Buchbesprechungen
Monika Steinheuser, Die Architektur der
Pariser Oper. Studien zu ihrer Ent-
stehungsgeschichte und ihrer architek-
turgeschichtlicrlen Stellung. Studien zur
Kunst des neunzehnten Jahrhunderts.
Bd. 11. Forschungsunternehmen der
Fritz-Thysaen-Stiftung. Arbeitskreis
Kunstgeschichte. Prestel-Verlag. Mün-
chen 1559. 327 Seiten mit 143 Abb. auf
112 Tafeln.
Eine Monographie über das Haus der Pariser
Oper mag in Wien, ein Jahr nach der Centenar-
faiar der Wiener Oper, auf besonderes Interesse
stoßen, bestand doch immer schon eine
offene oder unterdrückte Rivalität zwischen
den Häusern beider Städte: im Abstand von
wenigen Wochen wurden die Wettbewerbe
entschieden zugunsten heim.scher Krafta, und
wenn die Bauarbeiten in Paris auch mit
halbjährigem Vorsprung vor Wien begannen.
so verzögerten sich diese doch schon sehr
erheblich, bis sie 1870 vollends eingestellt
werden mußten. Zu diesem Zeitpunkt war
das Opernhaus in Wien, dessen Bauzeit von
1861 bis 1869 schon als Ärgernis empfunden
wurde, bereits im Betrieb; die Vollendung
der Oper in Paris im Jahre 1875 blieb dann
der Republik vorbehalten.
Die Vergleiche lassen sich fortsetzen über die
städtebaulichen Unternehmungen, in welche
der Bau dieser Häuser eingebunden ist, uber
die außere und innere Gestalt der Hauser
und führten dann zu dar Frage, ob die ganz
unbestreitbar größere Lösung Garniars das
alleinige Verdienst dieses Marines ist oder
ob das Bürgertum, das auch im kaiserlichen
Frankreich eine ungleich bedeutendste Rolle
spielte als etwa in den deutschen Ländern.
großzügiger und fortschrittlicher dachte.
Neben der Oper von Paris, die man als ein
Monument des Bürgertums wird betrachten
dürfen nimmt sich die Oper in Wien als
intimes Hohheater aus, in welchem dia Bürger
Geste des Kaisers waren.
Naturlich sind dies alles keine Themen, die
in einer archivalischen und stilkritischen
Arbeit Eingang finden konnen, Die Verfasserin
gibt vielmehr eine sehr ausführliche und gute
Beschreibung des wahrnehmbaren, einen
umfangreichen Bericht über fruhe Projekte
und die Wettbewerbe bis hin zur Entstehung
des Entwurfes von Garnier und endlich eine
sehr weitausholenda Studie über die archi-
tekturgeschichtliche Stellung jenes Hauses.
Drei Punkte fallen dabei besonders ins Auge:
Nach Lage des überlieferten Materials hat die
Verfasserin vier Wettbewerbsbeiträge aus-
luhrlich geschildert. Sie entstammen der ersten
und der zweiten Runde des Wettbewerbes
und Freisträgern wie Nichtpreisträgarn; von
Garnier stammt keines dieser Projekte. Nun
werden, da Vergleichsmöglichkeiten zu den
gleichrangigen Projekten von Garnier fehlen,
diese Projekte mit dem Prachtbau von Garnier
verglichen, was bei aller wohlgemeinten
Objektivität ein schiefes Bild ergibt. Wie
würde denn bei solchem Vergleich das erste
Projekt von Garnier dastehen? Die Ver-
fasserin ist sich der Ungunst dieser Situation
zwar bewußt (S. 54), glaubt aber, nicht auf
den Vergleich verzichten zu dürfen, statt
getrennt zu halten, was nicht zusammen-
gehört. Der andere Punkt ist, wia nebensach-
lich das Phänomen ..Gesamtkunstwerk",
für welches dieses Opernhaus ein Parade-
beispiel ist, behandelt wird. Auf drei Seiten
wird dieses Problem zwar gestreift (S. 1521.),
doch bleibt die dort gegebene akademische
Auseinandersetzung ohne Bezug zum Objekt.
Die Aufzählung der Bildthemen und Künstler
(ist diese überhaupt vollständig?) schließt
diese Lücke nicht, das Kunstgewerbe fehlt
ganz. Und schließlich vermißt man Angaben
zu Garnier, zu seinem Schaffen neben der
Oper. Genannt sind sein Freisprojekt der
Akademie, der Rekonstruktionsantwurl das
Aphaiatempels zu Ägina und des Projekt
eines Orpheurris. Gibt es denn aber keine
Brücken zwischen der Oper und dem Theater
und Casino in Monte Carlo? Ohne die Mono-
graphle über das Haus der Oper über Gebühr
auszudehnen, würden einige Erganzungen in
dieser Richtung um so freudiger aufgenommen,
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als sich sobald keine Gelegenheit bieten wird,
so ausführlich uber das Hauptwerk von Garnier
zu schreiben und schon gar nicht von einem
deutschsprachigen Autor, denn darauf darf
die Verfasserin stolz sein: daß es ihr gelungen
ist, eine so ausführliche, wohlfundierte Mono-
graphie über ein französisches National-
denkmal zu verfassen.
Eine große Enttäuschung bereitet aber leider
ein Großteil der Flanabbildungen. Es fragt
sich, ob man hier nicht durch Umzeichnungan
oder andere Reproduktionstechniken - selbst
auf Kosten der Einheitlichkeit des Bildteiles -
zu besseren Ergebnissen hätte kommen können.
Hans-Christoph Hoffmann
SwobodalMetamorphosen. Herausgege-
ben von Bernhard Peithner-Lichtonfell.
Langen Müller, München-Wien 1970.
20 Seiten Text, 18 SchwerzweiB- und
24 Farbtafeln.
Gleich vorweg: Das Buch ist sehr schön aus-
gestattet. Sowohl die Auswahl der Bilder als
auch die Bindung ist erlesen. Die feinen Ab-
stufungen im Couleur Swobodas kommen gut
zur Geltung und die getönten graphischen
Blätter geben einen noblen Akzent. Einzig das
Vorsatzpapiar scheint uns nicht nur zu un-
ruhig, was noch den Intentionen des Künstlers
entsprechen mag, sich aber als Empfang -
ein solcher ist ia das Aufschlagen eines Buches
- nicht besonders günstig auswirkt, sondern
sogar etwas aufdringlich wirkt. Um wieviel
besser, geradezu köstlicher ist dagegen der
von Gerhard Swoboda handgeschriebene,
kreuz und quer, darüber und dazwischen
illustrierte Lebenslauf, dar gleich nach einem
kurzen Vorwort des Herausgebers das Buch
einleitet.
Der Beitrag Caspar Freiherrn von Schrenck-
Notzing trägt den Titel „Metamorphosen bai
Gerhard Swoboda" und geht von dem im
Bande abgebildeten Olbild „Maine Odyssee"
aus. Der Autor rollt das Thema aber schließlich
kunstgaschichtlich und weltanschaulich auf,
wobei er sicher bei manchem Leser Wider-
sprüche auslösen wird. Wohl, „die Suche nach
den philosophischen Steinen ist keinesfalls
überholt" (Seite 22), doch der Wege sind
viele.
Der zweite Text von Heinrich von Mackowitz
beschrankt sich darauf, den Kunstler vorzu-
stellen, was hier ein Gewinn ist. Er berichtet
von der Entwicklung Swobodas, zeigt
geistige Verwandtschaften auf, geht auf den
Schaffensprozeß ein und gibt dem Leser
Anhaltspunkte zu einer Deutung.
Schade, daß bei einem so kostbar ausge-
statteten Werk (und wann wird so schnell
wieder ein solches über Gerhard Swoboda
publiziert?) keine wissenschaftliche Erarbei-
tung des Werkes angeschlossen ist. Wir
finden weder ein (Euvreverzeichnis, keine
Aussteilungshinweise und, was besonders
schade ist, keine Literaiurangaben. Vielleicht
ist eine Ergänzung in dieser Richtung bei einer
eventuellen Neuauflage möglich.
Alois Vogel
Tha Penrose Annual 1970 (Penrose
Jahrbuch); hrsg. von Herbert Spencer;
zzis Seiten, illustriert, Preis (engt)
Sh. 90.-; Lund Humphriel. London 1970
Selten kann über ein Buch mit soviel Freude
referiert werden wie über das Penrose Jahr-
buch, von dem nun Band 63 vorliegt: Ein
bißchen schmäler diesmal, aber kompakter
und von gewohnter und doch immer wieder
erstaunlicher Qualität in Inhalt und Ge-
Staltung.
In der einleitenden Übersicht wird über
technische, künstlerische und kommerzielle
Entwicklungen des letzten Jahres, vorwiegend
in England, USA und Japan, berichtet. Zu-
gleich wird überzeugend dargestellt, daß heute
Druckerei und Craphik in das Gebiet der
Kommunikation integriert werden müssen;
der Computer ist ein machtiger Mitarbeiter
auf diesem Gebiet geworden.
Die Beitrage beginnen mit einer Würdigung
des unvergeßlichen Cassandre von F. H. K.
Henrion; einige weitere sind ebenfalls großen
Persönlichkeiten gewidmet: Beatrice Warde
(John Drevfus), Jan Tschichold (Ruari
McLean) und seinen großen Leistungen für
die englische Typographie, vor allem bei
Fenguin, sowie der Pionierarbeit von Maurice
Spitzer für das Druckereiwesen in lsrael
(l. Soifer). Faszinierend sind die wenigen
Beispiele der „totalen Photographie" von
Romano Cagnoni (J. J. de Lucio Meyer);
ein umfassender historischer Uberblick mit
ausgezeichneten Illustrationen befaßt sich mit
Holzschnittmeistern des 19. Jahrhunderts
(Eric de Marc). Eine Reihe von informativen
Aufsätzen, die sich vorwiegend an Fachleute
wenden, behandeln u. a. Tiefdruckvarfahran,
die Entwicklung des Rotationsdruckes oder
aber, hier für den Graphiker wichtig, Euch-
und Zeitungsgesialiung. Schon in die Zu-
kunft weisend sind die Beiträge über Video-
tape und Photosetzvarfahren.
Das Werk anthalt kurze Zusammenfassungen
der Aufsätze in französisch, deutsch, italienisch
und spanisch; und sogar der lnseratenteil ist
rast durchwegs sehenswert. Besondere Er-
wahnung verdient der Entwurf das Schutz-
umschlages (David Kinderslev). der vorweg-
nimmt, was das ganze Buch auszeichnet: eine
geglückte Synthese von Information, Aussage
und Gestaltung zu sein.
Knud Knudsen, Die zwölf Temperamente.
Verlag Karl Thiemig KG, München 1969,
52 Bilder. davon 14 in Farben.
Daß solche Werke wie der „Fries dar zwölf
Temperamente" an der Stirnwand des großen
Sitzungssaales der ,Alten Lei zigar Lebens-
versicherungsgesellschaft a. G n Frankfurt
am Main gemacht werden, hängt wahrschein-
lich vom Auftraggeber ab. Immerhin miißte
dieser Geschmack den Kunden zu danken
geben. Daß man uber diesen Fries noch eine
Abhandlung von fast 100 Seiten verleßt,
wird bei den Kosten für die „zwölf Tempera-
mente" auch keine Rolle mehr spielen. Auf
den Seiten 25 bis 37 werden Beispiele aus
der Kunstgeschichte gebracht. die die Be-
handlung desselben Themas zum Inhalt
haben. Wer diese mit jener zur Debatte stehen-
den Arbeit vergleicht, die auf Seite 6 und 7
in Farben und spater in 12 Datailauinalimen
schwarzweiß und ebenso vielen wieder in
Farben (!) wiedergegeben ist, wird mit dem
Rezensenten einer Meinung sein. der des fur
dieses Buch verwendete Kunstdruckoapier als
eines von guter oualitet findet.
Alois Vogel
Hans Katschthalar, Burg und Kirche von
Hötting seit ältester Zeit - Schlern-
Schriften, Band 255. Univerxitätlverlag
Wagner, Innsbruck. 59 5.. 9 Abh., Genea-
logische Tafel, Helbleinen, Schutzum-
schlag. öS 120.-
Nach einer alten Sage Soll der so originelle
Turm der alten Kirche von Hötting vor Zeiten
der Wamurm einer Burg gewesen sein, auf
deren Trümmern die Kirche und der Friedhof
entstand. Der Verfasser versucht nun an Hand
der wenigen Zeugnisse dieser Zeit, aus Lage
und Art der Baulichkeiten am Kirchbichl und
der Genealogie der dort seßhaften adeligen
Herrenvon Hetaningen (Hötting) den einstigen
Bestand einer solchen Burg nachzuweisen.
Die Widmung des Wartturmas zum Glocken-
turm der Kirche laitet über zu Kapitel II, in
welchem der Übergang dieser Kirche von der
altert lngenuin-Kassian-Kirche zur lngenuin-
Albuin-Kirche im 13. Jahrhundert, die Er-
bauung der gotischen Kirche und der Michaels-
Kapelle im 15. Jahrhundert, des Lofflerischen
Vorbaues im Jahre 1553 sowie an dessen
Stelle die Verlängerung des Kirchenschiffes
im Jahre 1752 und Barock urig der Kirche
behandelt wird. Weiters ist in diesem Kapitel
die Wiederherstellung des 1502 durch Blitz-
schlag schwer beschädigten Kirchiurmes,
noch in gotischer Spitzform und die Neu-
aindeckurtg des vom Brande 154i heim-
gesuchten Turmes mit barocker Kupferhaube
detailliert beschrieben. Weitere Titel dieses
Kapitals sind: Planung einer neuen Kirche.
Auflassung und Erneuerung der alten Kirche
von Hütting, der Verein für Hoimatpflege und
Denkmalschutz Höiting als Initiator der
Wiederinstandsetzung der alten Kir
Friedhofes mit noch vorhandenen G
mälern. Kapitel lll befaßl sich rnit der
geschlecht der Herren von Hötting u
merer des Frauenklosters Chiemsee ir
die im sogenannten hohen, alten Turm
neben der alten Kirche ihren
hatten, auf dessen Grundmauern
Sieinkugel im Gemäuer das Do
Stulgasse Nr. 12 entstand. Titel diese:
sind: Das Propstei- und Urbaramt als
die alle Sippe der Herren von Hol
Kammerer von Hötting im Dienste r
ligan Frauanklosters Chiemsee, den
meramt und Kammerhof (heute Golc
in der Schneeburggasse 31). Reihen
Fröpsta und Kämmerer von H6t1ing,Vi
Stifter das ersten lngenuin-Albuin-AI
Kirche von Hötting, Wernher ll.. z
merer, Propst und Salzmair sowie a
von Seitenaltären in Hötiing und
dessen Siegel als ältestes Wappen von
Verlegung des Hochgerichtes von der
burg zum Galgenbühel, Ulrich der ll
und sein Sohn und Nachfolger Wer
mit welchem dieses Adelsgeschlecht
Übergriffe dieser beiden Kämmerer gr
Frauenkloster in Chiemsee. Erwerb dr
gutes durch Herzog Friede! mit di
Tasche im Jahre 1417, die Besitzul
Kämmerer von Hdtting.
Kapitel lll endet mit einer Rückschal
geschichtliche Zeit und der Geneal
Herren von Hötting.
Eingelengte Bücher:
„Die Jagd in der Kunst" - küns
Geschankkassette - Christine Knupi
friese in Renaissancaschlössern, 21
Text, ls dreisprachig erliluterte a
1a Abb., Laminierter Pappband. or
Rudolf Kultzen, Jagddarstellungen
van der Straet auf Teppichen und
32 Seiten Text, 16 dreisprachig t
Bildtafeln. Laniinierter Pappband. Dl
Carl Georg Herzog zu Mecklenburg, F
Jagdstilleben von Fransz Snvders und
32 Saiten Text. 15 dreisprachig t
BlldtBfBlrl. Laminierter Pappband. Dl
Renate Scholz, Jagdlicher Schmuck, 3
Text, 24 dreisprachig erläuterte Bildta
l Farbtafel, 39 Abb. Laminierter Pa
DM 10,39
Peter Zazoff. Jagddarstellungen auf
Gemmen, 30 Seiten Text, 24 Bildtafeln,
Laminierter Pappband. DM 10,50
Verlag Paul Parey, Hamburg und Berl
Die fünf genannten Bande sind auch
mengefaßt erhältlich. in einer klinsti
Geschenltkessette zum Preis von D
Erich Widder, Kirchenkunst im Osten.
Tschechoslowakei - Ungarn - Jugosl
Rumanien - Bulgarien - Sow,
228 Bildtafeln in Schwarzweiß, B ein
Vlerfarbentafeln, 7 Karten, 130 Seil
mit 28 Grundrissen und Zeichnungen
S 395,-. Oberosterreichischer Landt
Linz 1970
Richard Wolf, Die Welt der Notsu
Seiten Text, 72 Abb, Leinen, Dl
F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1970