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Litteratur - Bericht.
Allgemeine Geschichte der bildenden Künste. Von Alwin Scbultz,
Professor an der k. k. deutschen Universität zu Prag. Mit Text-
illustrationen, Tafeln und Farbendrucken. Berlin, Grote'sche Verlags-
buchhandlung Separat-Conto (Müller-Grete St Baumgärtel), t895.
gr. 8". t.-3. Liefg. a M. 2.
An einer für alle Freunde der Kunst, für alle Gebildeten geschriebenen, auf wissen-
schaftlicher Grundlage fuBenden eingehenderen Darstellung der Geschichte der bildenden
Künste hat es bisher in der deutschen Litteratur gefehlt. Diese Lücke entsprechend aus-
zufüllen und damit einem wirklichen Bedürfnisse in zeitgemäßer Weise zu genügen, ist
das eben im Erscheinen begriKene neueste Werk von Alwin Schultz berufen. Es wird
vier Bände mit etwa 1600 Seiten reich illustrirtem Text und vielen Tafeln umfassen
und in circa 30 Lieferungen vollständig sein. Der erste Band soll die Kunst des Alter-
thums behandeln, der zweite die Kunstgeschichte des Mittelalters, der dritte die Kunst
der Renaissance und der vierte Band die Kunstgeschichte der neueren und der neuesten
Zeit. Die Veröffentlichung hat mit dem dritten Bande, der Kunstgeschichte der
Renaissance bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, begonnen; die übrigen Bande sollen
in kurzen Zwischenräumen folgen, so dass das Werk in zwei Jahren vollendet sein wird.
Die klare und gefällige, alle Ergebnisse der neuesten Kunstforschung zusammenfassende
Darstellung des gelehrten Verfassers in Verbindung mit dem trefflich gewählten reichen
Bilderschmuck werden dem verdienstlichen Unternehmen rasch viele Freunde schaEen
und so wird dasselbe hinwiederum in der Lage sein, seinem Programme gemäß der
Neigung für die bildenden Künste fordernd zu dienen. Diesem Ziele wird es nur nützlich
sein, wenn die bewahrte Verlngshandlung dem illustrativen Schmuck des Werkes noch
erhöhte Aufmerksamkeit und Sorgfalt zuwendet. Einzelne der in den vorliegenden Heften
enthaltenen Abbildungen könnten leicht und unbeschadet des Preises der Hefte besser
ausgeführt sein, was wieder nur zum Vortheil des im Allgemeinen so schönen und
lobenswerthen Ganzen wäre. R-r.
n
Album von Objecten aus der Sammlung kunstindustrieller Gegenstände
des Allerhöchsten Kaiserhauses. Arbeiten der Goldschmiede- und
Steinschlitftechnik. Herausgeg. mit Genehmigung des hohen Oberst-
kämmerer-Amtes Sr. k. u. k. Apostel. Majestät. Erläuternder Text
von Dr. Albert Ilg. Wien, J. Löwy, 1895. Fol. fl. 35.
Das Werk enthalt auf fünfzig Tafeln eine Auswahl erlesener Arbeiten der Gold-
schmiedeltunst, des Edelstein- und des Krystallscbnittes aus dem 15. bis 18. Jahrhundert
aus der Sammlung kunstindustrieller Gegenstände des Allerhochsten Kaiserhauses, dar-
unter eine Reihe der berühmtesten Stücke, wie den Pocal Kaiser Maximilians l., den
Doppelbecher Kaiser Friedrich's lll., das Vortragekreuz aus der Scuola di S. Teodoro in
Venedig, den sogenannten burgundischen Hofbecher, den prächtigen, mit Edelsteinen
und Perlen besetzten französischen Deckelpocal, die Prunkschüssel von Christoph Jam-
nitzer, die russische Verbrüderungschale, die große Gießkanne aus Lapis lazuli u. s. w.
Die Abbildungen sind entweder in Lichtdruck oder in PhotogravureJ eine Anzahl (14)
in Farbe n licht druc k ausgeführt. Durch die letztgenannte Art der Vervielfältigung sollte
nach der Intention des Herausgebers die Andeutung des hauptsächlichen coloristischen
Charakters der Originale angestrebt werden. Es ist dies ein neuer und sehr beachtens-
werther Versuch, einzelne Ohjecte aus den kunsthistorischen Sammlungen des Allerh.
Kaiserhauses mit Hilfe der Photographie farbig zu reproduciren. Einen solchen, tech-
nisch allerdings verschiedenen Versuch hat auch das k. k. Oesterr. Museum für Kunst
und Industrie vor langen Jahren gemacht, als es durch Ludwig Angerer verschiedene
Gegenstände aus der kaiserlichen Schatzkammer in der von G. Bohringer auf der Pariser
Weltausstellung 1867 zuerst zur Geltung gebrachten sogenannten Chryseplastik, Photo-
graphie auf Gold-, Silber- oder Bronzegrund, vervielfältigen ließ. Drei von den damals
farbig reproducirten Kunstwerken finden wir auch in dem vorliegenden schonen Album
in Lichtdruclt wieder, und zwar das prächtige Vortragekreuz aus der Scuola di San
Teodoro auf Taf. 4, die Prunkschuasel mit dem Triumph Amors von Chr. Jamnitzer auf
Taf. 17 und eine Tasse aus Stahl mit erhaben geschnittenen, vergoldeten und versilberten
Ornamenten auf Taf. zt. Die Farbenllchtdruclte des hier angezeigten Werkes bedeuten
den eben genannten frühen Versuchen gegenüber natürlich einen sehr wesentlichen und
erfreulichen Fortschritt, wenn sie auch nicht ausnahmslos als vollkommen gelungen und
ihren schon erwabnten Zweck ganz erfullend bezeichnet werden können. Von bester