Ftoswitha Preiß
Unbekannte Handzeichnun-
gen von Johann Georg
ltzlfeldner
im 1B. Jahrhundert waren in einigen ländlichen
Kunstzentren Bildhauer mit ausgesprochen zeich-
nerischer Begabung tätig, so auch in dem damals
noch salzburgischen Tittmoning an der Salzach.
Über das Leben des dort ansässigen Bildhauers Jo-
hann Georg ltzlfeldner sind wir nur lückenhaft un-
terrichtet'. So sind sein Geburtstag und der Geburts-
ort nicht bekannt. Aus dem Sterbebuch in Tittmo-
ning erfahren wir, daß der Bildhauer am 31.8.1790
im fünfundachtzigsten Jahr seines Alters verstarb.
Er ist demnach 1705 oder 1706 geboren. Im Trau-
ungsbuch der Dompfarre zu Salzburg wird am
10. November 1727 die Heirat Georg ltzlfeldners mit
der um 15 Jahre älteren Anna Sophia Theresia Spin-
nenstödterin vermerkt und der Bräutigam als r-Futu-
rus civis et Sculptore zu Tittmoning bezeichnet. ltzl-
feldner war also im Alter von 22 Jahren ausgelernter
Bildhauer. Weiters erfahren wir aus dieser Urkunde
die Namen der Eltern des Künstlers, der als uneheli-
ches Kind geboren wurde. Der Vater, Matthias ltzl-
feldner, war 1727 schon verstorben, hatte aber. wie
dies im 18. Jahrhundert bei unehelichen Kindern üb-
lich war. diesem seinen Namen gegeben. Die Mutter.
Apollonia Griessnerin, lebte noch. Als Trauzeuge
fungierte der Salzburger Kaufmann Georg Chri-
stoph Hagenauer, bei dem die Braut als Magd ge-
dient hattez. Die Hagenauer waren durch Heirat mit
der Tittmoninger Kaufmannsfamilie Wagner ver-
wandt, die zweimal den Tittmoninger Bürgermeister
stellte. Daher wohl ließ sich ltzlfeldner in Tittmoning
als Bildhauer nieder. Größere Aufträge erhielt er
dort allerdings erst nach dem Tode seines Vorgän-
gers Richard Högner im Jahre 1734. Damals erwarb
ltzlfeldner auch ein Haus, heute Wägnergasse 1, in
dem ersicherlich seine Werkstätte hatte. Am 6. Jän-
ner 1729 wurde der Sohn Franz Caspar geboren, der
später Weltpriester wurde und als Verfasser theolo-
gischer Schriften sowie eines Trauerspieles in die
Chroniken einginga. Nach dem Tode seiner Mutter
im Jahre 1762 traute er in Tittmoning seinen Vater
am 10. Mai d.J. mit Eva Gaisreither. Tochter eines
Zimmermeisters aus Inzell. Trauzeugen waren der
Goldschmied Egidius Hablitschek und der Tischler
Wolfgang Sauerer. Von den beiden Töchtern dieser
Ehe starb die jüngere schon als Kleinkind. Franz
Caspar verschied im Alter von 45 Jahren am 5. Mai
1774 als Vikar in Zederhaus im Lungau. Mit der
Tochter Theresia ltzlfeldner starb die Familie im
Jahre 1823 aus.
Die künstlerische Herkunft ltzlfeldners mußte auf
stilkritischem Wege erschlossen werden. da weder
sein Geburtsort noch seine Lehrer überliefert sind.
Dies wird durch das Fehlen von ausgesprochenen
Frühwerken erschwert. Das erste erhaltene Werk
stammt aus dem Jahre 1747. das letzte aus dem
Jahre 1787. Die ältere Forschung' sieht ltzlfeldner
hauptsächlich in der Salzburger Schnitztradition
verwurzelt. Josef Anton Pfaffinger (1684-1758) und
Simon Frieß (um 1650-1725) werden als Lehrer ge-
nannt. Die "frühen-r Arbeiten verraten jedoch auch
Bezüge zum niederbayerischen Landshuter Kunst-
kreis, dessen Hauptmeister damals Wenzel Jorhan
(um 1695-1752) war. Etwa ab der Jahrhundertmitte
geriet ltzlfeldner unter den Einfluß der Münchner
Bildhauerschule. vermutlich durch seinen Schüler
Philipp Jakob Rämpl aus Holzhauseni. der als Ge-
selle zusammen mit lgnaz Günther bei Johann Bap-
tist Straub (1704-84) in München lernte. Vor allem
Günther wurde später ltzlfeldners großes Vorbild.
ltzlfeldner arbeitete in erster Linie für die Kirchen in
der Umgebung von Tittmoning, im sog. Flupertiwin-
kel. der damals noch salzburgisch war und erst1816
bayrisch wurde; so für die Kirchen von Asten, Titt-
moning, Engelsberg, Tettenhausen, Fridolfing, Kay.
Palling, Kirchstein und Traunwalchen. Alle diese
Orte gehören heute zum Landkreis Traunstein. Wei-
ters war ltzlfeldner für Kirchen in Laufen, Saaldorf
(Landkreis Berchtesgaden), Ostermiething (Ober-
österreich). im Salzburger Flachgau (Arnsdort, Ma-
ria Bühel, St. Georgen bei Oberndorf, Ober- und Un-
tereching), im Tennengau (St. Koloman bei Hallein,
Pfarrwerfen), im Pongau (Wagrain) und im Lungau
(Zederhaus) tätig.
Je nach Auftragslage unterhielt ltzlfeldner zeitweilig
einen größeren Werkstattbetrieb. für den er die in
Tittmoning ansässigen Maler Andreas Dinzl aus
Dannenburg in Tirol, nach dessen Tod 1753 Franz
Raphael Hörbst (1732-1772) aus Telfs in Tirol und
Josef Rieger aus Graz sowie die Tischler Peter Ftiehr
(1711-1749) und Wolfgang Sauerer(1717-1792) aus
Cham in Bayern als ständige Mitarbeiter gewinnen
konnte".
1 J.G. ltzlfeldner. Altarentwurf. Feder in Rot. braun li
aufweißem Papier, H. 345 mm. Einfassungslinie au
Seiten, oben halbrund verlaufend. In derrechteri un
Ecke bez; "Georg lzlfeldner burg. Bildhauer in Til
ninga. Links von der gezeichneten rechten Altarl
Kostenvoranschlag: "Die zwey Engel zusamen zi
Die zwey Seithenschnierggl pr. 7 (I. Die zwey Statu
3112 Schuch hoch pr. 14 fl. Und dises demnachs
billichlst im Breiß gegen guet. und kunstgemeßs
weith zu IIHGTILM Michaeibeuern (BH. Salzburg). Sli
chiv.
2 J.G. ltzlfeldner, Tabernakelrißmit zwei Alternativha"
Feder in Braun. grau, gelb und samtrot laviert über
griffelzeichnung aufweißem Papier, 310195 mm, l
Maßeinteilung 1-3, Einfassungslinie auf vier S
Tittmoning (L.-Kr. Traunstem), Pfarrarchiv. IV
50alb.
3 J.G. ltzlfeldner, Tabernakelentwurt. Feder in Braun
rot lavierl über Bleigriffelzeichnung auf weißem Pi
315201 rrlm, unten Maßeinteilurig. Einfassungslin
vier Seiten. Tittmoning (L.-Kr. Traunstein), Pfarra
Mappe 50alb.
4 J.G.ltzifeldner, Entwurf tür die linke Hälfte eines T
nakels, Feder in Braun, grau laviert auf weißem F
mit Quadrierungsnetz, 2952205 mm, im unteren E
des Blattes Maßeinteilung 1-5 und Grundriß. E
sungslinie auf vier Seiten. In der rechten unteren
bez.: -Fridolfing, Georg lzlfeldner A0. 1761". T
stein, Stiftung Heimathaus Traunstein.
5 J.G. ltzlfeldner, Entwurf fürdie linke Hälfte eines AI
Feder in Braun, grau und mittelblau laviert auf w:
Papier, 450240 mm, unten links Grundriß, rechts
einteilung 1-6, Einfassungslinie auf vier Seiten. A
gurenpostament ganz unten bez.: wGeorg Izlfeldni
Ao. 1771". Traunstein. Stiftung Heimathaus Traun
Anmerkungen 1-10
(Anm. 11-14 siehe S. 24)
' Vgl. dazu: Fl. Preiii. DerTittmoninger BildhauerJohann Geo
feldner (um 1705-1790) Ein Beitrag zum Salzburger Rcikok
gedr. phil. Diss . Innsbruck 1971. Diese Monographie wird g
im Konrad-Verlag in Weißerihorn (Bayern) erscheinen.
Auszüge aus den Trainings. Tauf- und Sterbebüchern in: n.
a a.o., s. 372479. Hier urid in den Kirchenrechnungen wi
Name des Bildhauers meistens so geschrieben, wie er sei
gnierte, nainlich rilzllaldnerk. Dennoch seil die in der Litelatl
geburgerte Schreibart "ltzlfeldner" beibehalten werden.
tut. Baader. Das gelehrte Bayern, l Bd..1l304.Sp.5S9.-J.G
sei, Lexikon der verri Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teut
Schriftsteller. Bd. Vl. 1606. s. 301. - c v wiirzbacli-Tannei
Biographisches Lexikon des Kaiserlhurns Oesterreich. t
1953, s. 29a. e M. FÜfSl. Biographisches Lexikon liir desl
zwischen lnn und Salzach. 1901. s. l71. - R. Preiß.
s. 457490.
' L. Fretzell. Salzburger Barockplastik. Berlin 19:45. s. 92 li.
o. Woeckel, Der bayerische Rokokobildhauer Philipp Jakob
(1728-1809), in: Das Munster, 9. 195a. s. 305 lt.
Nach iiendsciiriitllchen Auszügen aus den Trauungs- und s
buchern in Tittrndning von F Ludwig +. Tiitriiening. Den Ge
ort Riegers teilte niir Dr. P. v. Bomhard niit.
e. Piiiwein. Biographische Schilderungen oder Lexikon salz
scher Künstler. Salzburg 1621. s. 79 und 109.
' Freundliche Mitteilung von Dr. L. Neusell +, Traunstein. deri
neni Nachkommen Hörrriarins stiicke aus dem Nachlaß ltzlfe
keurte Auch derKunsthändler Max Heiß erwarb einige sachi
spater in das l-ieirnethaus Traunsteln gelangten.
' G. Woeckel bezeichnet das Aquarell als eine dergrooen Schi
sturigen der Kunst des nbkcke. Ders, lgnaz Günther. Die
zelchnungen des kuriiirsilicii bayerischen Hofbildhaueis
lgnaz Gunther (1725-1775). WeiBerihorn 1975. s. 42. - Vgl
auch: J. Tauben, Fassungen suddeutscher Rckckbliguri
Deutsche Kunst und Denkmalpflege. 1960. s. 391i.
l" H. Klessrrienn. Unbekannte Altareritwürfe von Johann E
strauti. in: Zeitschrift fur Kunstwissenschett. Bd. 10.195154
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