in der Kattundruckerei in Kettenhof bei Wien,
und 1812 beleuchtete Professor Jassnüger
den Festsaal des Theresianums auf gleiche
Weise.
Eine Besonderheit des Gebäudes des Poly-
technischen Institutes in Wien war auch die
Zentralheizungsanlage, die im Winter 1818[19
erstmals in Betrieb stand. In diesem Zusammen-
hang ist der Professor der Chemie des Insti-
tutes Paul Treugott Meissncr zu nennen, der
sich um die Entwicklung der Zentralheizungen
verdient gemacht hat. Seine Luftheizung wurde
erstmals 1820 bei einer Zuckerrafiinerie in
Wien ausgeführt und fand in der Folge weite
Verbreitung. Unter anderem wurde das Meiss-
ner'sche Beheizungssystem verwendet für die
Hörsäle des Tierarzneiinstitutes in Wien, für
Unterrichtsräume des Forstlehrinstitutes in
Mariabrunn sowie für den einstigen Apollo-
saal und für den Zeremoniensaal der Hof-
burg.
Der Neubau für das Polytechnische Institut
war bereits bis zum Dach gediehen, als am
14. Oktober 1816 Kaiser Franz I. die Grund-
steinlegung vernahm. Auf dem Platz vor dem
Gebäude fand sich unter strahlend blauem
Herbsthimmel eine unübersehbare Menschen-
menge zu dem Ereignis ein und bekundete
solcherart das rege Interesse, das allgemein
für die neugeschaffene Hochschule bestand,
eine Unterrichts- und Forschungsstätte, die
ihr kaiserlicher Stifter „der Pflege, Erweite-
rung, Veredlung des Gewerbsfieißes, der
Bürgerkünste, des Handels" bestimmt hatte.
Dem Polytechnischen Institut war eine soge-
nannte astronomische Werkstätte eingegliedert,
deren Tätigkeit einen bedeutenden Aufschwung
in der Herstellung optisch-mechanischer Ge-
rate bewirkte. Hier entstanden astronomische
und geodätische Instrumente (Abb. 1), die in
alle Welt gingen und sich vielfach bewährten.
Für den Studienbetrieb wurden Modelle von
technischen Geräten und Anlagen mannig-
facher Art in der mechanischen Werkstätte
des Institutes angefertigt (Abb. 4).
Jährlich während der Hauptferien sollten im
Gebäude des Polytechnischen Institutes Indu-
strieausstellungen stattfinden und ein Bild vom
Entwicklungsstand der gewerblichen und in-
dustriellen Fertigung in den österreichischen
Erblanden geben. Schon in seiner Eröffnungs-
rede am 6. November 1815 hob Prechtl die
Bedeutung solcher Veranstaltungen für die
Entwicklung von Industrie und Gewerbe
hervor.
Die erste österreichische Gewerbeausstellung
hatte 1791 in Prag stattgefunden und als
regionales Unternehmen vor allem in Böhmen
hergestellte Textilien gezeigt. Die Eisenindu-
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strie der Steiermark sowie von Kärnten, Krain
und Oberösterreich bestimmte die Art der
Exponate, die eine dem 1811 von Erzherzog
Johann in Graz gegründeten Joanneum an-
geschlossene Sammlung gewerblicher Erzeug-
nisse enthielt. Eine Schaustellung ebenfalls
musealer Art war das 1807 in Wien ins Leben
gerufene „k. k. Fabriksproduktenkabinett"von
Kaiser Franz, das zunächst unter der Leitung
Aloys von Widmanstättens stand und 1814
dem im Entstehen begriffenen Polytechnischen
Institut eingegliedert wurde. Mit seinen an-
sehnlichen Beständen konnte es als permanente
Schau industrieller und gewerblicher Erzeug-
nisse angesehen werden und die Abhaltung
besonderer Ausstellungen entbehrlich erschei-
nen lassen. Schon 1823 umfaßte diese Samm-
lung, die zu den besonderen Sehenswürdig-
keiten Wiens zählte, an die 20000 Muster-
stücke. Trotzdem verlor man das ursprüngliche
Ziel nicht aus den Augen, und im Jahre 1835
konnte schließlich die erste zentrale Industrie-
ausstellung der Donaumonarchie ihre Pforten
öffnen. Sie fand, da das Polytechnische Institut
damals noch nicht über entsprechende Räume
verfügte, in der Winterreitschule und einigen
anschließenden Räumen der Hofburg statt.
Die rege Beteiligung von Ausstellern und das
starke Interesse der Besucher gaben nicht
zuletzt den Anstoß zu einem Bauvorhaben,
das die Abhaltung von Industrieausstellungen
auf dem Areal des Polytechnischen Institutes
ermöglichte. Unmittelbar nach Vollendung
dieser Bauten fand im Mai 1839 die zweite
Industrieausstellung statt. In zahlreichen
Räumen waren die Exponate ausgestellt und
zeigten nicht allein die Betriebsamkeit von
Industrie und Gewerbe, sondern auch die
erheblichen technischen Fortschritte seit der
ersten Ausstellung.
Die bedeutende Vermehrung der Exponate,
die für eine dritte Ausstellung gleicher Art
zu erwarten war und die dann auch tatsächlich
eintrat, ließ den vorhandenen Raum als nicht
ausreichend erscheinen. So kam es zur Er-
richtung provisorischer Bauten, die nach den
Plänen des Hof baurates Paul Sprenger vor der
Hauptfront des Polytechnischen Institutes
errichtet wurden (Abb. 12). Von diesen Hallen
auf dem Glacis führte ein gedeckter Gang
zum Hauptportal des Institutsgebäudes, wo die
Ausstellung ihre Fortsetzung fand.
Ein Vergleich der Ausstellungsberichte von
1835, 1839 und 1845 dokumentiert eine ge-
waltige Fortentwicklung der inländischen In-
dustrie, die zur Zeit des Wiener Kongresses
durch die Gründung des Polytechnischen
Institutes einen entscheidenden Impuls er-
halten hatte.