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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abtheilung

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Lharakter, Lagen, brachten, Grtsanlagsn und Wohnungen der Llaven. 
Volkscharakter. Die slavischen Stämme, welche Böhmen in Besitz genommen, 
wie die Charvaten, Lucaner, Dndleber und andere, ans denen das böhmische Volk hervor 
ging, unterschieden sich durch Dialecte und gewiß auch durch ihren Charakter. Dies 
kann man auf Grund der Nachricht des Kosmas, der den Stamm der Lucanen stolz und 
protzig nennt, annehmen. Die sprachlichen Verschiedenheiten kann man noch heute hierund 
da in dialectischen Überresten, namentlich im Nordosten und Westen beobachten, die 
Charakterunterschiede jedoch treten nicht mehr so scharf hervor, wie dies etwa noch bei den 
heutigen Cechen in Mähren der Fall ist; nur daß die Bewohner im Süden Böhmens 
im Ganzen ernster sind als die lebhaften Bewohner des Nordens und Ostens. Dabei 
muß man allerdings auch die verschiedenen Boden- und Erwerbsverhältnisse in den 
erwähnten Gegenden berücksichtigen. 
Als ein Ast des großen slavischen Stammes hat das böhmische Volk gewisse 
Grundzüge des slavischen Charakters, dabei aber doch noch besondere Züge. Die Lage 
des Landes, die Nachbarschaft, besonders aber große historische Begebenheiten, jähe 
Katastrophen von weittragenden Folgen konnten unmöglich ohne Einfluß auf den moralischen 
Charakter der Slaven Böhmens bleiben. Man muß hier namentlich jenen ungeheuren 
Umsturz hervorheben, der nach der Schlacht am Weißen Berge im religiösen, politischen 
und socialen Leben vor sich ging. Damals mußte der nationale Adel zum großen Theil 
sammt der sonstigen Intelligenz in die Verbannung gehen, das Volk, durch langwierige 
Kriege verarmt, verfiel immer mehr und mehr in drückende Unterthänigkeit. 
Es ist begreiflich, daß das böhmische Volk, das sich einst für große Ideen erwärmte 
und für sie auch mit großer Begeisterung kämpfte, unter solchen Verhältnissen, zumal für 
seine Bildung nur wenig gesorgt wurde, während dieser Zeit sein einstiges Selbst- 
bewnßtsein verlor und daß in ihm auch Mißtrauen gegen Fremde und die Herren und 
auch jene bäuerliche Pfiffigkeit, die „vor den Herren klagt und hinter dem Thore lacht" 
(prvck st^slcü si, vrat^ v^8lcä si) auskeimte. Doch gerade das zeugt von dem 
gesunden Kern, von der unverwüstlichen Lebenskraft und auch von der großen moralischen 
Stärke, die dem böhmischen Volke innewohnt, daß es unter schweren Verhältnissen, 
während seine Sprache von Schulen und Ämtern ausgeschlossen war, sich frühzeitig anfraffte 
und Alles in Angriff nahm, was seine Sprache und Nation verherrlichen sollte, so daß es 
nach hundertjähriger Arbeit heute in der Cultur anderen, auch vorgeschrittenen Nachbarn 
durchaus nicht nachsteht. Das Alles ist mit großen Opfern und mit jener Begeisterung, von 
der das böhmische Volk, wenn es sich um nationale Aufgaben handelt, stets erfaßt wird, 
geschehen. Denn es ist seinem Wesen nach von cholerischem Temperament: leicht wird es
	        
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