gung oft in weit höherem Masse als die Darstellung pikanter oder dramatisch bewegter Sujets. Myrbach hat die Sache mit dem ihm eigenen Blick fürs Richtige erfasst und künstlerisch zu formen gewusst. Es würde zu weit führen, sollten hier all die umfangreichen Arbeiten, die bald als Begleiter novellistischer Schöpfungen, zu Romanen (P. Bourget, „Mensonges", „Cosmopolis" u. s. w.), zu poetischen Werken (wir nennen hier die „Oeuvres completes" von Francois Coppee mit dreihundert Zeichnungen), zu Reise-Ein- drücken (Sketches of England by Myrbach 8: Villars) oder zur Ausstattung von jugendschriften (bei I-Iachette erschienen) entstanden, einzeln namhaft gemacht werden. Das ist Aufgabe eines Biographen, der sich detaillirt mit dem ganzen Lebenswerke des Künstlers befasst. Dagegen aber sei zum Schlusse in nachdrücklichster Weise jener Schöpfungen Erwähnung gethan, wo Myrbach ganz und gar in seinem Element ist, wo man so zu sagen auf Schritt und Tritt Reminiscenzen seines eigenen Lebens auftauchen sieht, jener Schöpfungen nämlich, wo aus ihm nicht der Interpret der Gedanken anderer spricht, sondern eigene Erfahrung. Es sind die Arbeiten des Soldatenmalers Myrbach. So lange er zweifarbig Tuch trug, war sein Sinn, dachte er an Erreichung von künftigen Zielen, nicht in erster Linie darauf gerichtet, sich selbst einmal, den Federnhut auf dem Kopfe, die Linien der Regimenter entlang sprengen zu sehen. Und dennoch hat diese Zeit die allerstärksten Eindrücke bei ihm hinterlassen. Er kennt den Soldaten, wie ihn nur einer kennen kann, der selbst vom Handwerk ist und alles das mit durchlebt hat, was gerade für diese Welt eigenartig und bezeichnend ist. Wie viele Soldatenmaler gibt es, wie wenige sind aber darunter, deren Werken die künstlerische Wärme den Stempel des Selbsterlebten gibt. Mit Uniformen und Waffenstücken allein malt man noch keine leibhaftigen Soldaten, ebenso wenig wie man Marinestücke und Mariniers malt, wenn man sich an Schiffs- modelle halten muss und Statisten als Theerjacken herhalten müssen, die ebenso zufällig dazu kommen, den Matrosen zu spielen wie sie ein andermal zu einem Mönch, einem Landsknecht, einem Wilddieb oder einem Heiligen Modell stehen. Die naiven alten Meister malten die Belagerung von jerusalem durch Titus oder ähnliche Dinge unbe- fangener Weise, indem sie da Karthaunen spielen und die römischen Centurionen im geschlitzten Wams des XVI. Jahrhunderts aufmar- schiren liessen. Das war wenigstens wirklich naiv. Sieht man aber zuweilen gewisse moderne Soldatenbilder an, so spricht hieraus für jeden, der diese Atmosphäre einmal gründlich genossen hat, die volle Unkenntnis dessen, was den Soldaten ausmacht. Kaiser Wilhelm I.