EINLEITUNG
Bisher sind mir aus archivalischen Dokumenten die Begriffe Schwarz-, Braun-, Gold-
und Kupferbronzit bekannt geworden, allerdings ohne jede genauere Beschreibung des
Herstellungsprozesses. Grundsätzlich dürfte die Technik des Bronzitdekors darin be
stehen, daß eine spezielle Bronzitmasse auf das Rohglas aufgestrichen, getrocknet und
vermutlich eingebrannt wurde. Unter Verwendung von Decklack und mittels einer spezi
fischen Maltechnik erzielte man dann durch Ätzen den gewünschten Dekor.
Robert Schmidt ist einer der wenigen Autoren, die auf den Bronzitdekor kurz eingehen:
„Vom Jahre 1910 ab datiert die Zusammenarbeit des Hauses Lobmeyr mit Professor Jo
sef Hoffmann. Die ersten Entwürfe, die der an der Wiener Kunstgewerbeschule tätige
Lehrer lieferte, waren für den sogenannten Bronzitdekor bestimmt, welchen Professor
Hugo Max in Steinschönau kurz vorher geschaffen hatte. Die Technik besteht darin, daß
die Glasoberfläche gleichmäßig mit einem schwarzen oder braunen, schwach metallisch
glänzenden Überzug versehen wird; das Ornament wird sodann durch Lack abgedeckt
und der ungedeckte Grund mit Flußsäure abgeätzt, so daß die Zeichnung schwarz oder
braun auf dem matten Glasgrund stehen bleibt. Dieser Dekor kam der damals herr
schenden Schwarz = Weiß = Mode sehr entgegen, und Hoffmann machte in den folgen
den Jahren dafür sechs verschiedene Entwürfe, die auch für kleine Service und Blumen
garnituren Verwendung fanden ... Auch andere Künstler, wie L. H. Jungnickel und Ur
ban Janke, haben für diesen Bronzitdekor Entwürfe geschaffen.“ (Schmidt 1925, S. 73).
Da uns weder die Herkunft des Begriffes „Bronzit“ (meines Wissens sonst in der zeitge
nössischen Glaskunst außerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie nicht geläu
fig und auch in den mir zugänglichen glastechnischen Publikationen nicht behandelt)
noch die detaillierten technischen Abläufe zu dessen Herstellung bekannt sind, erschei
nen mir die in den Lobmeyr-Bestellungsbüchern manchmal enthaltenen Notizen - meist
in Form von eingeklebten Zetteln - umso wertvoller. Ein solcher Zettel enthält die Ab
schrift eines Briefes von Karl Fiedler an die Firma Lobmeyr und lautet:
„Fiedler Bf. v. 23. 10. 11 / Zu 206/09 muß ich leider zu beiderseitigen größten Bedau
ern bemerken, daß die dazu gehörigen fehlenden Stücke, durch das zu rasche Ät
zen, durch ablösen des Asphaltlackes, mißlungen sind. Es ist dies eine Folge nach
dem der Lack nicht genügend übertrocknet war. Die Gegenstände hätten wenig
stens noch 4 Tage trocknen müssen, um aber möglicherweise die Lieferzeit aufrecht
zu erhalten versuchte ich es damit. Es läßt sich eben mit geätzten Sachen leider
nicht zwingen. Die Gegenstände welche ich bereits wieder in Arbeit habe, dürfen nun
wieder cca 3 Wochen in Anspruch nehmen. Die beiden Becher A m(it) Streifein (?) u
gravierten Kugeln habe ich wieder H(errn) Kromer übergeben, er wird es selbst in
Rechnung steilen.“
Bei der genannten Auftragsnummer 206/09 handelt es sich offensichtlich um einen Irr
tum: es müßte richtig 206/11 heißen. Den wenigen oben zitierten Zeilen können wir
einige sehr wichtige Fakten entnehmen:
1. Als Decklack, der beim Ätzen unumgänglich ist, verwendete man Asphaltlack, der
eine Trocknungszeit von mindestens vier Tagen hatte.
2. Die Gesamtherstellungszeit für bronzitdekorierte Gläser dauerte mindestens drei Wo
chen.
3. Emil Kromer aus Steinschönau gravierte zumindest für diesen Auftrag von Fiedler die
kleinen Kreisflächen des Bronzitdekors Var. A; bei der in den Lobmeyr-Bestellungs
büchern notierten Nummer 206/11 von Fiedler findet sich tatsächlich die Notiz „helle
Kugeln geschliffen v. Kromer fac. (Faktura? fakturiert?) 20. 11. 11“.
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