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ständigkeit die Gelegenheit dar, diese kunstvollen Zinnarbeiten zu stu-
diren und der Lösung manches Räthsels, welches sich noch auf diesem
wenig bebauten Forschungsfelde bietet, näher zu kommen. So geben
zwei flache Schalen die interessanteste Vergleichung für die gegenseitige
Beziehung der beiden oben genannten Formschneider ab, deren Medaillen-
Porträts sich auf der Unterseite eingesetzt Enden. Hiernach scheint es
'fast zweifellos, dass die Arbeit von Briot als Original anzusehen ist; und
wenn auch kleine Abweichungen an der Enderlein'schen Schüssel den
Gedanken an Nachguss ausschließen, so scheint doch der letztere seine
Form unter directer Anlehnung an den französischen Meister gravirt zu
haben. Aus der reichen Sammlung von zinnernem Gebrauchsgeräth heben
wir als älteste Stücke eine Kanne und zwei Gurden spätgothischer Form
mit Minuskel - lnschriften, aus der hiesigen städtischen historischen
Sammlung, und eine hochfiiElige Taufkannc von Radspieler in München
(irren wir nicht aus der Auction Gedon) hervor. ln reichem Wechsel der
Formen und Bestimmungen verfolgen wir dann die Arbeiten durch die
edlen Gestaltungen der Renaissance hindurch bis zum Barock und Rococo.
Besonders das letztere weist äußerst wirkungsvolle Formen von Pokalen,
Terrinen, Schalen, Tellern etc. auf; die geschweiften Cannelirungen dieses
Styles sind wie geschaffen, um den reichen Glanz dieses Materiales auf's
Beste zur Geltung zu bringen. Wie vollkommen sich diese Formen für
das heutige Gebrauchsgeräthe eignen, weisen mehrere höchst gelungene
Versuche nach, alte Terrinen und Schüsseln von Zinn, stark versilbert,
als tägliches Tafelgeschirr nutzbar zu machen; wir meinen, dass hierin
ein deutlicher Fingerzeig für unsere Alfenidwaaren-Fabrikanten läge, denn
schließlich ist es idoch ziemlich einerlei, ob unter dem SilberLiberzug
reines Zinn, oder. eine Weißlegirung wie bei der wAlfenidn- steckt.
Letzteres Material schwankt bei uns noch immer in der unleidlichen
Nachahmung des Silbers zwischen den auf mechanischem Wege bis zum
Ueberdruss verzierten deutschen Silbergeräthen und den glatten, aber
gänzlich formlosen Gefäßen englischer Fabrication. Hier, an diesen groß
und wirkungsvoll bewegten Rococoformen der Zinnarbeiten fände es
unstreitig geeignetere und dem Materiale entsprechendere Vorbilder.
Besitzer der hauptsächlichsten Ausstellungsstücke, denen vor Allem das
Zustandekommen dieser Special-Ausstellung zu verdanken ist, haben wir
zu nennen die Herren: Kunsthändler Günther, E. G. May, Kammerherr
von Donop, Rittmeister Stumm, Bildhauer Krauth, Generallieutenant
von Dinklage, Louis Bernhard, Graf von Oriola, Ernst Hallenstein, Gust.
E. Mauskopf, Rittmeister Bauer, Hofrath Kahlbau, Stuttgart. Eine
Sammlung von Originalstichen de Bry's, Behaim's u. A. aus der Sammlung
H. Stiebel dient als ebenso interessante wie erklärende Vervollständigung
der Zinn-Ausstellung.
Frankfurt. Luthmer.