'l'l
DIE SALZBURGER GRABMALPLASTIK VOR
HANS VALKENAUER Sie VON K. FR. LEON-
HARDT-MUNCHEN 50'
lE Grabdenkmäler Salzburgs erfreuen sich, seit Walz"
sie vor anderthalb Menschenaltern zum Gegen-
stand einer umfangreichen Beschreibung machte,
eines nicht geringen Ansehens - in den Kreisen
der Genealogen und Heraldiker wenigstens. Daß
die kunstgeschichtlichen Anregungen, die der ver-
dienstvolle Verfasser trotz mancher ihm unter-
laufenen Irrtümer zu geben versuchte, nicht auf
fruchtbaren Boden fielen, kann bei der in der
Kunstwissenschaft noch immer verbreiteten Ab-
neigung vor heraldischen Dingen _ und diese
spielen nun einmal eine Hauptrolle in der mittelalterlichen Grabplastik --
nicht weiter wundemehmen. Das Verdienst, zuerst darauf hingewiesen zu
haben, daß das heraldische Ornament ein fast untrügliches Hilfsmittel ist,
aus der unerschöpflichen Menge bisher unbeachtet gelassener Denkmäler
bestimmte Künstlerpersönlichkeiten mit ihrem Werk herauszulesen, gebührt
Ph. M. Halm." Nachdem derselbe Autor in diesen Blätterni" nun die unter
dem Zeichen Valkenauers stehende Grabplastik Salzburgs in den letzten Jahr-
zehnten des XV. und den ersten des XVLJahrhunderts geschildert hat, soll im
folgenden die unmittelbar vorhergehende Periode untersucht und gewürdigt
werden, in der das heraldische Element besonders stark hervortritt.
Ein Gang durch den s1:illen Kreuzgang und über den denkmalreichen
Friedhof von St. Peter lehrt, daß in dieser frühen Zeit in Salzburg selbst die
Wappenplastik fast ausschließlich herrscht, während in der Periode Valken-
auers das figiirliche Element die führende Stelle einnimmt. Der wohl
bekannteste Wappenstein aus Salzburger Material, dem schönen braunroten
Marmor, steht nichtin Salzburg selbst, sondern in dem ehemals salzburgischen
Friesach in Kärnten. Es ist der eines 1470 gestorbenen Erhard Überacker
in der dortigen Propsteikirche (Abb. 1). Er gibt in einer merkwürdigen
schildfdrmigen Umrahmung das quadrierte Überackersche Wappen unter
zwei Helmen wieder, die Zwickel in den unteren Ecken werden durch zwei
leere Ortschilde ausgefüllt. Mit ungewöhnlicher Sorgfalt und in meisterhafter
Technik ausgeführt, zeigt das Wappengebilde höchst charakteristische For-
men, deren Eigenart sich am besten aus der Gegenüberstellung eines der
schönsten Wappensteine aus dem innern Bayern erkennen lassen. Der in
den sechziger jahren entstandene Grabstein für Albrecht Lenberger in Pfarr-
"' Mich. Walz, Die Grahdenkmäler von St. Peter und Nonnberg zu Salzburg, Salzburg 1867-1875.
'" Vergleiche dazu Ph. M. Halm, Wolfgang Leb, Zeitschrift des Münchener Altenumsvereins 1904. Jörg
Gartner, Ein Beitrag zur Geschichte der Plastik Altbayerns, München 1907. Sebald Bocksdorfer. zur Grabstein-
plastik der Frühreuaissance in Innsbruck, „Kunst und Kunsthandwerk", XIV. jahrgang igr 1, Heft 8 und g.
"" XIV. Jahrgang 1911, Heft 3.
11