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Wohnküche eines Arbeiterhauses (Architekt Prof. Dr. J. Frank) 
die Räume irgendwie gedrückt erschienen, eine Herabminde 
rung von den üblichen 3‘20 m auf 2'5o m, wodurch sich eine 
Ersparnis von 70 cm ergab, die bei einem dreistöckigen Ge 
bäude fast einem vollen Stockwerk entspricht. 
Ähnlich haushälterisch verfuhr man auch bei der Form 
gebung der einzelnen Möbelstücke, bei denen man sich unter 
Verzicht auf alles überflüssige Zierat mit Knöpfen, Griffen 
und Beschlägen aus Holz oder Eisen statt aus Messing oder 
Bronze begnügte. In gleicher Weise wurden die Beleuch 
tungsgegenstände aus einfachstem und billigstem Material 
verfertigt, die meisten Möbel nur gestrichen, nicht politiert, 
wobei allerdings etwas mehr Farbenfreudigkeit von Vorteil 
gewesen wäre, in einzelnen Fällen wurden auch, um eine 
allzu rasche Abnützung des Anstrichs zu verhindern, die 
Kanten abgerundet. Ein Musterbeispiel für diesen verein 
fachten, den Zeiterfordernissen Rechnung tragenden Möbelstil 
ist die weiß lackierte hübsche Wohnungseinrichtung (Raum 
39 bis 42), welche die Firma Frana & Co. nach den sorgsam 
durchdachten Entwürfen des Architekten Prof. K. Witz 
mann ausgeführt hat. Nicht umsonst hat man sich in letzter 
Zeit viel mit dem Biedermeierstil beschäftigt, dem aus einer 
ähnlichen Verarmung, wie wir sie gegenwärtig erleben, die 
Nötigung zu weitestgehender Vereinfachung erwuchs, deren 
Folge jene schlichten, aber sinnvollen Formen waren, die 
uns heute so sehr ansprechen. In Witzmanns Arbeiten kann 
man diesen Geist der Biedermeierzeit häufig zu neuem Leben 
erwacht finden, aber auch manche der andern Innenarchitekten 
lassen eine bewußte Anlehnung an die reizvollen Möbelformen 
unserer Urgroßväter nicht verkennen. Ganz moderne Wege 
wandelt dagegen der Architekt Hugo Gorge, der in einem 
von der Firma R. Lorenz angefertigten Wohn- und Schlaf 
zimmer eine mehr persönliche Note zum Ausdruck bringen 
will und dabei vielfach zu sehr originellen, wenn auch manch 
mal etwas gesuchten Lösungen gelangt. Einen ausnehmend 
guten Eindruck macht das aus Wohnküche und Schlafzimmer 
bestehende Arbeiterheim (Raum 18 bis 20), zu welchem Archi 
tekt Prof. Dr. Josef Frank die Entwürfe geliefert hat. Es 
stammt aus einer von der Betonbaugesellschaft D i ß & Co. 
im Hohlbausystem, Immobiliar Adutt, errichteten niederöster 
reichischen Arbeiterkolonie und ist schon durch den mäßigen 
Preis bemerkenswert. Denn das ganze Häuschen kostet samt 
kompletter Einrichtung bloß 100.000 Kronen, eine Summe, die 
— vor allem bei ratenweiser Bezahlung — auch für die minder 
bemittelten Kreise der erwerbenden Bevölkerung erschwing 
lich wäre und sicherlich gerne aufgewendet würde, wenn da 
mit der Besitz eigenen Grund und Bodens sowie eines eigenen 
kleinen Heims in nahe Aussicht gerückt erschiene. Derlei Mög 
lichkeiten lassen sich aber unter den augenblicklichen Verhält 
nissen wohl nur im Anschluß an den Siedlungsgedanken verwirk 
lichen, von dessen erfolgreichem Durchdringen dahr nicht bloß 
eine günstige Lösung vieler wirtschaftlicher und sozialer Fragen, 
sondern auch des drängenden Problems der Wohnungsreform 
zu erhoffen ist, zu welchem die Ausstellung „Einfacher Haus 
rat“ einen recht anregenden und instruktiven Beitrag bildet.
	        
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