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Gebäude für Kultuszwecke.
Pest in den österreichischen Staa
ten am 22. Oktober desselben Jahres.
Grundsteinlegung 4. Jänner 1715. Ar
chitekt: Hofbau-Oberinspektor Johann
Bernhard Fischer von Erlach. Bau
meister: Ant. Erh. Martinelli. Eindachung 1723.
Vollendung der Kuppel 1725, der Kolossalsäulen
1730. Glockenweihe 18. Juli 1737. 18. Oktober des
selben Jahres Konsekration der (innerlich noch
unfertigen) Kirche durch den Kardinal-Erzbischof
Grafen Kollonitsch. Tod Fischers von Erlach 1723.
Fortführung des Baues durch dessen Sohn Josef
Emanuel. Übertragung des Gottesdienstes an den
Prager Kreuzherrenorden vom roten Stern 29. August
1738. Tympanonrelief: Wien und die Pest von Gio
vanni Stanetti, Kolossalstatue des Titelheiligen über
dem Giebel und Einzelstatuen auf den Treppen
wangen von Lor. Mattielli. Reliefs der Säulen, welche
die „Säulen des Herkules“, um welche der Kaiser
gestritten, bedeuten und in der Constantia und For-
titudo des Heiligen den Wahlspruch des Kaisers
„Constantia et Fortitudine“ zum Ausdruck bringen
sollen, von Christoph Mader und Jakob Schietter.
Kuppelfresken von Joh. Michael Rothmayer von
Rosenbrunn, Dekoratives von Gaetano Fanti. Altar
bilder: Heilung des Gichtbrüchigen von Ant. Pelle-
grini, Mariä Himmelfahrt von Ricci; zwei: der rö
mische Hauptmann und die hl. Elisabeth von Dan.
Gran, hl. Lukas von Jak. von Schuppen, Auf
erweckung des Jünglings von Naim von Mart.
Altomonte. Grabmal des Dichters J. Collin (1713).
Restaurationen: 1771, 1817, 1837, 1857 und gegen
wärtig.
Grundidee: Lucas Faid’herbes Anlage
von Averbode lez Diest (erschienen in dem
Werke von Le Roy, Castella et caenobia
Brabantiae, 1696). Mittelraum: Oval nach dem
Muster von Berninis S. Andrea am Quirinal,
Durchbildung der Kapellen in den Diagonalen
und der Korridore nach dem Vorbilde der
Pariser Kirchen (Val de Grâce, Assomption,
Invalidendom etc.).
Fassade: Anlehnung an Carlo Rainaldis
Sta. Agnese auf Piazza Navona. Unter den
Türmen Durchgänge wie bei St. Peter in Rom.
Durchbildung der Attika zu einem besonderen
Geschoß nach dem Vorbilde der Pariser Eglise
des Minimes. Niederländische Turmabschlüsse
und Giebelfenster nach Art der „spanischen
deurkens“. Als Zeugen des Interesses für die
„Weltwunder“ die beiden Kolossalsäulen, Nach
ahmungen der „Colonna Trajana und Antoni-
niana“. Als Beweis für den beginnenden Ein
fluß des holländischen Klassizismus das Tym
panonrelief und des englischen Palladianis
mus der Porticus der Villa Rotonda (wie
gleichzeitig bei der Superga in Turin und bei
S. Simone piccolo in Venedig). Länge der
Kirche: zirka 68'5 m, Breite 55 m, Höhe bis
zur Kreuzesspitze der Kuppel zirka 72 m.
Höhe der Säulen, die inwendig durch Wen
deltreppen zu ersteigen: 33'18m (etwas nie
driger yie die Trajans- und etwas höher
wie die Marc Aurel-Säule). Votivkirche Kaiser
Abb. 90.
Glockensäule
von St. Karl
Borromeus.