Winter-Ausstellung 1903 - 1904

Bibliographische Daten

Monographie

Persistenter Identifier:: AC06724974

Titel:: Winter-Ausstellung 1903 - 1904

Erscheinungsort:: Wien

Herausgeber:: Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien

Dokumenttyp:: Monographie

Bestand:: MAK-Hauskataloge

Erscheinungsjahr:: 1903

Ausgabenbezeichnung:: [Electronic ed.]

Kapitel

Titel:: Katalogverzeichnis

Dokumenttyp:: Monographie

Strukturtyp:: Kapitel

Kapitel

Titel:: Verzeichnis der Einzelaussteller

Dokumenttyp:: Monographie

Strukturtyp:: Kapitel

- <1 sich Deutsch-Landsberg, ausgezeichnet durch seine Lage am Ausgang der „Klause", einer Felsenschlucht, durch welche die Laßnitz über riesige Steintrümmer brausend stürzt, durch seine schönen freundlichen Häuser auf grünem Wiesenboden und umgeben von Weinbergen, welche den Nothwein liefern, der unter den Namen „Schilcher" wohlbekannt ist. Der malerische Abschluß für dieses schöne Landschaftsbild ist der anmuthige, theils mit dunklem Nadelholze und lichten Laubwäldern bedeckte, theils mit Feldern und Weingärten bebaute Hügel, der das alte Schloß Deutsch-Landsberg trägt, von dem nur mehr ein Thurm und ein niedriges Nebengebäude vorhanden sind, alles Übrige sammt den Umfassungs mauern aber in Schutt und Trümmer liegt. Unterhalb Deutsch-Landsberg verbreitert sich das Thal der Laßnitz; sie fließt an dem stattlichen Markte Groß-Florian vorüber und nimmt den Stainzbach auf. Dieser hat auf dem Nordabhang des Rosenkogels seinen Ursprung und an ihm liegt der große Markt Stainz mit dem gleichnamigen Schlosse, einem Prachtgebäude mit vier Fronten, einem weiten Arkadenhofe, zahlreichen geräumigen Gemächern, welche in doppelten Fensterreihe» das fruchtbare Thal beherrschen. Von 1246 bis 1785 war es ein Augustiner-Chorherrenstift, gegründet von Leutold von Wildonie; 1841 ging es in den Besitz des Erzherzogs Johann über, seit dessen Tod (1859) ist es Eigenthum seines Sohnes, des Grafen Franz von Meran. — Südlich vom Wildoner- berge betritt die Laßnitz die Murebene und ergießt sich bei Leibnitz in die Sulm. Rechts von Deutsch-Landsberg führt eine Einsenkung, welche auch die Eisenbahn benützt, in das Sulmthal; über ihr auf dominirender Höhe erhebt sich Schloß Hollenegg, das durch seinen jüngst verstorbenen Besitzer, den Fürsten Franz von Liechtenstein, mit herrlichen Werken der Kunst und der Kunstindustrie älterer und neuerer Zeit in reichster und geschmackvollster Weise ausgestattet wurde. Haben wir diese Einsenkung überschritten, so befinden wir uns im Thale der Sulm. Es ist dies eine der schönsten und fruchtbarsten Gegenden der Steiermark. Die Bewohner dieserGelände nennen ihre Heimat den „deutschen Boden", wissen die Vorzüge desselben wohl zu schätzen und sie geltend zu machen gegen ihre Landsleute und Nachbarn, deren Scholle nicht so gesegnet und fruchttragend ist. Die Sulm entspringt als Schwarzsulm auf den Gehängen der Koralpe, nimmt bei Gleinstätten die Weißsulm auf, bricht bei Leibnitz in das Thal der Mur hinaus und mündet in dieselbe vor Ehrenhausen. Das Sulmthal ist reich an schöngelegenen Schlössern und Ortschaften. Seckau, der stolze Bischofssitz, blickt freundlich in das grüne, blühende Thal herab, das im Norden von dem weinreichen Sausalgebirge umgrenzt ist. Gleinstätten, Markt und Schloß, liegt im Thale, und dort, wo die Sulm als brausender Gebirgs bach ans den Schluchten hervorbricht, zeigt sich in der reizendsten Umgebung, mit allen Schönheiten der Natur ausgestattet, Schwanberg. Breite Dächer decken die sauberen Häuser des Marktes, allenthalben ranken sich an den Wänden Rebeugewinde empor und

61 umschlingen mit ihrem Laubwerk die Fenster. Das Schloß, auf ziemlich hohem Berge gelegen, ist ein einfaches großes Gebäude ohne äußeren architektonischen Schmuck, mit schönem Arkadenhofe, doch sonst ohne Sehenswürdigkeiten. Um so herrlicher ist die Aussicht von dem hinter dem Schlosse gelegenen „Amtmannkogel"; die ganze von der Sulm durch strömte Landschaft liegt ausgebreitet bis an den Temmerkogel und an den Nadel, der den Übergang aus dem Gebiete der Mur in das der Drau bildet und über den eine ehemals stark besuchte Straße nach Klagenfurt führt. Im Hintergründe breitet sich das großartige Panorama der Koralpe aus und gegen Süden schließt den Horizont der imposante Bacher, der in schön geschwungenen Linien in den blauen Himmel emporragt. Die Bewohner des Sulmthales zeichnen sich durch Fleiß und Thätigkeit aus, mit welchen sie den ohnehin von der Natur gesegneten Boden bebauen. Es ist wahrlich herz erquickend zu sehen, mit wie üppigem Grase die gntüewässerten Wiesen bestanden sind, wie schwer im Hochsommer die hohen Ähren mit Frucht gefüllt ihre Häupter senken, wie herrlich der Baumwnchs ist, sowohl in den Wäldern als in den Obstgärten, welche voll der saftigsten Früchte prangen, und wie lieblich im Herbst, der schönsten Jahreszeit in Steiermark, die Weingärten in dunklem Laube voll der besten Trauben an den Berg hängen sich Hinbreiten. Einen eigenthümlichen Anblick bieten die Maisfelder, denn da der Boden so ertragsfühig ist, daß auf demselben Grundstücke verschiedene Frnchtgattnngen gebaut werden können, so sind diese Felder von Bäumen umsänmt, an welchen Reben empvrranken, deren Gewinde von Ast zu Ast und von Baum zu Baum sich schlingen, ein Bild, welches unwillkürlich an italische Landschaften erinnert. Auch Lanbengünge und Weinhecken sind nicht selten und laden durch kühle Schatten und duftende Früchte zur Ruhe und Erholung ein. Dazu kommt noch, daß die Bauern des Sulmthales ihre Wirth- schaften in bestem Stande erhalten und daß ihre Wohlhabenheit sich schon bei dem ersten Anblick durch die Sauberkeit der Häuser und Höfe knndgibt. Südlich von Schwanberg im Thale der weißen Sulm liegt Wies und Schloß Burgstnll inmitten eines ausgedehnten Gebietes von Kohlenbergwerken und im Saggau- thale Eibiswald, ein schöner Marktflecken mit stattlichem Schlosse und großem Eisen werke. Vom Harteneggkogel an zieht sich ein Berg- und Hügelland hin, das südlich von Eibiswald der Radel, südlich von Arnfels, Markt und Schloß, der Remschnigg und südlich von Lentschach, dem zunächst das schöne Schloß Trautenburg und hoch oben un Walde die Ruine Schmierenberg liegt, der Poßrnck heißt und nördlich vom Pvßuitzthale mit den .»indischen Büheln znsammeuhängt, die bis Luttenberg und Friedas streichen. Dieses aus zahllosen Kämmen und Rücken bestehende und von ebenso zahllosen Schluchten, Grüben und Thülern durchschnittene Berg- und Hügelgebiet scheidet die mittlere Steiermark von der unteren, die Mur von der Drau, das deutsche Land von dem Lande der Wenden.

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