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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 166 und 167)

Varia 
 
Aktuelles Kunstgeschehenlösterreich 
(Fortsetzung von S. 70) 
schaftseindrücke, die sie verarbeitet. Leicht, durftlg und 
unbeschwert, ganz anders als ihre Zeichnungen, wirken 
diese Blätter fast befreiend und sind in ihrer Naß-in- 
Maß-Technik fröhliche Impressionen einer natürlichen 
Verbundenheit des Schauenden mit dem Geschauten. 
Die Farben haben durchaus nichts Schreiendes, sind 
eher gesättigt und ruhig, eine gewisse fröhliche Ausge- 
glichenheit spricht aus diesen Blättern. (3. -21. 8. 1979) 
- (Abb. 20) 
St. Pöiten 
Karmeliterhof - Stadtmuseum 
Osterreichische Malerei nach 1945 
Mit der Ausstellung wurde des Niederbsterreichische 
Dokumentationszentrum für moderne Kunst eröffnet. 
Der Titel des nZentrums-x scheint etwas zu hoch gegrif- 
fen zu sein. Dokumentation läBt eine gleichmäßige Ver- 
tretung der verschiedenen Kunstrichtungen erwarten, 
setzt ein Aufscheinen aller wichtigen Vertreter 
österreichischer Gegenwartskunst voraus. Leider gibt es 
in St. Pölten ganz empfindliche Lücken, wenn man den 
Titel, wie er ja gesetzt ist, auf gesamtösterreichische 
Verhältnisse bezieht. Andere Gruppierungen, die inter- 
national, ja selbst für das Land durchaus nicht so we- 
sentlich sind, werden hier in den Vordergrund gespielt. 
Es ist seltsam und scheint sich auch bei dieser institu- 
tion zu manifestieren, einem im heimischen Kunstbe- 
trieb verankerten Leiter gelingt es in solchen Situatio- 
nen nur sehr selten, sich von Gruppen- und Eigeninter- 
essen freizuhalten. Trotzdem, eine interessante Schau, 
die sicher zu weiteren Expositionen Auftakt sein wird. 
(10. 9.-) - Abb. 21) 
Krems 
Moderne Galerie I Dominikanerkioster 
Karl Korab 
Es handelt sich hier um die größte Exposition, die bis 
jetzt in Österreich von Karl Korab gezeigt wurde. Der 
1937 in Falkenstein, NÖ, geborene und bei Horn woh- 
nende Künstler gehbrt heute zu den besten Malern un- 
seres Landes. in den 141 ausgestellten Objekten ist ei- 
ne deutliche Entwicklung zu beobachten. Öibilder und 
Gouachen bilden den Hauptteil der Ausstellung. und ge- 
rade in diesen Arbeiten ist auch die für den Künstler so 
typische Aussage zu erkennen. Es ist eine Welt der star- 
ren Vordergründe. Die maskenhaiten Wesen, abge- 
schirmt von technischem Krimskrams, waren lange Zeit 
isoliert vor neutralen Hintergründen. Nun sehen wir im- 
mer häufiger sehr weite, tiefe Landschaften, die in ihrer 
Klarheit und mit ihren phantastischen Formen oft an 
H. Bosch erinnern. Korabs Zeichnungen erfassen hin- 
wieder die Landschaft ganz realistisch mit einem sehr 
lockeren, oft auch verdichteten Strich. Hier, in den ein- 
fachen, mit Kohle oder Bleistift festgehaltenen Motiven, 
sehen wir, daB Korab auch ohne wProgramm-i dasselbe, 
das er in seinen Bildern ausdrückt, auszusagen imstan- 
de ist. (13. 9. -21. 10. 1979) - (Abb. 22) 
Stift Dürnstein 
Bergner - Wolfsberger - Zogmayer 
Die drei recht verschieden arbeitenden Künstler zeigten 
unter dem Titel nLandschaftem unterschiedliche Arbei- 
ten. Bergners sperrige, bewegte Bilder beherrschen in 
einem sonderbar blassen Ton die Wände. Zogmayer be 
sticht besonders durch seine an gewissen Stellen zu 
dunklen Kernen verdichteten Graphiken. Ein ungemein 
feines Netz aus Strichen konzentriert sich da, bildet 
Knoten- und Schwerpunkte. Andeutungen in den Rand- 
zonen genügen zum Einbinden in die Flachen. (1. 7. bis 
31. B. 1979) - (Abb. 23) 
Pulkau - Puikauerhof 
Weinlandschaften 
Unter dem obgenannten Titel waren die Arbeiten von 27 
Künstlern zu einer Wanderausstellung vereinigt. Ergänzt 
wurden sie durch drei ortsansässige Schaffende. Beson- 
ders ist Ferdinand Stranskys Ölbild hervorzuheben, wei- 
ters drei gekonnte Aquarelle Heribert Potuzniks, Bamin- 
gers Zeichnungen in einfachen Strichen, sparsam wie 
immer, Zogmayers Federzeichnungen, Traute Dresslers 
schöne, kultivierte Tuschezeichnungen, die viel Atmo- 
sphäre und Konnen dokumentieren, Linde Wabers in der 
Farbe sehr fein abgestimmte aquarellierte Tusche und 
Brigitte Kordians sehr aufgelöste und weitestgehend 
freie Umsetzungen. Die ortsansässigen Künstler waren 
Josef Schagerl, von dem eine sehr kostbare Chrom- 
nickelstahlplastik i-Klapotezu beigestellt war, Heinrich 
Tahedl, dessen großes Acrylbiid mit seinen glutvollen 
Farben den Raum zu Recht beherrschte, und vier Bilder 
des Herbert Puschnik, von dem nur der Holzschnitt der 
Qualität der anderen gezeigten Arbeiten nahekam, in 
Ansätzen vielleicht noch die aquarellierte Graphik. Eine 
recht niveauvolle Ausstellung mit didaktischem Hinter- 
grund (15. 9.- 29. 9. 1979)) 
80 
 
KUNSURANS 
ANiQUiÄiENJrNOßEi 
SPEDHDNS GiSMßl-l 
Wien 1, Franziskanerpiatz 
Tel. 528468, 522712. 
Telex 01-2199 termar a 
Telegramm-Adresse: 
Arttransport 
Anzin - Präsentation am Bauernhof 
Menschenbilder 
in diesem schön gelegenen und gut restaurierten Bau- 
ernhof trifft im ausgehenden Sommer an einigen Wo 
chenenden auf Einladung F. X. Schmids eine recht gro 
Be Anzahl geistig reger Menschen zusammen. Ober- 
flachlich betrachtet, könnte man von einer Ausstellung 
und verschiedenen um diese gruppierten Veranstaltun- 
gen sprechen. Es ist aber durchaus mehr. Nicht nur, 
daB zu dem jeweiligen Thema die Bilder, Graphiken, Pia- 
stiken, Puppen, Applikationen, Montagen etc. ausge- 
sucht werden, es werden auch dem gewählten Thema 
entsprechende wissenschaftliche Abhandlungen im Ka- 
talog gebracht, heuer von Univ.-Prof. Dr, Norbert Leser 
und Univ.-Prof. Dr. Walter Dostal, es werden Fotodoku- 
mentationen, heuer von einer Studentengruppe des in- 
stitutes für Völkerkunde unter Leitung des Univ.-Ass. 
Dr. Josef Salat, geboten. Filme und Lesungen österrei- 
chischer Schriftsteller, die sich rnit dem jeweiligen 
Thema beschäftigen, runden die Veranstaltungen ab. 
(B. 9. bis 7. 10. 1979) - (Abb. 24) 
Burgenland 
Eisenstadt I Landesgalerie im 
Schioß Esterhazy 
Wander Bertoni 
Die Arbeiten des seit vielen Jahren im Burgenland an- 
sassigen Bildhauers sind von einer nahezu religiösen 
Sinnlichkeit bestimmt, einer Verehrung der Naturkräfte, 
die auch im menschlichen Sein angelegt und in den ver- 
schiedenen Kulturen verschieden dargestellt sind. Wir 
können diese naturgebundene Verehrung Bertonis von 
seinen frühen Pomonafiguren bis zu den gezeigten wMe- 
tamorphosen der Säule-i und dem "indischen Tagebuchir 
verfolgen. ist es bei den i-Säulenu die männliche Kraft, 
die immer anders verhüllt oder auch maskiert in Sym- 
bolgestalten gegen den Himmel ragt, so sind die figura- 
len Aufzeichnungen aus Indien ein einziges Bekenntnis 
zur Großen Mutter, zu den Frauen als Trägerin des Le- 
bens, auch dort, wo sie sich um den ziellos rinnenden 
Phalius des wKultischen Brunnensu scharen. (10. 5. bis 
17. 6. 1979) 
Wilhelm Thöny 
Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen beweisen uns, daß 
oft mit einem Weglassen viel mehr erreicht ist als mit 
einem breiten Ausmalen. Diese flimmernden Stadtland- 
schaffen New Yorks, die Treffsicherheit der Porträts, et- 
wa das Picassos (1935), die nervösen Striche der Zeich- 
nungen iassen uns unendlich bedauern, daB so wenig 
von diesem Meister auf uns gekommen ist, daß er uns 
so früh verlassen hat. (27. 6. - 26. 8. 1979) 
Alois Vogel 
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Nachruf auf Anton Wichtl 
1920 in Baden bei Wien geboren, studierte Anton Wichtl 
zuerst Architektur bei Prof. Franz Schuster auf der Aka- 
demie für angewandte Kunst in Wien. Nach einigen Jah- 
ren Praxis in diesem Fach wechselte er aber ganz in die 
Malerei und Graphik über. 1956, als er Oskar Kokosch- 
kas nSchuie des Schauens- besuchte, meinte der Mei- 
ster: "D0 rogelt wasß in den nächsten Jahren ents 
den auch tatsachlich eine Unzahl graphischer Blät 
und sehr viele Ölbilder. Wichtl ist einer expression 
schen Malweise und einer heiter-skurrilen Strichfü 
in seinen geistreichen Zeichnungen auch in der Ht 
blüte der abstrakten Malerei treu geblieben. Seine 
Tausende zählenden Graphiken sind legitime Fort: 
zung, ja Symbiose der Wege, die ein Kubin und eir 
Herzmanovsky-Orlando auf diesem Gebiet geschril 
sind. Anton Wichtl illustrierte viele Bücher. Er wun 
auch mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Ar 
7. November 1979 starb er. nach jahrelangem Leidr 
plötzlich an einem Herzversagen. 
l_l 
Alois Vogel, Landnahme - Gedichte. Antor 
Wichtl, Zeichnungen. ISBN 3-85098-118-5, Vi 
G. Grasl, Baden bei Wien. 72 Seiten, davon 
16 mit Zeichnungen, öS 190.- 
"Landnahmeu des A. Vogel und A. Wichtel. Schlicl 
aufgemacht, (34) Gedichte-Band mit (16) Zeichnun- 
aus einfacher Offizin. Vogel, potentieller Esoterik: 
der Natur, läßt teilnehmen an vielen Gangen ins g 
immer offene "Abseitsii eines Landes voll der Sch 
heit, Stille und Abgeklärtheil. Spannt vom Mlozän, 
karnuntischen Scherben, über ein weites, tief von 
gangenem gesattigtes Land hinaus, Brücken bis a 
und Krasnogorsk. Zwischen Jubilieren und Resign 
dem vergänglichen offen: Blühen und Welken, Ve 
und Absterben, Tod und ewiges Leben. Kontempiz 
Wortbilder, die uns der in mediale Bindungen Vers 
te in Stunden der Ruhe schenkt. 
Ein Schatten über dieser "Landnahme-r. Kurz vor i 
ausgabe, überraschend, der Tod des Zeichners. D 
A. Wichtel, bestätigt G. Sebestyen vdr dessen Ser 
iiPhilemon und Baucisv: n... er erfaßt den Gefühls 
einer Situation. Er bildet nicht ab, sondern überträ 
Emotionenmu Das können wir hier auch für seine 
zeichneten Landschaften bezeugen. Eigenwillige, 
native Illustrationen, vom Wort aus zur trefflichen 
biose führend. 
Lyrik und Zeichnungen vereinigen sich so in der w 
nahmei zum vielfältigen Hymnus des Niederöster 
schen bis Pannonischen schlechthin. Aus dem M' 
rium einer Region erwachsen deren unvenuecnsel 
Antlitz und Wesen. in Reflexionen, die, bisweilen 
tionell, persönlich, allgemein menschlich, offene ' 
den der Sehnsüchte schließen und neue aufreißer 
gels bezeichneter Gedichtband bestätigt eine der 
lunktionen allen kulturellen Wirkens, in der er nar 
Goethe Dichtung als die "Sprache des Unausspre 
chen-r, ihren Geist am Leben mit erhält, als Tradit 
beirrt fortführt. l.
	        
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