Callimachus die
Wandlung zum
neuen Stil anbahn-
te und wie seit der
Rückkehr Peter
Vischers des Jün-
geren aus Ober-
'italien im Jahre
1508 an dem glän-
zendsten Erzwerk
deutscher Kunst
die neuen Formen
ihre Reize mächtiger entfalteten, so wird man ohne weiteres auch annehmen
können, ja müssen, daß der Rotschmiedlehrling Peter Mülich auch in der
Werkstatt seines Onkels und seiner Vettern aus- und einging und dort das
neue Wesen kennen lernte. Daß Rännacher, etwa durch venezianische Drucke
angeregt, wie man vermutete, dem neuen Stil sich zugewandt hätte, scheidet
mit Hinblick auf diese einfache, durch persönliche Beziehungen zwischen
Nürnberg und Passau gegebene Sachlage aus. Hat doch auch Passau unter
seinen plastischen Werken aus jener Zeit der neuen Formenwelt des
St. Wolfgangsbrunnens nichts Ähn-
liches an die Seite zu stellen,
geschweige denn ein Werk aufzu-
weisen, das als anregender Vor-
läufer zu denken wäre. Das ver-
einzelte Werk, das in seinen Mo-
tiven zum ersten Male schüchtern
eine Anleihe an das Neue macht,
ist der Grabstein des erst 1519 ver-
storbenen joerg Prenczl von joerg
Gartner bei St. Severin. "'
Nürnberg bewährt also auch
hier seine für das Eindringen der
Renaissance in den deutschen Sü-
den bedeutsame Vormachtstellung
an einem Werk, das in seinem Wer-
degang sogar ein wenig mit Peter
Vischers herrlicher Schöpfung,
dem Sebaldusgrab, gemein hat.
Eine schwierige Frage bleibt
es nun freilich, des näheren zu
Abb. 14. Unteransicht des Beckens am St. Wolfgangsbrunnen
Abb. 15. Flacbornarnent " Ph. M. Halm, joerg Gartner, Zeitschrift Abb. 16. Flachornament am
am Pfeiler des St. Wolf- des Münchner Alzertumsvereines XVlI (1907), Pfeiler des St. Wolfgangs-
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