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Ampezzo der Herstellung von kunstgewerblicher und vornehmer Maare zuwenden, um einen
Markt zu finden. Unter den Kleingewerbetreibenden stehen die Schlosser und Tischler durch
Qualität, die Weber und Faßbinder durch Quantität ihrer Leistungen voran. Die Textil
industrie ist nur durch ein einziges größeres Etablissement vertreten: die Baumwoll
spinnerei in St. Anton bei Bozen. Einen hocherfreulichen Aufschwung hat in den letzten
Jahren die durch zwei große Etablissements in Bozen vertretene, von Karl Ringler
begründete Conservenindustrie genommen, hocherfreulich deßhalb, weil die Landwirtschaft
durch den Verbrauch großer Mengen von Obst und Gemüse daraus erheblichen Nutzen
zieht. Die beiden Fabriken haben einen geachteten Namen in- und außerhalb der
Monarchie und liefern auch Fleischconserven.
In keinem Lande der Monarchie findet man so schöne und verschiedenartige Steine
für die Baukunst und Sculptur wie in Südtirol. Dieser Umstand hat zur Begründung
der jetzt von der Union-Baugesellschaft in großem Umfange betriebenen Steinindustrie
geführt, wozu die Marmorwerke in Laas und die Marmor- und Porphyrwerke in Sterzing
gehören. Die genannten Industriezweige können, da sie ausschließlich einheimische Producte
verarbeiten, als ein wahrer Segen für die Bewohner dieser Gegend betrachtet werden. In
der Mühlenindustrie finden wir nebst zahllosen kleinen Mühlen mehrere Kunstmühlen,
welche die getreidearme Gegend mit Mehl versehen. Seltsamerweise wird in diesem
zum großen Theile weinbautreibenden Lande die Bierbrauerei von mehreren großen
Etablissements mit bedeutendem Erfolge betrieben. Aus dem Gebiete des Handels nimmt
der Obst- und Weinhandel bei weitem den ersten Rang ein. Der jährliche Obstexport
aus diesem Gebiete hat einen Werth von ungefähr 400.000 Gulden, der Weinexport von
ungefähr zwei Millionen Gulden. Der Un ^ros-Zwischenhandel in den übrigen Geschäfts
zweigen concentrirt sich hauptsächlich in Bozen, Lienz und Meran. Auf dem Gebiete des
Communicationswesens ist die Südbahn der maßgebende Factor, indem ihre Linien das
ganze deutsche Südtirol von Norden und Osten nach dem Süden durchziehen, während
die Bozen-Meraner Bahn den Verkehr zwischen diesen beiden Städten vermittelt.
Der italienischsprachige Theil Tirols, das ist der Handelskammerbezirk von
Rovereto, umfaßt 6.110 Quadratkilometer und zählt 273.516 Einwohner.
Die Bodenkultur ist in diesem Landestheile ebenso verschiedenartig wie im deutschen
Südtirol. Während im Hauptthal und in allen tiefer gelegenen Gegenden die Wein- und
Seideucultur vorherrscht, bildet in allen höher gelegenen Gebieten die Viehzucht die
Hanptnährquelle der Bevölkerung, welche leider so dicht ist, daß ein großer Theil daheim
nicht mehr die nöthige Nahrung findet und daher zu massenhaften Auswanderungen
gezwungen ist. Zeitliche Auswanderungen finden auch aus anderen Gegenden Tirols statt,
insbesondere aus dem oberen Innthal. Die zeitlichen Auswanderungen der italienischen
Tirol und Vorarlberg. „„