Nr. 11
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 127
Fig, 4. China-Teppich aus Sammlung Karl Pfarr.
Versteigerung bei Hugo Helbing, Frankfurt a. M., 2. u. 3. Juni.
VERSCHIEDENES.
(Tod bekannter Sammler.) In Berlin starb im Alter von
86 Jahren der Kunstsammler Benoit Oppenheim. Er war
in Berlin einer von den ersten, die sich um die mittelalterliche
Holzskulptur bemüht haben, Im Laufe der Jahre brachte er
eine Serie hervorragender Qualitäten zusammen, unter denen
sich Namen wie Riemenschneider und Veit Stoss befanden,
Viele von seinen Plastiken kamen nach dem Kriege in ande
ren Besitz. Von dem alten Kunstgewerbe, das Benoit Oppen
heim gleichzeitig mit der Holzplastik gesammelt hat, ist sei
nerzeit eine Reihe von künstlerischen Goldschmiedearbeiten
.in den Besitz des unvergeßlichen Max Heil b rönne r über
gegangen.
(Die Geigensammlung einer Elfjährigen!) Eine der größten
Sammlungen berühmter italienischer Geigen aus dem 17. und
18. Jahrhundert im Werte von rund einer Million Dollar gehört
der elfjährigen Tochter Mildred des amerikanischen Oel-
magnaten Yount in Texas. Darunter befinden sich vier
Stradivari aus den Jahren 1681, 1689 und 1737, sowie ver
schiedene Erzeugnisse von Andre und Joseph Guarnerius.
(Eine Goethe-Ausstellung in Wien.) ln der Jahresver
sammlung des Wiener Goethe-Vereines berichtete der Vor
sitzende Sektionsdhef Freiherr v. Weckkecker über die
Vorbereitungen zu einer würdigen FeieT von Goethes
150. Todestag iim März 1932. Geplant ist in erster Linie eine
große Goethe-Ausstellung in den Räumen der
„Albertina“, die um den 22, März herum eröffnet werden
und, falls das allgemeine Interesse andauert, bis in die Reise
zeit hinein zugänglich bleiben soll. Sie soll nicht nur die (Be
stände des Wiener Goethe-Vereines und der staatlichen
Sammlungen umfassen, sondern es wird darauf gerechnet, daß
auch aus Privatbesitz manches interessante und wertvolle
Objekt bei diesem seltenen Anlaß einem größeren Kreise zur
Anschauung gelangen wird. Den Kernpunkt der Ausstellung
soll die /aus t“-Dichtung bilden, die in mehreren Abtei
lungen: Faust vor Goethe, der Goethesche Faust, Faust in
der bildenden Kunst, Faust auf dem Theater, möglichst aus
führlich zur Darstellung gelangen wird. Ein Festakt im Fest
saale der Akademie der Wissenschaften, eventuell auch vor
dem Goethe-Denikmäl, dann mehrere Festkonzerte, endlich
die Herausgabe einer Festschrift vervollständigen den Rahmen
der geplanten Veranstaltungen, durch die Wien ein seiner
Beideutung entsprechender Platz im Kreise der deutschen
Städte gesichert werden soll.
(Ausstellung der Meißener Manufaktur.) In Berlin
wurde eine Ausstellung der Meißner Manufaktur eröffnet,
deren Dauer auf zwei Monate berechnet ist. Der historische
Teil der Ausstellung zeigt in Neuausformungen den 37a Meter
hohen »Ehrentempel« von Kandier, sowie etwa 50 der gro
ßen Tierliguren, die um 1730 für die Ausstattung des Japani
schen Palais in Dresden modelliert wurden. Außerdem ist
eine Tafel gedeckt worden mit Originaltischzeug, silbervergol
deten Prunkstücken und Porzellangeschirr aus dem Besitz Kö
nig Augusts des Starken und seines Nachfolgers. An
modernen Arbeiten enthält die Ausstellung plastische Werke
der besten, für die Meißener Manufaktur in letzter Zeit täti
gen Künstler.
MUSEEN.
(Ein neuer Böcklin in der Berliner Nationalgalerie.) Die
Berliner Nationalgalerie stellt in dem einen Böcklin-Saale
ihres alten Hauses, neben den „Gefilden der Seligen" eine neue
Erwerbung aus, die „Ackerfluren im Vorfrühling“, 1886 ge
malt. Das nicht umfängliche, aus westdeutschem Privatlbesitz
stammende Bild beruht auf einem Motive aus dem Arnotal bei
Florenz, und so hat es Böcklm nach dem Zeugnis seines Bio
graphen Heinrich Alfred Schmid 1884 in Florenz begonnen.
1886 wohnte er schon in Zürich. Nach der Aussage des Sohnes
des Meisters, Carlo Böcklin, dagegen stellt die Landschaft
den Ausblick aus der Züricher Werkstatt Böoklins dar.
(Neuerwerbung der Münchener Glyptothek.) In den Be
sitz der Glyptothek in München ist ein wichtiges Denkmal
alter vorderasiatischer Kunst gelangt. Die Deutsche Orient
gesellschaft hat in Babylon eine große Anzahl von Löwen in
flachem Relief aus bunten glasierten Ziegeln gefunden, die die
Einfassungsmauern der berühmten Prozestsionsstraße Nelbu-
kadnezars II. (604—561 v. Chr.) schmückten. Ein Exemplar ist
von der vorderasiatischen Abteilung der Berliner Museen der
Glyptothek gegen Vergütung der Wiederherstellungskosten ge
schenkt worden. Der zwei Meter lange Löwe mit weißem
Körper und gelber Mähne auf blauem Grund ist von gewalti
ger Wirkung, die in dem ausdrucksvollen Kopf ihren Höhe
punkt hat.
(Freiherr-vom-Stein-Museum.) Am 19. April ist aus An
laß des hundertjährigen Todestages des Freiherrn vom Stein
im Schloß Cappenberg bei Münster ein Freiherr-vom-
Stein-Museum der Oeffentlichkeit übergeben worden. Der
jetzige Besitzer des Schlosses, Graf von K a n i t z, hat in einem
Flügel des Schlosses, dem Lieblingsaufenthalt des Freiherrn,
verschiedene Erinnerungsräume eingerichtet, in denen Bild
nisse, persönliche Gebrauchsgegenstände, der Schriltennachlaß
und die Bücherei von Stein untergebracht wurden.
VOM KUNSTMARKT.
(Wohnungsauktion des Dorotheums.) Am 5. Juni gelangt
in der Jacquingasse 45 (2. Stock), durch die Kunstabteilung des
Dorotheums die Gesamleinrichtung einer mit viel Geschmack
ausgestatteten Junggesellenwohnung zur Versteigerung, die
neben gutem Hausrat und einigen soliden Stilmöbeln auch
künstlerisch wertvollere Objekte enthält. Die Wand des Sa
lons ziert eine gut proportionierte Tapisserie flämischer Her
kunft aus dem Ende des 17. Jahrhunderts in ausgezeichnetem
Zustande, eine Szene aus Phädra darstellend. Von Bildern
seien, neben einer gut gemalten signierten Stadtansicht Ant
werpens von Minderhout, ein reizendes, der Frühzeit van
Dycks zugehörendes Knaibenbildnis, ein Männerporträt von
Rubens sowie eine flott gearbeitete Oelskizze, der Entwurf
für ein Plafondgemälde von Tiepolo erwähnt. Außer die
sen befindet sich in der Wohnung noch eine Landschaft von
B e 1 o 11 o, dem italienischen Künstler, der auch Wien durch
seine vielen, für die dortigen Mäzene gemalten Veduten be
sonders nahesteht. Unter den Möbeln seien eine schöne, in
gotischen Formen geschnitzte Truhe aus dem Anfänge des
16. Jahrhunderts, ferner ein Bureau-plät aus dem Ende des
18. Jahrhunderts, eine große Kommode und drei kleine Möbel
stücke, welche als Erzeugnisse der besten französischen Werk
stätten aus der Zeit Ludwig XV. bezeichnet werden können,
hervorgehoben. Die französischen Möbel, wie übrigens noch
eine ganze Anzahl von Gegenständen dieser Einrichtung stam
men aus dem Wiener Cumlberland-Palais.
(Versteigerung bei C. J. Wawra.) Als letzte Versteigerung
in dieser Saison bringt die Kunsthandlung C. J, Wawra in
Wien am 8. und 9. Juni den Nachlaß des Obersten Hugo
Jeglinger (Linz), die Sammlung W. Pa lkl (Wien), sowie
Beiträge aus anderem Wiener Privatbesitz. Dominierend sind
die Bilder, unter denen wir die besten Oesterreicher finden.
So ist Rudolf von Alt mit einem prächtigen Motiv aus den
Alpen, Canon mit einem Porträt seiner Schwester, Amerling,
Darnaut, Gauermann, E. Jettel, J. G. Raffalt, Ranftl, F. Treml
(Abschied des Soldaten), R. Ruß, Robert Theer mit sehr guten
Arbeiten vertreten. Von ausländischen Meistern seien hervor-
geholben: E. Blume, J. A. Breton, M, ten Kate, J. A. Klein,