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Dr. Wilh. Fried. Gintl.
Solche Leimforten waren namentlich von Shanghae (Ochfenleim), Amoy
(Efelleimj und Newchwang (Geweihleim — Deerhorn Gelatina) ausgedellt.
In China bilden übrigens Haut- und Lederabfälle, Geweihe etc. als Leim
gut einen Handelsartikel, der namentlich in Honkong und Swatow feinen Markt
hat Der Werth desfelben beträgt per Picul 160 Haikw. Tael = 2 Reichsthaler
io'/j Siibergrofchen.
Im Jahre 187t wurden 34 Picul = 204Ö'2 Kilo folchen Leimgutes
abgefetzt.
Aufser folchen Erzeugniffen an thierifchem Leim hatte China wie auch
Japan ziemliche Quantitäten des unter dem Namen .chinefifche Gelatine“
(japan. Agar Agar) bekanntenProdutftespflanzlicher Abdämmung (von Gelidium
Amanfli, G. cartilagineum und G. Tenax) ausgeflellt, und zwar fowohl weifs, als
auch farbig.
Diefes Produdl, das fleh bekanntlich von thierifcher Gelatine durch den
völligen Mangel an Klebrigkeit, bei wefentlich höherem Gallerte-Bildungsver-
mögen (1 Percent chin. Gelatine gibt fo viel aus wie 10 Percent beder franzöflfcher
Gelatine), gröfserer Haltbarkeit etc. auszeichnet, bildet fchon jetzt einen Gegen-
dand des chinefifchen und japanefifchen Exportes und dürfte wegen feiner befon-
deren Eignung für gewiffe gewerbliche Zwecke, namentlich aber für die Zwecke
der Kochkund, der Knochengelatine nicht unerhebliche Concurrenz zu machen
bedimmt fein. Unfere häufig an der Genefis der Knochengelatine Andofs nehmen
den Hausfrauen werden für diefes Produtft des Odens um fo mehr Sympathien
haben, als, wie die ausgedellten Proben zeigten, man feitens der Producenten
der Waare ein recht einladendes Aeufsere zu geben fich bemüht
Dafs diefe Gelatine fich mit befonderem Vortheile auch als Erfatz des
Leimes für die Zwecke der Kundblumen-Fabrikation eignet, für die fie auch bereits
mehifeitig verwendet wird, dürfte derfelben eine erhöhte Bedeutung für den
europäifchen Markt erwerben.
Die chinefifchen Theefiguren (Theefpiele) find meid aus folcher Gelatine
verfertigt.
Haufenblafe.
Von diefem durch die Verbreitung der billigeren und in den meiden
Fällen gleich brauchbaren thierifchen Gelatine allmälig mehr und mehr an
praktifcher Bedeutung abnehmenden Produdle, das wohl nur noch von den Porter-
brauei eien Englands und den Weinproducenten des Continentes als Klärungs- und
Schönungsmittel in gröfseren Maden verbraucht, fond aber fehr allgemein durch
die franzöfifche Gelatine erfetzt wird, hatte die Ausdellung Proben aus nur wenigen
Ländern aufzuweifen. Amdärkden war diefer Artikel in der Ausdellung R u fs 1 an ds
vertreten, welches fich feit jeher eines befonders guten Rufes als Bezugsquelle
für Haufenblafe erfreut und einen erheblichen Exporthandel mit diefer Waare
betreibt. Der Hauptfitz des ruffifchen Handels mit Haufenblafe id Adrachan, von
wo aus die gröfste Menge diefes Artikels via St. Petersburg-Krondadt exportirt
wird. Im Jahre 1871 betrug der Export an Haufenblafe aus Rufsland in fumma
3498 Pud, wovon via St. Petersburg-Krondadt allein 2856 Pud ausgeführt wurden.
Die Ausfuhr an Haufenblafe hat übrigens feit 1868, wo fie 349 2 betrug, fich
nicht gehoben, war fogar im Jahre 1870 auf 2664 Pud gefunken, woran gewifs
wefentlich die Concurrenz der Knochengelatine Schuld tragen dürfte.
Als Confumenten ruffifcherHaufenblafe erfcheinenvornehmlich Deutfchland,
England, Oederreich, Frankreich, Belgien und endlich Norwegen und Schweden
und vertheilte fich im Jahre 1871 der Export auf diefe Länder fo, dafs Deutfchland
mit 2091 Pud im Werthe von 104.550 Rubel und England mit 1085 Pud imWerthe
von 158.500 Rubel als die därkden Confumenten fich erwiefen, während Oeder
reich nur für 56.000 Rubel, Frankreich für circa 40.000 Rubel, Belgien fü