Nr. 4
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
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Fig, 2. Kabinettschc be, Flandern um 1500,
Sammlung Vieweg, Braun-schwei-g.
Versteigerung 18. März, bei Lepke, Berlin.
(Die „Burell-Collection“. Der Erich-Reiß-Verlag in Ber-
1 i n hat die Rechte an der sagenannten „Burell-Collection'' er
worben, einer einzigartigen, aus etwa 500 Nummern bestehenden
Sammlung von Dokumenten zu Richard Wagners Lebens
geschichte, Mit der Herausgabe der Sammlung wurde Dr. Julius
Kapp, der Verfasser der bekannten Biographien Wagners und
Liszts, betraut. Das Werk, das voraussichtlich zwei Bände um
fassen und, nur unbekanntes Material, enthalten wird, gibt ganz
neue Einblicke in das Leben und Schaffen von Richard
Wagner. Es wird im Herbst dieses Jahres erscheinen.
BILDER.
(Ein Giorgione entdeckt,) In N y m w egen wurde durch
den Restaurator H. Prakke ein Ecce-homo-Bil-d entdeckt,
das auf der Rückseite mit „Barbarelli, genannt Giorgione“ ge
zeichnet ist, Da das Bild erst mit einer dicken Firnisschichte
überdeckt und dann übermalt worden war, ist es besonders gut
erhalten.
(Eduard Vallet.) Das Neujahrsblatt 1930 der Züricher
Kunstgesellscbaft ist Eduard Vallet gewidmet, dem [Maler des
Wallis, der am 1. Mai 1929, '53 Jahre alt, gestorben ist. Hans
Gräber, der sich auf langjährige persönliche Beziehungen stützen
kann, sagt noch einmal, wer Vallet und welcher Art seine
Kunst war, Er schildert den beschwerlichen Entwicklungsgang
des Meisters, dessen Eltern aus der Provence stammten und in
Genf wohnten. Vallet war als Maler im wesentlichen Auto
didakt. ,Sein,e kernige Eigenart und sein reifer malerischer Sinn
verschafften ihm früh Ansehen und Geltung. Nach längeren
Reisen fand er im Wallis die Landschaft und die Menschen,
die er nötig hatte. Seit 1910 ist Vallet der Maler des Valais
geworden. Seine Bilder entsprechen dem großen Zug dieser
heroischen Landschaft und deren schlichten, in sich geschlos
senen. Menschen. Der entscheidende Anstoß für seinen groß
dekorativen, gutgefügten Stil kam von Hodler. Er war aber bei
aller Helligkeit des Tones und Bestimmtheit des Ko-nturs immer
wärmer und malerischer als -der späte Hodler. Sein Wollen und
sein Ziel waren nicht so hoch gespannt. Aber das Gebiet, das
er sich als konform ausgesucht hatte, beherrschte er ganz und
schöpfte eis voll aus.
Eine wertvolle Zugabe ist der Anhang, in dem Dr. Grä
ber eine Ergänzung seines 1917 erschienenen Kataloges der
Radierungen Vallet« gibt. Die sämtlichen 26 seither entstan
denen Blätter finden -sich abgebildet.
HANDSCHRIFTEN.
(Die „Schwarze Handschrift“.) Anläßlich seines Besuches
in Rom hat der Bundeskanzler Dr. Schober dem italieni
schen Ministerpräsidenten Mussolini eine Reproduktion
der sogen. „Schwarzen Handschrift“ der National
bibliothek zum Geschenke gemacht. Die „Schwarze Hand
schrift" wurde um 1470 von einem Meister der hochberühmten
burgun-dischen Malerschule für den prachtliebenden Herzog
Galeazzo Maria Sforza angdfertigt. Sie besteht aus einem
Kalendarium, den Evangelien und verschiedenen Gebeten,
sämtliche in lateinischer Sprache, und ist mit einer großen An
zahl hervorragend schöner Bildertafeln geschmückt. Der Be
steller der Handschrift ist der Sohn des Gonfaloniere Fran
cesco Sforza. Sein jüngerer Bruder und Nachfolger auf dem
Mailänder Herzogsthron ist Lodovico Sforza, genannt II
M o r o, der F'reund und Gönner Leonardo da Vincis. Die
Handschrift kam durch die Bianca Sforza, die zweite Ge
mahlin des Kaisers Maximilian I., nach Wien.
Die schwarze Färbung, deren chemischen Charakter auf
zuklären noch nicht gelungen ist, zerfrißt langsam, aber un
weigerlich das Pergament. Um so erfreulicher ist es, daß die
vollendete Reproduktion der Staatsdruckerei es ermöglicht,
für alle künftigen Zeiten ein bis ins kleinste naturgetreues Bild
von dieser einzigartigen Handschrift zu bewahren. Die Repro
duktion geschah auf photographischem Wege nach einem von
der Wiener Staat.sdruckerei erfundenen, anderweitig nicht be
kannten und geübten Verfahren. Der Einlband ist unter Ver
wendung de-s auf Mussolinis Siegel erscheinenden Emblem.!
von -der bekannten Wiener Buch- und Schriftkünstlerin Herta
Ramsauer entworfen.
PHILATELIE.
(Neuheiten.) Andorra hat nun -die angekündigten
eigenen -Marken ausgegeben. Die Ausgabe umfaßt 11 Frei
marken und 1 Eilmarke, die in gefälliger Ausführung einen
kleinen Einblick in -die Verhältnisse der Pyrenäen-republik ge
währen. Die Werte zu 2 und 30 Centimes bringen eine hübsche
Darstellung -des Hauses La Vall, in dem die Ratsvers-ammlungen
des Grand Conseil stattfinden. -Die 5 und 40 Centimes zeigt den
altertümlichen Feldstein-bau der Kirche San J-uan de Casellas.
Auf -der 10, 20 und 50 Centimes sehen wir eine Straßen-ansicht
-au-f dem Dörfchen San Julian de Loria und auf den IS und 25
die Anlage der uralten Kirche von -Santa Colo-ma mit ihrem
trutzigerr Run-dtiurm. Die 1, 4 -und 10 Pesetas stellt eine Gruppe
des Conseil General, der Ratsvers-amfnlung von Andorra, vor.
In -der Mitte steht im Ornat der römisch-katholische Bischof.
Die Eilmarke zu 20 Centimes zeigt im Querrechteck einen
Bartgeier im Fluge über einer -Pyrenäenlan-dschaft. Gerade die
wildromantische Gebirgsgegend von Andorra -ist eine -der weni
gen Orte, wo man diesen stolzen Vogel noch zu sehen be
kommt. Alle Marken mit Ausnahme der 2 Centimes sind rücK-
se-ittg mit einer -Schutzziffer versehen: 2 olivgrün (Auflage
70.000), 5 -dunkelkarmin (70.000), 10 grün (30.00-0), 15 schwarz-
schiefer ((50.000), 20 violett (40.000), 25 karmi-nrosa (40,000),
30 sepia, 40 -dunkelblau, 50 rotorange (je 25.000), 1 Peseta
schwanzbiau (2,0.000), 4 Pesetas weinrot und 1-0 Pesetas braun
(je 10,000).
Die postläufige 6 (Pence braun von Australien in der
Kängurubzeichnung ist inun auch auf dem neuen, Wasserzeichen
papier erschienen. Für Brasilien wird als Erigänzungswert
der Luitpostserie die blaue 300 Reis verwendet, für den gleichen
Zweck in Chile mit Aufdruck die grün und schwarze 1 Peso.
In Curaqao ist eine Aushil-fsmarke erschienen, die infolge
Portoänderung nötig war. -Man überdruckte einen Posten -der
verkehrsgültigen 7K Cents rotorange und fügte unten rechts
die neue Wertangabe mit 6 Cents in schwarzer Farbe an. In
den indischen Kleinstaaten hat' wiederum eine gan-ze
Anzahl Briefmarken das neue Wasserzeichen erhallen. Das
arabische Fürstentum Kuweit untersteht -der englischen
[Schutzherrschaft. Einige Werte der heimischen Drucke von
Britisch-Indien sind mit dem schwarzen Aufdrück des Landes
namens, entsprechend der Ausgabe 1923/24, versehen worden:
1 Anna braun, 3 Annas blau, 8 purpur,lila, 1 Rupie grün und
tiefbraun, 2 Rupien gelbbräun/karmin, 5 blau und violett und
10 rot und grün. Die drei höchsten Werte sind auch als Dienst
marken zu finden.
Sp anisch -Marokko verausgabte eine Anzahl Mar
ken aus Spanien der Jahre 1922/26 mit entsprechendem Auf
druck. Eine hübsche Wchltätigkeitsmarke brachte Mozam
bique zum Verkaufe. Im Oval ist eine -Bildergr-uppe von -drei
Personen dargestellt: 40 Cts. schwarz und braunrot. Zum Besten
der Gesellschaft „Het -Groene Kruis in Suriname“ wurden- im
Dezember vier Wohltätigkeitsmarken herausgegeben. Die Zeich
nung stammt von Andre van der Vossen und soll die Barm
herzigkeit versinnbildlichen: W> Ct. grün, -2 rot, 5 ultramarin
und 6 schwarz. Der Zuschlag rundet die Verkaufspreise auf 3,
4, 8, res-p. 10 Ct. auf.
(Curiosa.) Ein wertvolles Unikum erschien in diesen Tagen
in Hamburg. Eine blaue Zwei-Mark-Marke von Deutsch-
(Neu-Guin ea mit -dem eigenartigen Plattenfehler, der deut
lich einen Fesselballon auf dem Vorschiff der „Hohen-zollern“
zeigt. Ein besonders interessantes Rätsel gibt aber eine von