Seite 35
Nr. 4 i n t e r n a t i o na leSammler-Zeitung
bezeichnet wird. In dieser Gruppe ist sie die älteste
Handschrift, und da die sogenannte Not-Fassung
höchstens in gleichaltrigen Stücken vertreten ist,
wahrscheinlich die älteste bis jetzt bekannte Ni
belungenhandschrift. Durch ihre Auffindung wird
ferner wahrscheinlich, daß auch der Verfasser der
,,Bearbeitung“ ein fahrender Sänger gewesen ist, der
an den Höfen der Adeligen vorgetragen hat.
Der Entdecker der Handschrift, Prof. Dr. Her
mann Menhardt in Klagent'urt, wird die Bruch
stücke im Jahrgang 1927 der „Zeitschrift für deutsches
Altertum“ veröffentlichen.
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(P e s t a I o z z i-G esamt a u s g a b e.) ln wenigen Tagen
werden im Verlage Walther de Gruyter u. Co. (Berlin) die
ersten beiden Bände der kritischen Gesamtausgabe von
Pestalozzis Schriften und Briefen erscheinen. Das Material
das in langer Arbeit von Otto Hunziker gesammelt wurde,
sandten die Schweizer Behörden zur Herausgabe durch Pro
fessor S pranger und Oberstudiendirektor Buchenau
nach Berlin. Der erste Band ist unter Mitwirkung von Albert
Bachmann und Corrodi Sulzer von W. F e i 1 c h e n f e 1 d
bearbeitet; er enthält die Schriften aus dem ersten Jahrzehnt
der Neuhofzeit, u. a. das Tagebuch von 1770 und die Rede
„Ueber die Freiheit meiner Vaterstadt“. Der zweite Band
enthält „Lienhard und Gertrud“ und ist von G. Stecher
bearbeitet. Die Gesamtausgabe wird etwa 24 Bände mit aus
führlichen Kommentaren, Erläuterungen und Namensregistern
umfassen.
BILDER.
(Das Porträt Savonarolas gefunden.) Der
Direktor des Museums San Marko, Nello Parchian, hat in
einem Privathause in Venedig das von Fra Bartoiomeo
gemalte Porträt Savonarolas entdeckt. Es wurde vom
Staate um 100.000 Lire erworben und dem Kloster zurück
gegeben. Bisher hatte man eine im Museum San Marko be
findliche Kopie Martinis für das Original gehalten.
(Eine interessante B i 1 d e r a f f ä r e.) Aus B ü-
dapest wird uns berichtet: Der Strafgerichtshof fällte jetzt
in: einem interessanten Bilderprozeß das Urteil. Anfang 1918
hatte der Major Ladislaus V a r g a in Udine von einem Bild
händler ein altes Gemälde von Man dio 1 a, das Christus auf
Golgatha darstellt, um 6000 Kronen damaliger Währung ge
kauft. und später nach Ungarn gebracht. Hier wollte er es ver
werten und betraute hiemit die Agenten Moritz B a r t a und
Emmerich Kef esztesi. Diese boten das Bild der hiesigen
italienischen Gesandtschaft um 20.000 Goldkronen an. Einige
Tage später richtete Keresztesi aus Wien an den italienischen
Gesandten ein Schreiben, worin erklärt wird, daß er, wenn
die Gesandtschaft nicht binnen acht Tagen das Bild um 20.000
Goldkronen kaufe, er es nach Amerika schaffen werde. Der
italienische Gesandte wandte sich an den ungarischen Außen
minister und erklärte, daß Italien im Sinne des Friedensver
trages Anspruch auf das Bild ohne jede Gegenleistung erhebe.
Gleichzeitig erstattete er gegen die beiden Agenten die An
zeige wegen Erpressung. In der Verhandlung erklärte Barta,
daß er von dem Briefe Keresztesis an die Gesandschaft keiner
lei Kenntnis besaß. Der als Zeuge einvernommene Major Varga
wies nach, daß er das Bild rechtmäßig in Udine von einem
italienischen Händler erworben habe. Der Gerichtshof sprach
Barta mit der Begründung frei, daß er an der Absendung
des Erpresserbriefes nicht beteiligt war. Das Bild sei übrigens
bereits durch das ungarische Außenministerium ohne jede
Gegenleistung an Italien zurückerstattet worden. Gegen Ke
resztesi konnte das Verfahren nicht eingeleitet werden, da er
sich in Wien aufhält.
HANDSCHRIFTEN.
(Ein angeblicher Evangelienfund.) Aus
Rom kommt eine Nachricht, die wir mit allem Vorbehalt
wiedergeben: In der alten herzoglichen Bibliothek von C er i g-
nöia sind 32 Papyrusrollen gefunden worden, die angeblich
ein neues Evangelium enthalten. Die Behörden haben das Do
kument beschlagnahmt und eine Prüfung angeordnet. — Man
wird diese erst abwarten, ehe man die von dem Entdecker
Moccia daran geknüpften Behauptungen als erwiesen an-
sehen kann.
PHILATELIE.
(Auktionen.) Am 18. und 19. Februar findet im
Dorotheum eine .SonderVersteigerung statt, bei welcher
viel mittleres Material von Alteuropa und Uebersee sowie eine
größere Europasammlung (Ausrufungspreis 6200 S) zum Ver
kaufe gelangt.
In Fra n k furt am Main veranstaltet die Firma S. W.
H e ß vom 23. bis 26. Februar eine große Briefmarkenver
steigerung.
(Neuheiten.) Belgien. Wöhltätigkeitsmarken zu
Franken 1.25 4- 25 Centimes, dunkelblau und 5 Franken + 1
Franken rot. — B r i t i s c h - I n d i e n. Freimarke 4 Annas
grün, und eine Dienstmarke, 2 Annas, lila. Britische
Post in Marokko. Die englischen Marken % Penny
grün wurden mit 5 Centimes, 4 Pence schief mit 40 Centimes'
und der Bezeichnung „Morcco Agencies“ überdruckt. — Bul
garien. Drei neue Wohltätigkeitsmarken 1 Leva braun,
2 Leva grün und 3 Leva blau zugunsten des Baues eines Sana
toriums, Frankreich. Wohltätigkeitsmarke zugunsten
der Kriegswaisen 5 Franken + 1 Franken rot. — Kosta
rika. Dienstmarken 2 Centimes ultramarin, 3 Centimes lila -
rosa, 4 Centimes blau, 5 Centimes dunkelgrün, 6 Centimes
ocker, 10 Centimes rosa, 20 Centimes oliv, 30 Centimes orange,
45 Centimes dunkelbraun und 1 Colon violett. Landeswappen
und Wertziffer schwarz. — Neu-Sceland. 1 Penny rosa
mit dem Bilde des Königs in Ädmiralsunifarm. Nord-
b o_r n e o. ln geänderten Farben sing-einige Werte der bis
herigen Ausgabe erschienen. 1 Cent Schokolade, 3 Cent grün,
4 Cent rot, 5 Cent braun, 10 Cent bläu, 25 Cent grün und
50 Cent blau. Von diesen Werten wurden 3, 4, 5 und 10 Cent
mit dem Aufdruck „Postage due“ auch als Dienstmarken ver
ausgabt. ■ Philippinen. Erinnerungsserie zum Andenken
an dm Tag, da die Inselgruppe eine Verfassung bekam. Frei
marken zu 2 Centavo grün, 4 Centavo rot, 16 Centavo oliv,
18 Centavo sepia, 20 Centavo orange,. 24 Centavo grau, 1 Peso
violett und Dienstmarken mit dem Aufdrucke „Official“ zu 2,
4, 18 und 20 Centavo. •:— Rußland. Zugunsten obdachloser
Kinder sind zwei Wohltätigkeitsmarken, 10+2 und 20+2 Kope
ken erschienen. Sie zeigen in einem Doppelkreise zwei Kinder
und oben die Inschrift S. S. S. R. und den Sowjetstern.
Saar gebiet. Neu Franken 1.50 und 2 Franken rot.
Tschechoslowakei. Als neues Portoprovisorium ist die
Freimarke 100 Heller braun (Kettensprengerin) mit dem schief
stehenden Aufdruck „Doplatit“ erschienen. — U n g a r n.
Als weitere Werte der neuen Serie sind erschienen: 10 Filler
blau, 25 Filler braun und 50 Filler schwarzbraun. — Ver
einigte Staaten von A m e r i k a. Die Marken der kur
sierenden Reihe erscheinen jetzt in einer neuen Zähnung. Als
erster Wert erschien 2 Cent schwarz.
VERSCHIEDENES.
(Tod b e k annfer Sa m m 1 e r.) Am 31. Jänner starb
in Wien die Gattin des Großindustriellen Fritz Mendlj Frau
Milly Men d l. Die Verblichene war eine feinsinnige Dame,
deren großes Kunstverständnis sich in ihren Sammlungen
moderner Malerei und Graphik bekundete.
(Antiquitäten - die beste Kapitals a n 1 s g e.)
Aus Graz wird uns geschrieben: Die Genossenschaft der
Antiquitätenhändler hielt am 6. Februar unter dem Vorsitze
ihres Vorstandes Herrn Rudolf Frank in der Handelskammer
ihre Jahreshauptversammlung ab. Nach Verlesung des letzten
Versammlungsprotokolles trug der Vorsitzende den Tätig
keitsbericht vor, der Kassier Herr Ph. Eisen Städter er
stattete den Kassabericht: Auf Antrag der beiden Kassenrevi
soren, der Herren v. Zoff und Wilhelm Eisenstädter
wurde dem Kassier die Entlastung erteilt. Der Voranschlag
wurde genehmigt, die Jahresumlage wieder mit 5 S für 1927
beschlossen. Der Vorstand dankte allen Ausschußmitgliedern
für ihre eifrige Tätigkeit, insbesondere aber dem Kassier,
Herrn Philipp E i s e n s t ä d t e r und dem Schriftführer, Herrn
Eugen Wagner. Der Vorsitzende berichtete sodann über
die Warenumsatz- und die Einkommensteuer, wobei er folgen
des sagte: Die Steuervorsehreibungen würden uns keine Sorge
machen, wenn halbweg,s eine geschäftliche Tätigkeit zu ver
zeichnen wäre. Daß das Antiquitätengeschäft darniederliegt,
ist aber nicht allein auf die schlechte Wirtschaftslage zurück
zuführen, die Hauptursache ist vielmehr darin zu suchen, daß
das Publikum gar nicht orientiert darüber ist, wie billig