Gemahlinnen von Kreutzinger immer wieder malen ließ.
Es waren durchaus Staatsporträts mit lebensgroßcn Fi-
guren oder Kniestücke mit offiziell wirkender Haltung
der Dargestellten. Es gab aber auch intimere Szenen,
wie das kleine Doppelbildnis des Kaisers Franz mit
seiner Gattin Maria Ludovica in einer Parklandschaft,
das im vergangenen Jahre durch die Versteigerung der
Kunstabteilung des Dorotheums bekannt geworden ist.
Der Zauber des Intimen liegt auf den Bildnisstudien, wie
jenem Frauenkopf aus Briisseler Privatbesitz, und vor
allem auf den Bildnisminiaturen des Meisters. In ihnen
und in den seltenen Bildniszeichnungen wird eine
rokokohafte Grazie sichtbar, die auch die Pinselstudien,
Fügers auszeichnet.
Die Kunst Kreutzingers wird durch einen starken male-
rischen Sinn bestimmt. Bereits in den frühen Porträts,
die von der allgemeinen österreichischen Bildnistradi-
tion getragen erscheinen, durchzieht die Modellierung
der Gesichtsformen und der Haare ein malerischer Fluß,
der warme und kalte Töne in weichen Übergängen ver-
einigt. In einem Brustbildnis der Kaiserin Maria The-
resia, der zweiten Gemahlin des Kaisers Franz I., das in
den Neunzigerjahren gemalt wurde und in dem ehe-
maligen Thronsaal der Franzensburg in Laxenburg hing,
verlebendigt nur das in kraftvollem Halbdunkel mo-
dellierte Antlitz mit dem duftigen Haar die altertümlich
wirkende Bildniserscheinung. Kreutzinger übernahm für
das offizielle Repräsentationsbildnis den allgemein ver-
wendeten Apparat mit großer Draperie und Säule und
einer Lnndschaflskulisse. Er variierte ihn kaum, 0b es
sieh um ein Monarehen- oder ein Fürstenporträt han-
delte, und verpflanzte diesen repräsentativen Bildnis-
typus bis in das zweite jahrzehnt des 19. jahrhunderts.
Neben Friedrich Heinrich Füger und Johann Baptist
Lampi d. Ä. ist Josef Kreutzinger mit seinem künstleri-
schen Werk so unbekannt geblieben, daß auch gegen-
wärtig noch Bildnisse seiner Hand als anonyme Schöp-
fungen laufen. Die drei Porträtisten, fast gleichalterig
und in denselben Jahrzehnten in Wien tätig, waren mit
Josef Grassi, der aber nur in den beiden Jahren 1795
und 1796 in seiner Heimatstadt schuf, die Träger einer
repräsentativen Bildniskunst, die vom Spätbaroek in den
Klassizismus und darüber hinaus in den Bereich des frü-
hen Realisrnus führte. Kreutzinger, der gleich Grassi in
Wien geboren wurde, war sechs Jahre jünger als die
beiden 1751 geborenen Füger und Lampi. Er starb 1829
in Wien. ein Jahr vor Lampi, und überlebte Füger um
elf Jahre. Kreutzinger wurde nach 1790 „k. k. Hof-
Kammer-Mahler". Lampi war fast ein Jahrzehnt (1788
bis 1797) in Polen und Rußland tätig, Lampis Sohn ar-
beitete von 1796 bis 1804 in Petersburg, während für
Kreutzinger im Jahre 1793 ein Aufenthalt in Peters-
burg bezeugt ist. Wie bereits die spätbarocke Malerei
Wiens, vor allem durch das Werk Franz Anton Maul-
bertschs, nach dem Osten (Ungarn, Mähren, Böhmen,
Polen) ausstrahlte, so eroberte sich einige Jahrzehnte
später, die Wiener Bildniskunst auch den russischen Be-
reich.
Der Dreißigjährige trat mit seinen ersten Bildnissen vor
die Wiener Öffentlichkeit. Im Jahre 1787 malte
Kreutzinger den Dichter Heinrich Blumauer und wenig
später trat die hoeharistokratische Bildnissphäre neben
die bürgerliche, denn 1790 entstanden die Bildnisse des
Kaisers Leopold II. und des Erzherzogs Karl. Der kaiser-
liche Hof blieb der bedeutendste Auftraggeber des Künst-
lers. Vor allem war es Kaiser Franz, der sich und seine