eine
wichtige Stelle ein. Aber auch die römische, byzantinische und
arabische Periode werden berücksichtigt, die letztere bis zum
Anfang des 18. Jahrhunderts. Bei der Eröffnung war von den
ständigen Sammlungen nur die der Töpfereien aus der Stein-
lind Bronzezeit zugänglich. Dafür werden in einer Sonder
ausstellung die früharabischen Stukkaturen gezeigt, die zum
größten Teil aus dem kürzlich bei Jericho freigelegten Palast
des Omavyaden-Kalifen Hisham (8. Jahrhundert) stammen.
VOM KUNSTMARKT.
(Der Nachlaß Taaffes.) Aus Prag wird uns berichtet:
Im März findet die seit längerer Zeit airgektindigte Versteige
rung des Nachlasses des ehemaligen österreichischen Minister
präsidenten Grafen Eduard Taaffe statt. Die Auktion wild
sielt aber nur auf Kunstgegenstände und Bücher beschrän
ken, die viel besprochenen p o 1 i t i s c h en A k t e n wurden aus-
geschieden. Die auf Böhmen bezüglichen kommen- in die Ai
chive der Tschechoslowakei, die auf Oesterreich ins Staats
archiv in Wien.
(Ein Hoibein itn Wiener Exekutionsgericht.) Am 3 l'eber
sollte im Wiener Exekutionsgericht ein Männerporträt zur Ver
steigerung gelangen, das nach dem Gutachten des Akademie-
professors Dr. Otto Reich entweder einem der beiden
Hoibein oder einem Künstler aus dem Augsburger Ba
seler jüngeren Hoibein Kreis zugeschrieben ist. Den Schätz
wert gab er mit 4000 S an. Zur festgesetzten Stunde erschie
nen denn auch zahlreiche Interessenten im Hxekutionsgericht,
denen mitgeteilt wurde, daß die Exekution si stiert worden
sei. Der Verpflichtete hat, wie man uns mitteilt, durch den
Rechtsanwalt Dr. I lans Riesenfeld Einspruch dagegen er
hoben, daß das wertvolle Bild im Exekutionsgericht verstei
gert werde, wo die Voraussetzungen fehlen, daß es zu einem
angemessenen Preise verkauft wird. Es wird in dieser Eingabe
ersucht, das Bild einem der privaten Versteigerungsinstitute