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Volltext: Alte und Moderne Kunst VIII (1963 / Heft 70)

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Ehefrau, hlaria, stnrh 1692, und die zweite, Nlagdailenzi, fülgtß ihr im Tod 
im Jahre 1709. Sein am 24. Mai 1683 im Taufhuch dieser Gemeinde 
erwähnte Sohn (Johann) Georg ist aller Wahrscheinlichkeit nach der 
spätere Hnfbossierer in Passau und München. lm Trauungsbuch der 
Dompfarrei Passau, der nur Beamte und Hofbedienstete des Fürst- 
bischofs angehörten, steht am 13. Mai 1709 vermerkt, daß „der kunst- 
reiche Herr Jnhann Georg Härtl, Seiner Hochfürstlichen Eminenz 
H0f7Possier allhier, von Stallwang, Vaterlandes Baiern gebürtig, mit 
der ehrentugendreichen Jungfrau Anna Justina Voglin in facie Ecclesiae 
sacramentaliter copuliert" worden ist. Johann Georg llärtl unterhielt 
in der Folgezeit außer einer zahlreichen Familie, von der drei Söhne 
und vier Töchter am Leben blieben, in Passau eine große Werkstatt. 
Von ihr wurde im Jahre 1733 in einer Eingabe an den kurfürstlichen 
Hof in München berichtet, daß in ihr ständig drei Gesellen arbeiteten. 
Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfen diesem „tigulus artificiosus" 
Härtl, wie er einige Male urkundlich genannt wird, in Passau drei 
weißglasierte und vergoldete Fayenceöfen zugewiesen werden, die 
sich im Audienzsaal der Alten Bischöflichen Residenz, im Salon der 
Neuen Residenz und 7 seit der Säkularisation 7 auf dem Vorplatz 
des Rednutensaales in Passau befinden K). Das letztere Stück ging 
erst nach 1945 zugrunde. In Passau diente Johann Georg Härtl 
nacheinander drei geistlichen Fürsten: dem Kardinal Johann Philipp 
Graf von Lamberg (gest. 1712) sowie dessen Nachfolger Raymund 
Ferdinand Graf von Rabatta (171371722) und dem Grafen Joseph 
Dominikus von Lamberg. Wie schnell der Ruhm dieser Prunköfen 
Härtls über Passau hinausdrang, zeigt die Tatsache, daß das reiche 
Augustiner-Chnrherrenstift St. Florian in Oberösterreich den Passauer 
Meister im Jahre 1724 „zur vornehmen Ausrüstung der Gastzimmer 
im oberen Stock, das ist im Kaiserstock" heranzog"). Nach den 
Rechnungsprotokollen des Stiftes von diesem Jahr verdiente (r 
„accordierter Maßen für zwei neu gemachte Heizöfen mit Zieraten 
und Bassorilievo (_ Flachrelief) 200 Gulden, im folgenden Jahre für 
zwei weitere in den Gastzimmern 140 Gulden". Gerade diese „Bassov 
rilievo" und „Zieraten" zeigen sich als charakteristische Merkmale bei 
allen Kachelöfen Härtls, ob wir an seine in Passau, in München 7 
oder, wie wir noch sehen werden 7 später an die in Schloß Brühl 
denken. Alle diese Öfen gehören dem Typus der „Wiener" Öfen an, 
was für Härtl bedeutet, daß er 7 über die Vermittlung von Passau 7 
die in damaliger Zeit auf dem Kontinent sehr berühmte Wiener Ofen- 
kunst auf seiner Wanderschaft offensichtlich genauestens studiert hat, 
während Frankreich für den Zierofen keine Anregung geben konnte, 
da man dort nur den Kamin kannte. Die hauptsächlich in Wien von 
italienischen Barockarchitekten geschaffene Form des repräsentativen 
Kachelnfens ist der Ausgangspunkt der süddeutschen höf-ischen 
Hafnerkunst des 18. Jahrhunderts. Wie hoch man die Wiener Öfen 
einschätzte, läßt sich daraus ersehen, daß Kurfürst Max Emanuel die 
für die Residenz in München und für Schloß Schleißheim bestimmten 
Öfen in Wien 7 und nicht in München 7 durch Antonio Chanovese 
herstellen ließ, was wir schon eingangs erwähnten. Die fürstbischöfliche 
Residenz in Würzburg wurde ebenfalls mit Wiener Öfen durch den 
Wiener Hafner Dominikus Eder ausgestattet, der 1734 mit 200 Gulden 
Gehalt an den fürsthischöflichen Hof nach Würzburg berufen wurde. So 
ist es nicht verwunderlich, daß schließlich auch der kurbayrische Hof auf 
den im Wiener Ofenbau so wohl erfahrenen Kunsthandwerker Johann 
Georg Härtl in Passau aufmerksam wurde. Daraus kann man sicherlich 
mit Recht folgern, daß es damals in München unter den dort ansässigen 
Meistern keinen gab, der Johann Georg Härtl als „Erdbossierer" 
gleichkam. Nach den Akten der kurfürstlichen llofkammer war 
Härtl von 172771729 98 Tage oder vier Wochen, von April 1729 
bis März 1730 101 Tage oder 141;; Wochen und vom 11. Februar 
1732 bis 31. März 1733 in München anwesend, um an der Ausgestaltung 
der neuen Wohnräume in der Münchener Residenz unter Effner mit- 
zuarbeiten. Dies führte zu der Aufstellung der beiden bereits von uns 
erwähnten Zieröfen in den Audienzzimmern. Am 15. April 1733 wurde 
Johann Georg Härtl zum „Hofbossierer" am Münchener Hof ernannt, 
was zur Folge hatte, daß er aus den Diensten des Passauer Fürstbischofs 
Graf Lamberg zwangsläufig ausscheiden mußte. Wie aus dem Brief- 
wechsel der Söhne Härtls in späterer Zeit hervorgeht, ließ ihn der 
Passauer Fürstbischof nur höchst ungern nach München ziehen. Für 
die Errichtung einer für Härtl bestimmten Dienstwohnung und für 
ein neues Schmelzlaboratorium im Hof des Münchener sogenannten 
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