Nr. 13
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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wollte dieser weder den früheren Besitzer nennen,
noch die Kaufsumme zurückerstatten, weshalb die
ganze Angelegenheit der Berliner Kriminalpolizei
übergeben wurde. Da sich auf der Rückseite des
Bildes einige Stempel des Bundes - Denkmal
amtes Wien befinden, zieht man den Schluß, daß
das Bild von österreichischer Seite in den
Handel gebracht worden sei.
Das „Neue Wiener Extrablatt" hat die Nach
richt dem Präsidenten des Bundesdenkmalamtes,
Dr. Schuber t-Soldern, vorgelegt, der sich
darüber, wie folgt, äußerte: „Es war dieselbe Sache,
wie sie in Rußland gespielt hat, wo Maxim Gorki
sich mit einem Ausweisungsbefehl bei den verschie
denen Landesgendarm erieposten legitimierte und
damit auch alles erreichte was er wollte, weil man
vor der amtlichen Stampiglie unbegrenzten Respekt
hatte. Auch bei uns hat man zu dem Stempel einer
Behörde unbesehen Vertrauen, und dieser Umstand
wird von gerissenen Kunsthändlern dazu benützt,
den Käufern zu erklären, daß die Stampiglie des
Bundesdenkmalamtes für die Echtheit des Bildes
genügend Garantie sei. In Wirklichkeit verhält es
sich gerade umgekehrt, denn das Bundesdenk
malamt gibt für wirklich wertvolle echte Kunst-
gegenstände nur in den allerseltensten Fällen
die Ausfuhrbewilligung und wenn auf einem Bilde
seine Stampiglie zu sehen ist, so ist es ein Zeichen
dafür, daß dieses eine Kopie oder ein Bild
aus der Schule eines Meisters ist.
Der Umstand, daß in der Meldung gleich von
einigen solchen Stampiglien die Rede ist, be
weist die vorstehende Ansicht noch deutlicher, denn
das Vorkommen von mehreren solchen Stempel
marken ist nur dann möglich, wenn man wieder
holt vergeblich versuchte, den betreffenden
Kunstgegenstand im Ausland zu verkaufen.
Aus der Berliner Nachricht geht nicht hervor,
um was für Stampiglien es sich handelt, und es ist
daher auch unmöglich zu sagen, wann die Ausfuhr
des Bildes stattgefunden hat, da wir vor einiger Zeit
gezwungen waren, die Stempel, die früher blaue
Farbe hatten, zu ändern. Wir sind nämlich darauf
gekommen, daß mit ihnen ein schwunghafter Handel
von unbefugten Personen betrieben wird. Um kon
krete Angaben zu machen, müssen nähere Details
aus Berlin abgewartet werden,"
Der zweite Jeil dev «51VCusikbibliothek Wolfffieim.
Nun gehört auch die Musikbibliothek W o 1 f f -
heim der Geschichte an. In zwei großen Verstei
gerungen, die Leo Liepmannssohn und Martin
Breslauer in Berlin durchführten, ist diese
einzig dastehende Bibliothek aufgelöst worden.
Der zweite Teil der Bibliothek nahm eine ganze
Woche (3. bis 8. Juni) in Anspruch und rechtfertigte
in vollstem Maße die Erwartungen, die an ihn ge
knüpft wurden. Gleich die erste Nummer des Kata-
loges,, der Codex saeculi 11, einer der frühesten,
kostbarsten und wichtigsten Codices des Mittelal
ters, erzielte 11,200 M, Ersteher war das Berliner
Antiquariat Gottschalk, das neuestem in die
erste Reihe der Autographenhandlungen empor
rückt, Das liturgische Manuskript (Nr, 29) brachte
1400 M; das Graduale (Nr. 31) 1500 M; das »Anti-
phonarium et Processionale« in der wundervollen
Prachthandschrift auf Pergament (Nr. 35) 1950 M;
das »Hirmologion« des Joh. von Damaskus (Nr, 45 b)
1700 M.
Aus der erstaunlich großen Reihe der hier in
Privathand zusammengebrachten Tabulaturen
wurde die Handschrift der Lautentabulatur (Nr. 46),
der berühmte Codex Bakfark-Nauderus,
mit 3100 M bewertet, erworben von der Preußischen
Staatsbibliothek; die deutsche Orgel - Tabulatur
(Nr. 58) mit 550 M; die Handschrift der »Erfreulichen
Lautenlust« (Nr, 56) mit 610 M; die Lautentabulatur ,
(Nr. 66) mit 800 M und 1950 M wurden von der Leip
ziger Bibliothek für die handschriftlichen Lauten
kompositionen von Weiß (Nr. 68) erlegt. Das frühe
Quellenwerk über Mozart von Niemtscheck (Nr. 576)
kostete 160 M. Für Luthers »Deutsche Messe«
(Nr. 830) wurden 610 M angelegt; für Kaspar
Scheits »Reformation , . . der Kunstmusiker«
(Nr. 869) 780 M; für die Inkunabel Virgils »Buc-
colica« (Nr. 887) 900 M. Die sieben italienischen
Schriften über Festlichkeiten der Medici (Nr, 936)
brachten 425 M.
Bei den Textbüchern interessieren die
Preise von durchschnittlich etwa 30 bis 60 M für die
Operntexte von R. Keiser (Nr. 1058—1073); 350 M
für die »Euridice« von P e r i und C a c c i n i
(Nr. 1084); 145 M für die »Dafne« von Peri
(Nr, 1083). Die wertvolle Handschrift Collectio
missarum (Nr, 1197) erreichte 245 M; die Samm
lung der Motetten und Messen des 16.—18. Jahrh.
(Nr, 1263) 255 M, Die 400 Handschriften der Chor
bibliothek Heggbach (Nr. 1302) wurden mit
330 M bezahlt. Von den Partituren nennen wir
385 M für »Les Muses« von Campra (Nr. 1336);
350 M für die »Medee« von Charpentier
(Nr, 1344); 305 M für »Venus et Adonis« von D e s-
marets (Nr. 1371); 200 M für die »Semiramis« von
Destouches (Nr. 1381); 300 M für die »Alceste«
von Gluck (Nr, 1402) in der seltenen italienischen
Erstausgabe; 800 M für »Albion and Albanius« von
Grabu (Nr, 1413); 285 M für die »Juive« von Ha-
levy (Nr, 1439); 125 M für Korngolds »Poly-
krates« (Nr. 1452); 810 M war der höchste Preis für
eine der vielen Opernpartituren von Lully »Idylle
sur la paix« (Nr. 1482). Die Erstausgabe der »Huge
notten« von Meyerbeer (Nr. 1506) erzielte
125 M; der »Prophet« 205 M (Nr. 1510). Der erste
Typendruck von Mozarts »Don Juan« (Nr. 1532)
155 M. Von den vielen Öriginalpartituren von Ra
in e a u wurde »Platee« (Nr. 1569) mit 500 M bezahlt.
Das wichtige geistliche Spiel von Rebhun
(Nr. 1578) brachte 910 M. Rossinis »Wilhelm
Teil« in der französischen Erstausgabe (Nr, 1584)
380 M; Wagners Lohengrin-Partitur (Nr. 1619)
300 M; Haydns »Schöpfung« (Nr. 1667) 135 M.
Von den Werken früherer Vokalmusik seien er
wähnt: Bergs »Novum .... Opus musicum«
(Nr. 1714) 2350 M; desselben Meisters Psalmen-
Stimmbücher (Nr. 1715) 1600 M und sein »Thesaurus
musicus« (Nr. 1716) 1900 M. Das »Patrocinium mu—
sices« (Nr, 1846) von Orlando di Lasso kostete
550 M; Monteverdis Madrigal - Stimmhefte
(Nr, 1890) 1700 M; Joh. Otts Messen-Stimmen
(Nr. 1900) 1900 . Petruccis »Harmonice Musi-
ces« (Nr. 1909) brachte den hohen Preis von 10.500
Mark; die Messen des Jean Mau ton (Nr. 1910)
5200 M. Die Stimmbücher von Schadaeus
(Nr. 1965) wurden mit 1350 M bezahlt; die des Su-
sato Till mann (Nr. 1997) mit 1250 M. Für das
erste Gesangbuch der böhmischen Brüder (Nr. 2197)
wurden 1200 M gegeben.