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mm ist alles bereit; also stimmen die Brautjungfern Klagelieder an, worin ste im Namen
der Braut vom Elternhause Abschied nehmen, und so verläßt der Hochzeitszug das Haus
und macht sich auf den Weg. Die Mädchen singen:
„Trüb sind worden, trüb sind worden die Wänd' in Vaters Hans,
Fort geflogen, fort geflogen ist ein buntes Vöglein d'raus,
Hell sind worden, hell sind worden am Himmel alle Sternelein,
Denn der (N.) er führt die (N.) bei sich ein."
Die Braut weint, reißt aus, aber vergebens! Zwei so festen Burschen, wie der
Marschall und sein Stellvertreter sind, kann auch das findigste Mädchen nicht entkommen.
Endlich bleibt der Zug an der Einfriedung vor des Bräutigams Hanse stehen; denn
das Gitterthor ist verschlossen. Da singen die Mädchen:
„Verschlossen ist das Psörtlcin ' Wer schließt cs uns wohl aus?
Mit einem gold ncn Ringlein, j (N.) spring herbei im vollen Lauf!"
Der Bräutigam kommt heraus und öffnet das Gitter, worauf der Hochzeitszug vor
der Hausthür abermals Halt macht. Auch diese ist verschlossen, so bitten denn die Mädchen
die Mutter des Bräutigams singend um Einlaß. Die Mutter öffnet die Thiire, und dre
Brautjungfern ermahnen die Neuvermählte, sie möge die Schwelle mit dem rechten Fuße
zuerst überschreiten, damit Glück und Gottes Ehre mit ihr einziehe.
An der Hand geführt überschreitet die Braut die Schwelle und tritt in die Stube
ein. Die Mutter des Bräutigams hat indessen Salz und Brod auf den Tisch gestellt und
um diesen Tisch führt nun der Bräutigam seine Braut dreimal nach rechts herum. Die
Mädchen aber, nachdem sie den gerechten Tadel ausgesprochen, daß die Schwelle zu hoch
sei, daß man sich leicht daran die Füße brechen könne, singen: „Wie froh wird doch, wie
froh wird doch des (N. N.) Stube sein, es flog herein, es flog herein ein buntes Vvgclein."
Inzwischen hat der Bräutigam seine Gattin dem Marschall übergeben. Dieser stellt
sich mit ihr vor die Musik ans und stimmt ein Lied an. Nachdem er gesungen und einmal
herum getanzt hat, übergibt er sie dem nächsten Brautführer und so einer dem andern
bis hinunter zum Letzten, und jeder singt dabei das vvrgeschriebene Liedchen und tanzt
einmal um die Stube herum. Diese Liedchen schildern die schwere Arbeit des Landmannes,
die Sorgen des Lebens, die häufigen Unannehmlichkeiten, welche von weiten des Mannev
und die nvch häufigeren, welche vvn Seiten seiner Mutter kvmmen, Einer der Braut
junker thut, als ob er nicht singen könnte; er besinnt sich lange, endlich singt er:
O Hcuchcn, Du Hcnchen von der Sense gemüht, O Heuchen, gar feucht ist unter Dir ja der Grund,
Jetzwvirst Du von N. auch um und um noch gedreht. Uus're N. ist wie ein Beercheu,so frisch und so rund!"
Hierauf kvmmen die Brautjungfern an die Reihe, von der ältesten angefangen bis
zur letzten: jede singt und tanzt einmal mit der Braut herum. Die Lieder, welche sie singen,