Nr. 8
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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Der älteste steirische Notendruck.
Anläßlich der Eingliederung Oesterreichs ins
Deutsche Reich hat die preußische Staatsbibliothek
der steirischen Landesbibliothek in Graz den ältesten
und kostbarsten Notendruck der Steiermark zum Ge
schenke gemacht. Es handelt sich um die Gesangs
postille des Grazer Stadtpfarrers Andreas Gigler,
die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ge
schrieben wurde. Die musikalische Bearbeitung der
Postille besorgte der Hofkapellmeister Johann de
Cleve. Der berühmte reformatorische Drucker Steh
ermarks Andreas Frank hat den Notendruck an
gefertigt.
Die Gesangspostille, die reich bebildert und mit
einer Notenbeilage ausgestattet ist, stellt ein prächti
ges Meisterwerk steirischer Handwerkskunst dar. Das
einzige Exemplar, das sich früher in der fürstlich
Stolberg’schen Bibliothek zu Werningerode befand,
ging 1930 mit der gesamten Sammlung in den Be
sitz der preußischen Staatsbibliothek über. Längere
Zeit hindurch wurde das Werk der steiermärkischen
Landesbibliothek zu Studienzwecken überlassen. Die
Leitung der Bibliothek bemühte sich immer wieder,
eine Facsimileausgabe dieses kostbaren Kulturgutes
zu erhalten. Dieser Wunsch konnte jedoch nicht er
füllt werden, weil es an dem nötigen Geld für die
Herstellung des Facsimiledruckes fehlte. Es wurde
auch versucht, gegen Hingabe von Inkunabeln die
Gesangspostillc der Steiermark für immer zurück
zugewinnen. Auch dieses Bestreben scheiterte an dem
geringen Interesse der damaligen Machthaber. Nun
mehr kommt die Freudenbotschaft, daß die preußische
Staatsbibliothek aus Anlaß der Wiedervereinigung
der beiden Bruderstaaten das herrliche Meisterwerk-
steirischer Kunst zurückgibt.
Chronik.
BILDER.
(Ankäufe durch das Unterrichtsministerium.) Bei der Fr
Öffnung der Frühjahrsausstellung der Genossenschaft der bil
denden Künstler in Wien hat das Unterrichtsministerium fol
gende Ankäufe gemacht: Die Oelgernälde „Arbeitspferd“ von
ß. Eckhardt. „Praterwirtshaus an der Donau“ von Hugo
P ö t s c h, „Altes Gäßchen in der Wachau“ von Stefan S i -
m.ony, „Weinland“ von Fritz Z e r r i t s c h d. ]., Das Guasch
bild „Abendsonne“ von Hans Frank und das Emailbild
„Christophorus" von Emil Meier.
(Der Maler Petöfys.) Aus Budapest wird uns berichtet:
In der Petöfy-Gesellschaft hielt Bela Lazar einen Vortrag
über T h o r in a, den Maler Petöfys. Er würdigte ins
besondere das letzte Gemälde des Künstlers „Der 15. März
1848“ und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die kompetenten
Kreise dieses Meisterwerk erwerben und dem Petöfy-Museum
zum Geschenk machen werden.
(500 Bilder gefälscht.) Aus Warschau wird uns be
richtet: Der Polizei ist es gelungen, einen der Gauner zu eru
ieren, die die Werke bekannter polnischer Maler, wie Axen-
towicz, Kossak und Falat fälschten. Als kürzlich ein junger Mann
in einer Vorstadt Warschaus einem Kunsthändler Bilder von
Axentowicz zu auffallend niedrigen Preisen zum Kaufe anbot
und ihre Echtheit sogar durch eine Bestätigung der Genossen
schaft der Künstler zu beweisen suchte, wurde der Händler
mißtrauisch und rief einen Sachverständigen herbei, der dem
Verkäufer auf den Kopf zusagte, daß Bilder und Bestätigung
gefälscht seien. Der Verkäufer, dessen Identität mit einem
ehemaligen Schüler Axentowicz', namens Zakrzewski fest
gestellt wurde, gestand nun, daß er gemeinsam mit zwei frühe
ren Schülern Kossaks und Fantas 500 Bilder gefälscht
habe. Das berühmte Bild von Axentowicz „Mädchen mit
der Kerze“ hat er ungefähr acht zig mal nachgeahmt und
auch jedesmal gut angebracht.
HANDSCHRIFTEN.
(Manuskripte aus dem Rhein-Maingebiet.) Im Zuge der Ein
gliederung des Manskopf’sehen Musik- und Theaterrnuseums in
die „Bibliothek für neuere Sprachen und Musik“, die jetzt ihre
zehnjährige Zugehörigkeit zur Stadtverwaltung Frankfurt am
Main feiern konnte, ist ein Archiv geschaffen worden, dessen
Aufgabe es ist, Manuskripte zeitgenössischen Schrifttums aus
dem Rhein-Maingebiet zu sammeln. Das Archiv umfaßt bereits
430 Handschriften, 350 Briefe und 10 Bildnisse.
NUMISMATIK.
(Eine Gedenkmedaille an die Vereinigung Oesterreichs mit
dem Reich.) Aus Anlaß der Vereinigung Oesterreichs mit dem
Deutschen Reich gelangt im Bayrischen Hauptmünzamte eine
Medaille zur Ausführung, die auf der Aversseite den Reichs
adler mit den Wappen der österreichischen Bundesländer
trägt. Unterhalb des Reichsadlers liest man „Befreite Ostmark“
und darunter St. Germain. Die Rückseite zeigt 5 erhobene Hän
de, darunter steht Braunau, Deutschösterreich. Die Umschrift
lautet: „13. Maerz 1938 zum Reich". Schöpfer der Medaille ist
der Bildhauer und Medailleur Karl Oöt z.
(Großer Münzenfund.) Aus Eisenach wird gemeldet:
Als ein Gastwirt in einem Dorf unweit Eisenacii in seinem
Weinkeller mehrere notwendige Reparaturen vornahm und da
bei eine zugemauerte Nische freilegte, fand er in dieser einen:
großen Bronzekrug, der bis an den Rand mit Goldstücken ge
füllt war. Die Münzen, die aus der Zeit der Kaiserin Maria
Theresia stammen, haben neben den Goldwert auch großen
Liebhaberwert, da sich unter ihnen mehrere Stücke befinden,
die außerordentlich selten sind.
(Gedenkmünze an Hockewanzl.) Der Museumsverein in
B ö h m i s c h - L e i p a hat die Absicht, zur Erinnerung an
den vor 130 fahren verstorbenen Volkspriester Wenzel Hocke
genannt Hockewanzl, aus Oberpolitz eine Ausstellung zu ver
unstalten. Die Münzabteilung des Heimatforschungsvereines in
Böhmisch-Leipa läßt eine Gedenkmünze an Hockewanzl
prägen, die im Sommer dieses Jahres zur Ausgabe kommen
wird.
PHILATELIE.
(Die Sondermarken zu Hitlers Geburtstag.) Die von der
Deutschen Reichspost am 13. April zum Geburtstage des
Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler herausgegebenen
Freimarken zu 12 J- 38 Rpf. mit dem Bildnis des Führers
werden vom 19. April an auch bei den Postämtern im Lande
Oesterreich zu haben sein.
(Versteigerungen im Wiener Dorotheum.) Die nächsten
Briefmarkenversteigerungen im Wiener Dorotheum finden
am 21., 22., 26., 27. und 29. April statt. In jeder dieser Ver
steigerungen kommt ein reiches Material unter den Hammer.
Besonderes Interesse beanspruchen die Marken von Oestereich,
darunter die Jubiläumsmarken von 1910 zu 1 h bis 1 K, 14 Stück,
die 5 K-Marke dieser Ausgabe mit stumpfen Zähnen und die Zehn-
kronenmarke derselben Ausgabe, die mit 30 RM. bew-ertet
wird. Ferner fünf Marken von Schleswig-Holstein (Oester
reich), die auf 153 RM. geschätzt sind. In reicher Auswahl
finden wir Levantepostmarken aus Oesterreich, die Lombardei
ist gut vertreten, die Marken der österreichischen Türkei mit
den kleinen Smyrnastempeln sind besonders gut erhalten.
Eine ganze Serie von Zeitungsmarken aus den Siebziger und
Achtziger Jahren zu verschiedenen Werten werden großen An
wert finden. Das starke Interesse, das den neuesten österrei
chischen Marken entgegengebracht wird, dokumentiert sich in
der mehrfachen Zahl der Hitlerblocks, die in ihrer ungezähn
ten Form, teilweise mit Sonderstempeln um 3,80 RM. und 3,60
RM. angeboten werden. Die Zelinkronerirnarken aus verschiede
nen Phasen der Kaiserzeit sind mit 30 bis 40 RM. angezeigfi.
Am meisten gesucht werden wohl die Marken der Ausgaben
1850, 1851, sowie 1858 59 zu 2, 3, 5, 6’, 9, 10 und 15 Kreuzern,
sowie der kleine blaue Merkurkopf von 1851 sein. Daneben fi
gurieren noch einige Wiparnarken, sowie Winterhilfsmarken
1936 und Stempelungen vom Tag der Briefmarke.
Bei der jüngsten Versteigerung wurden für die Fis-Serie,
1. Ausgabe 1933, 38 RM., für die Wipa gewöhnliches und
Faserpapier 3 RM., für die Türkenbefreiungs-Serie 17 RM.
gezahlt. Die Preise für die Dichter- und Maler-Serie betrugen
10, für die Städte-Serie 9 RM.
ln diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, daß die aus
dem Verkehr gezogene 10-S-Dollfuß-Marke mit 70 bis 100 S