Gelehrten zusammenfasst, dem allgemeinen Verstandnisse erschloss, denn die Aufschlüsse,
die wir aus diesem ersten Bande erhalten, sind hbehst respectabel. _
Dass das Buch sich ausschließlich mit den Miniaturen beschäftigt, _weiß der Ver-
fasser dadurch zu rechtfertigen, dass der Miniaturmalerei in der byzantinischen Kunst
keineswegs jene rein ornamentale Rolle zugewiesen war, wie es in der nordischen Kunst
der Fall ist. Die byzantinischen Miniaturen sind bis in's to. Jahrhundert monumentalen
Charakters und als solche wesentliche Träger der gesamrnten Kunstbewegung. Die eigen-
thümliche Welt dieser Miniaturen, in der sich der dogmatisch-speculative_Sinn der
Byzantiner wiederspiegelt, blieb dem abendländischen Forscher roßtentheils unver-
standlich. Es war ein Irrthum namentlich der französischen Schri steller, dass sie die
byzantinische Kunst vorwiegend als Hofltunst auffassten. Damit verkannten sie das
eminent volksthtimliche Element, das in diesen Miniaturen latent ist, und das sich dem
mit der Geschichte der religiösen Kämpfe, der Secten und des orientalischen Monchthums
Vertrauten in überraschender D eise offenbart.
Nach einer einleitenden Ucbersicht und Aufzählung der vorliegenden Literatur
werden die ältesten Miniaturhandschriften besprochen, die noch der antiken oder alt-
christlichen Kunst beizuzahlen sind. Es geschieht dies in sehr eingehender Weise, weil
die Antike namentlich in der Technik, aber auch in der Formengebung wahrend dieses
ganzen ersten Zeitraumes, des -goldenen Zeitalters-i der byzantinischen Miniaturmslerei,
das bis in's to. Jahrhundert währt, von der größten Bedeutung geblieben ist. Von den
meisten dieser Handschriften versucht der Verfasser nachzuweisen, dass sie im Orient
ihre Entstehung gefunden haben. Die Werke eigentlich byzantinischer Provenienz werden
in ganz neuer und zweckmäßiger Gruppirung nach dem Inhalte behandelt: als Evnngeliarien,
Psalter, Menologien etc., um die Zurtickleitung auf Archetypen zu ermoglichen. ln die
zweite Hälfte dieses Zeitraumes, mit welchem der erste Band abschließt, fällt der Bilder-
sturm, über welchen wir ebenfalls wichtige Aufschlüsse empfangen. War man nämlich
bisher der Ansicht, dass die Wirksamkeit der Ikonoklasten eine Stockung in der Ent-
wickelung der byzantinischen Kunst herbeigeführt hat, so erfahren wir, dass dieselbe
zunächst nur dem heidnischen Elemente, der antiken Tradition verhängnissvoll wurde;
das volksthümliche Element fand dagegen von Seiten der Münche als Träger desselben,
denen aber auch vornehmlich die Pflege der Miniaturmalerei oblag, die eifrigste For-
derung, wie denn die Ausbildung der eminent volksthümlichen Psalterillustrationen sich
nachweislich gerade im Jahrhunderte des Ikonoklasmus vollzogen hat.
Die Ergebnisse des Werkes für die abendländische Kunstforschung hat A. Springer
in einem Vorworte dahin zusammengefasst, dass in dem Maße, als die Erkenntniss und
Werthschätzung des byzantinischen Stiles steigt, die Grenzen seines Einflusses auf die
occidentalische Kunst sich verengen: eine byzantinische Frage habe für den Westen zu
existiren aufgehen. - Rgl.
4t-
Rococo. Entwürfe für die graphischen Künste und das Kleingewerbe
von L. Clericus. l. Lieferg. 15 Taf., davon vier in Farben, nebst
erläuterndem Texte. Frankfurt a. M., Wilh. Rommel, i886. Fol.
Nach den Worten des Prospectes soll diese Publication Angesichts der Beliebtheit,
welcher sich das Rococo gegenwärtig erfreut, die alten Vorbilder in diesem Stile den
Anforderungen der modernen Kunstindustrie entsprechend umbilden und damit vielen
Zweigen des Kunstgewerbes ein Material zur unmittelbaren praktischen Verwerthung
bieten. Das vorliegende Heft enthält Wappen, Cartouchen, Alphabete, Spielkarten, einen
Fächer, Stickmuster, Borduren u. s. w., und zwar verdienen jene Entwürfe, welche sich
strenger an ein Originalmuster anschließen, vor den freieren Compositionen, namentlich
solchen mit figuralen Beigaben, den Vorzug. Indern also gerade jene Entwürfe, welche
die gründlichste Umbildung der alten Formen im modernen Sinne aufweisen, die
schwächsten sind, finden wir uns nach den Versprechungen des Prospectes einigermaßen
enttäuscht. Da jedoch der Herausgeber selbst seine zeichnerischen Kräfte sowie den
Erfolg seiner Bemühungen nicht überschätzt, so ist es billig, an Einzelheiten dieser
Publication keine Kritik zu üben und das Ganze als einen wohlgemeinten Versuch hin-
zunehmen. -F_s.
i
Das Amt der Goldschmiede zu Wismar. Von Friedr. Crull. Wismar,
Hinstorff. hoch-4". XI, 54 S. und 2 Tafeln in Lichtdruck. M. 4'-
Ein neues Zeugniss für den erfreulichen Eifer, welcher in niedersachsischen Städten
auf dem Gebiete der Gewerbegeschichte lebt. Wie jeder derartige aus Archiven gesehopfte
Beitrag hat auch dieser eine allgemeine neben der loealen Bedeutung. Unter nAemternu
der Gewerbegenossen versteht der niedersächsische Sprachgebrauch Zünfte. ln Wismar