sic reicher und raffinierter werden, und wie dadurch,
daß dies alles ohne Vergewaltigung des Ursprünge
liehen Wesens der volkstümlichen Urformen ge
schieht und sich organisch den zeitgemäßen An
forderungen anpaßt, neue Formen erstehen, welche
auch den höheren Ansprüchen der fortschreitenden
Kultur zu genügen im stände sind.
Auf diese Weise ist die Zakopaner Volkskunst
auf dem Wege, sich zu einem nationalen Kunststil
weitester sozialer Schichten und gleichsam zu einem
geistigen, idealen Bande auf diesem Gebiete aus
zugestalten.
Außerhalb von Zakopane sind noch als zweites
konkretes Beispiel polnischer Volkskunst die ge
nauer erforschten und inventarisierten Kunsterzeug
nisse der Bewohner des Sandezer Gebietes zu nennen.
Hier ist es vor allem das ungemein malerische,
reich verzierte Kostüm, besonders die Männertracht,
welche einen beträchtlichen, originellen und einheit
lichen Ornamentenschatz in den seiden- und woll-
gestickten Verbrämungen aufweist. Vom Kostüm
werden diese Ziermotive, welche nur selten geome
trischer Natur und meistens aus Wellenlinien, krumm
linigen Kombinationen und stilisierten Pflanzen zu
sammengesetzt sind, auch auf andere Objekte, wie
Holztruhen, Tonwaren u. dgl. übertragen. Die in
diesen Erzeugnissen zu tage tretende Phantasie läßt
vermuten, welch ungehobene Schätze der Volks
kunst in entlegeneren Gegenden der ernsten und
liebevollen Forschung harren.
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