nationen zu bereits gemusterten Fäden, gelegentlich flocht man auch
milchigblaue oder hellrote Fäden dazu; verwendete diese Fadenmuster
entweder in weiten Abständen oder legte sie eng aneinander (Abb. 33
bis 38). Die gemusterten Stäbchen werden in eine zylindrische Metall
oder Flolzform geordnet und durch eine hineingeblasene farblose Glas
blase festgehalten, der sie anhaften und mit der sie gemeinsam dann
die gewünschte Gefäßform erhalten. Geduld und handwerkliche Fer
tigkeit sind die Voraussetzung für diese Arbeiten, in denen die Glas
macherkunst Venedigs im 16. Jahrhundert brillierte.
Eine Erweiterung des Fadenglases und damit eine Erschwerung des
Problems ist das Netzglas. Milchglasfäden werden auf die Glasblase
in gleichen Abständen als Relief aufgelegt, die Glasblase wird beim
Blasen gedreht, so daß die Fäden eine Wirbelrosette bilden. Eine
zweite Blase mit Fadendekor im Gegensinn wird mit der ersten ver
einigt, so daß zwei Glasschichten aufeinanderliegen, die Fadenreliefs
einander zugekehrt, in heißem Zustande eng verbünden, in jedem der
durch die Fäden gebildeten kleinen Rautenfelder ist ein Luftbläschen
eingeschlossen, was besonders reizvolle Lichtwirkungen hervorruft
(Abb. 39—41). Wird das Netzglas durch Einstülpen nur einer Glas
blase bis zum Berühren herbeigeführt, entfällt der Reiz der Luft
bläschen.
Neben den zarten Farbwirkungen der Faden- und Netzgläser und
der Oberflächenauflösung des Eisglases spielen die farbigen Gläser
auch nach dem 15. Jahrhundert eine sehr große Rolle. Welche Bedeu
tung das Experimentieren beim Erzeugen der verschiedensten Farben
(von Schwarz bis zu einer zarten Opalfarbe) in den Glashütten hatte,
verrät schon die „Glaskunst“ des Antonio Neri, der rund 50 Kapitel
seiner sieben Bücher solchen Fragen und Rezepten widmete (Abb. 42).
Wie denn überhaupt die zwei Jahrhunderte der Blütezeit der vene
zianischen Glashütten ein unablässiges Streben nach Neuem und zu
keiner Zeit ein Ausruhen auf dem schon Erreichten sind; ein Nimmer
müdewerden, wie es die Glaskunst in der Antike und dann erst wieder
in der Biedermeierzeit kennt. Alte Rezepte werden neuerdings ver
sucht, Neues wird stets hinzugefügt. Der komplizierteste Vorgang ist
die Herstellung des sogenannten Jaspis- oder Achatglases, dessen
Bereitung Neri einige ausführliche Kapitel widmet: Silber und Queck
silber wird gelöst, Kobalt, Magnesia, kalziniertes Eisen und dreimal
kalzinierter Kupferhammerschlag dazugetan, das Scheidewasser zum
Verrauchen gebracht; das so gewonnene gelbe Pulver dann einer Glas
masse zugefügt, die vorwiegend aus altem Bruchglas bestehen muß.
Fortgesetztes Mischen und Ruhenlassen; dann Beigaben von Wein
stein und Schornsteinruß, von mit Schwefel kalziniertem Eisen in vor
sichtigen wiederholten Mengen; neuerliches Ruhen und Erhitzen. Das
ergibt dann von „außen eine himmelblaue und Meerwasserfarbe, wie
auch roth, gelb, und mancherlei andere striemicht-spielende und schöne
Farben, gleich einem orientalischen Chalcedonier, Jaspis, und Achat
anzuschauen“ und „gegen die Luft gehalten erscheint es rot gleich wie
ein Feuer" (Abb. 43).
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