oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
ooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
DAS EXLIBRIS
Man sollte nicht glauben, daß das Exlibris früher als Amerika
entdeckt wurde. Die Notwendigkeit ist aber psychologisch leicht
einzusehen. Als Gutenberg durch seine schwarze Kunst das Lesen
unter die Leute brachte, wurde auch das Bücherleihen und Bücher/
stehlen aktuell. Es ist freilich historisch nicht festzustellen, ob es
schon damals das bibliophile Gewissen war, das einzelne zartfühlende
Menschen davon abhielt, ihr Eigentumsrecht an Büchern hand/
schriftlich zu versündigen. Vielleicht war es eher Bequemlichkeit,
den Namen nicht so oft schreiben zu müssen, die dem Adel die
Exlibris/Idee gab, oder der Stolz des Besitzers. Adel und Klöster
kauften Bücher. Adels/ und Kloster/Exlibris sind die Inkunabeln der
Bucheignerzeichen. Wer den Adel hatte, brauchte für das Wappen
nicht zu sorgen. So geht die Urform des Exlibris vielfach auf die
Heraldik zurück.
Die ersten Drucklettern waren kräftig wie Luthers Deutsch, das
erste Bibelformat erinnerte noch etwas an die Tafeln von Sinai und
der Schweinsleder/Einband schien für die Türkenbelagerung gemacht.
Daher haben auch die ersten Exlibris einen ganz respektablen Flächen/
inhalt, und zuweilen eine etwas borstige Art, wie das Knabensperg/
Iglerblatt (aus der Mitte des XV. Jahrhunderts) mit dem frommen
Wunsch: ,,Das dich ain Igel küß!“
Als die Bücher kleiner wurden und auf die ängstlich gemessenen
Millimeter der Elezevier/Ausgaben zusammenschrumpften, als die seit
Jahrhunderten geschriebene Liebe nun allmählich unter die Drucker/
presse kam, und der Einband immer mehr für zarte Frauenhände
verfeinert wurde, mußte auch das Exlibris galantere Formen an/
oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOoOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO