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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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erloschene Herdfeuer durch glühende, von der nächsten Koliba herbeigeholte Kohlen 
wieder anfacht, mit seltsamen Zeichen auf Runenstäben. Die Kreuzung der mährischen 
Karpathenschafe mit Southdown-Böcken und mit Widdern der friesischen Melkschafrace 
seitens H. Schindlers-Weißenhof und des Directors v. Rodiczky-Kaschau weisen den 
richtigen Weg, auf welchem dieser vortreffliche Stamm noch verbessert werden könnte. 
Die Quantität der Molkereiproducte aus Schafmilch erscheint in den oben beim 
Rindviehstande ausgewiesenen Ziffern mit inbegriffen. An Wolle werden etwa 1900 
metrische Centner gewonnen. 
Die Zahl der Ziegen (144.204 Stück) ist, ein Zeichen ungesunder Entwicklung, 
im letzten Jahrzehnt wesentlich gestiegen. 
Über die Anzahl und die Race der mährischen Schweine melden die älteren 
Quellen nichts, doch läßt sich aus dem vorhandenen Material schließen, daß das 
„Schwarzvieh" der Gegenwart, das „mährische" oder Karpfenschwein, einer Kreuzung 
des kurzohrigen Landschweins mit dem kraushaarigen polnischen Schwein entstammt. 
Es ist weder durch Fruchtbarkeit, noch durch Mastfähigkeit oder Schnellwüchsigkeit 
ausgezeichnet. Außerdem finden wir ebenfalls in den Händen der Kleingrundbesitzer — 
denn die größeren Wirtschaften haben bereits vielfach englische Schweinestämme 
eingeführt — in großer Menge das in Mähren langsamwüchsige ungarische Borstenvieh 
als Mastschwein verbreitet. Die Zahl der Schweine betrügt 322.239 Stück. Die 
ungünstigen Verhältnisse dieses Produktionszweiges haben eine Reform herbeigeführt, 
welche durch Errichtung von 70 mit Ebern englischer Race besetzten Schweinezucht 
stationen eingeleitet wurde. 
Die Geflügelzucht weist neben der starken Aufzucht von Gänsen und Enten in 
den Niederungen des Landes, sowie von Hühnern, die theils der Landraee, theils aus 
ländischen Stämmen angehören, einzelne erfolgreiche Zuchtstationen auf. 
Von anderen Kleinbetrieben wäre außer der ganz unbedeutenden Seidenzucht, 
für deren Unterhalt zahlreiche, noch aus der Zeit des inländischen Aufschwunges des 
Seidenbaues stammende Maulbeerbaumplantagen überreichlich sorgen, die Bienenzucht 
zu erwähnen. Man zählt etwa 83.000 Bienenstöcke zumeist modernen Gepräges. Die 
Ersetzung des Honigs durch neuartige Süßstoffe und des Wachses durch billigere 
Beleuchtungsmaterialien haben auch in Mähren die Bienenzucht stark vermindert. 
Einzelne Forscher führen den Namen Mährens als des Gebietes der March auf 
das altdeutsche rrmralm d. i. Roßweide zurück. Ist dies auch nicht der Fall, so ist die 
Hanna, die fruchtbare Mitte des Landes mit ihren ausgedehnten Hutweiden viele Jahr 
hunderte lang das Hauptgebiet der mährischen Pferdezucht gewesen. Noch lebt in Bild 
und Volkslied das wohlgenährte Viergespann, der Stolz des Bauern der Hanna, und bis
	        
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