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Volltext: Wiener Porzellan vom Spätbarock zum Art Déco

1851 
Teilnahme an der Londoner Weltausstellung 
Die k. k. Aerar=Porzellan z Manufactur in Wien hatte ein besonders reiches Tafel-Service mit Gold 
und Blumen decorirt (bestehend aus 250 Stück) gesandt; ferner Vasen und Malereien, einen run 
den Tisch, Gemälde auf 30 Zoll hohen Platten (worunter das von Joh. Nigg gemalte Blumenstück 
dem Künstler die ehrenvolle Erwähnung erwarb); endlich Figuren in Biscuit und auch glasirte. 
Das englische Urtheil nennt alle diese Producte „hervorragend in Eleganz der Zeichnung und 
Vortrefflichkeit der Arbeit, den Producten der Sevres z Fabrik gleichzustellen'', und die Beurthei- 
lungs z Commission bestätigte dasselbe durch Ertheilung der Preis z Medaille (Mittheilung 1853). 
1853 
Anstellung des Chemiker Franz Kosch; Verbesserung des Druckverfahrens, Einfüh 
rung des lithographischen Golddrucks und des Glanzgoldes. 
1854 
Teilnahme an der Deutschen Industrieausstellung in München 
K. K. ärarial. Porzellan-Manufaktur in Wien (Nr. 3667) unter der Direction des Hrn. Baron v. Leith- 
ner. Am würdigsten ist diese großartige Anstalt in einer Kamineinfassung und in ihrer Porzellan 
malerei vertreten. Jene Kamineinfassung, ein Glanzpunkt der Gruppe, ist aus circa 50 Porzellan- 
biscuittafeln, in vergoldeter Bronze gefaßt, zusammengesetzt. Die einzelnen Tafeln haben zum 
Theil aus matt vergoldetem Grunde hervortretende Reliefs. Das Ganze, von ruhiger, sehr anspre 
chender Wirkung, muß dem Sachkenner in technischer Beziehung imponiren, der weiß, welche 
große Schwierigkeit geradlinige Formen bieten. Die Porzellangemälde, darunter kleinere von 
20 F. ca., und größere von beiläufig doppeltem Umfange, beweisen technische Fertigkeit in Be 
zug auf die Herstellung der Platten und Behandlung der Farben, sowie sie von künstlerischer 
Seite verdiente Anerkennung gefunden haben. Eines der Gemälde ist eine gelungene Probe einer 
angeblich neuen eigenthümlichen Behandlung mit dem Pinsel. Auch die in mehr sekundärer 
Weise als Verzierung angebrachte Malerei zeigt von tüchtigen Kräften, wie u. a. die Vasen, dabei 
zwei griechische und eine maurische . . . Die Service . . . enthalten aber in ihrer Art sehr viel An 
sprechendes, darunter besonders ein Tafel z und ein Theeservice, weiß faconirt mit Goldverzie 
rung, und ein eben solches, aber platt mit reicherer Vergoldung in Arabesken. Ein Theeservice 
rothbraun mit Gold ist weniger, dagegen einige Proben in sehr gelungenem gros bleu mehr her 
vorzuheben. Noch zu erwähnen ist ein weißes Rococo z Service, blau mit Gold. Theils von diesem 
Service, theils von anderen Fagons sind sehr schöne einzelne Teller ausgestellt - z. B. weiß mit 
grünem Rand, mit blauen Verzierungen, gemalte mit breitem Goldrand ohne weiß - welche aber 
in dieser Vereinzelung kein ganz gültiges Urtheil über diesen Artikel zulassen . . . Von sehr guter 
Arbeit, - scharf, leicht, correct, sind gegossene Kaffeemaschinen. Auch das Biscuit ist hervorzu 
heben. und von den zahlreichen Figuren sind die in weißem und bemaltem Biscuit die besten. Die 
meisten glasirten Etagerenfiguren mit Farbendecoration streifen dicht an das nachher zu bespre 
chende Genre der Meißnerfabrik . . . 
Auszeichnungen. Große Denkmünze: Kaiserl. königl. Porzellanfabrik in Wien (Oesterreich) - we 
gen der ausgezeichneten und vielseitigen Leistungen im Allgemeinen, insbesondere wegen des 
Kamins aus Porzellanplatten - eines Meisterstückes (Bericht München 1855, S. 9, 10, 32). 
1856 
Alexander Löwe wird Direktor 
1862 
Teilnahme an der Londoner Weltausstellung. Am 29. Juli Antrag zur Auflassung der Fa 
brik im Abgeordnetenhaus. 
1864 
Kaiserliche Entschließung (22. August), die Porzellanfabrik aufzulassen. 
Übergabe des künstlerischen Nachlasses an das Österreichische Museum für Kunst 
und Industrie (heute Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien). 
1866 
26. November: Auflösung und Räumung der Wiener Porzellanmanufaktur endgültig 
vollzogen. Weißes, unbemaltes Porzellan kommt durch Ausverkauf in den Plandel. 
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