Karl Anton Wolf
I Anton Watt in
tern Atelier
elatwe Form.
1lguß, 1966
meide Farm.
tlguß, 196?
erialbild, großer
zrer Ausschnitt
Karl Anton Wolf
Materialbilder -
Neue bildnerische Möglichkeiten
Der 1908 in Wien geborene Maler und Plastiker
Karl Anton Wolf, 1970 neben Gerhardt Moswitzer
offizieller österreichischer Kandidat auf der Biennale
van Venedig (mit Eisenplastiken), hat sein Publikum
bereits des öfteren überrascht. Immer dann, wenn
man glaubte, ihn auf ein bestimmtes Formen-
vokabulur, auf einen eng abgegrenzten Stil
festlegen zu können, ging der ursprüngliche
Autodidakt, der erst 1953 zu malen begann, abrupt
einen anderen Weg und wandte sich - in für ihn
zumeist neuen Techniken und sehr verschiedenen
Formaten - neuen bildnerischen Problemen zu.
Dieser Haltung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß
der Kunst - egal welcher Disziplin - nichts
abtröglicher ist als ein Verharren in Routine, ein
bloßes Variieren einmal gefundener bildnerischer
Lösungen und Aussagen einschließlich iener Art
von handwerklicher Perfektion, die glaubt, ohne
neue schöpferische Impulse und selbstgewollte
Anstoßpunkte auszukommen.
Für einen vitalen und dennoch ausreichend selbst-
kritischen Künstler wie Karl Anton Wolf bedeuteten
demzufolge selbst die 1970 und 1971 im Anschluß an
Venedig wiederholt erfolgreich ausgestellten und
vielbesprochenen expressiv-wuchtigen Eisenguß-
plastiken kein Ruhekissen. Nachjm Herbst 1970
begann der als ausgesprochener Einzelgänger der
österreichischen Kunstszene zu wertende, sehr viel-
seitige Maler und Plastiker sich einer neuen Reihe
von Materialbildern zuzuwenden. Wolf gelang mit
ihnen eine in gleicher Weise überzeugende wie
eigenwillige Erweiterung und Neuakzentuierung
seines Gesamtwerkes.
Die großformatigen, oft wuchtig wirkenden, doch
immer um ausgleichende Harmonie in der Gesamt-
konzeption bemühten Reliefs aus bemaltem Styrapor
lassen sich als betont subiektive, vielseitig deutbare
Sinnbilder des technischen Zeitalters
charakterisieren. Sie beinhalten auch die vor allem
für Wolfs expressives malerisches Schaffen schon
früher wesentlichen archaischen Grundzüge und
symbolhaften Bezüge einer zur Meditation
anregenden Weltsicht. Die Spannungen innerhalb
der neuen Bildwerke beruhen einerseits auf der
Wahl und Anordnung kleinerer plastischer Elemente
und ihrer formelhaften symbalverwandten Aussage,
andererseits aber auch auf den farbigen Kontrasten,
die Karl Anton Wolf innerhalb einer dunklen blau-
rot und Schwarztöne bevorzugenden Skala in
Relotian zu größeren Weiß-Grau-Flöchen und
Bildpartien anklingen läßt. Der klaren, über-
zeugenden Bildkonzeption steht die durchaus
handschriftliche Oberflcichenbehandlung einzelner
Kompasitionsteile gegenüber. Wenn auch die
Widerstandsfähigkeit des leichten Materials nicht
die beste ist, so besitzt gerade auch das Styropor
seine technologisch bedingten Reize und
ausclrucksmäßigen Nutzbarkeiten. Karl Anton Wolf
hat als erster Österreicher darauf hingewiesen und
durch die von ihm praktizierten Anwendungs-
methaden neue bildnerische Möglichkeiten entdeckt,
die selbst in Anbetracht des erwähnten Mankos als
durchaus legitim und fortwirkend einzuschätzen
sind.
Peter Baum
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