und grossen künstlerischen Individualitäten in seiner Masse unkünst- lerisch, unsinnlich und schwerfällig ist, und dann war der geringe Procentsatz an Kunstgefühl und Kunsterfassen in diesem Volke durch die grossen Geisteskämpfe, durch das abstracte Quälen seiner Philosophen noch unterdrückt worden. Nicht zuletzt hemmte der unerträgliche geistige Hochmuth, das Resultat des Philister- und Krämersinns, gesteigert durch das Bewusstsein dieser Geistes- kämpfe. Aber alle diese negirenden und retardirenden Momente waren nicht stark genug gegenüber der lachenden Siegfriedsstärke, welche die moderne Kunst ziert und zum Siege führt. Dass der Weg zum Siege ein gerader, zielbewusster, richtiger sei, ist die Aufgabe der ein- zelnen Nationalitäten. Denn neben den individuell künstlerischen Qualitäten ist vor allen Dingen die Stärke und Wahrheit des natio- nalen Gehaltes mitbildend für den Begriff des Kunstwerkes. Ein Blick über diejahrtausende der Kunstentwicklung, wie sie dank der wissen- schaftlichen Kunstgeschichte vor uns liegt, überzeugt mehr als jeder weitere Beweis. i Die deutsche Kunst ist lange und tiefgehend national gewesen in ganzen Stilen und in einzelnen Individualitäten, so in Schongauer, Dürer, Kranach (so lange er jung und kein Kaufmann war), in Els- heimer, Chodowiecki, Schlüter, in Beethoven, Wagner und Bruckner, in Richter und Schwind. Nationale Künstler, Führer auf dem wahren Wege sind ferner Böcklin und Klinger, germanisch durchaus trotz der Südlichkeit ihrer Kunst und von allen Dingen Hans Thema, der deutscheste der deutschen Künstler, in seinem Wesen wie in seiner Kunst und deren Emanationen. Es gehört ein Einblick in die ganze Kunstentfernung des deutschen Volkes während der letzten Decennien dazu, um die totale Verkennung grosser Künstler seitens der eigenen Brüder zu begreifen, wie sie, um nur diese markantesten herauszugreifen, Böcklin, Thema und Klinger widerfahren ist. Denn was will das Häuflein der wenigen fühlenden Enthusiasten sagen gegenüber der eisig starren, dumpfen und schmählenden Menge der „Gebildeten"? Darum ist auch das Böcklin- fest, das von allen Seiten her Ehren mancher Art auf den greisen Meister hereinfluten liess, den alten Freunden desselben mehr Wehmuth als Freude erzeugend gewesen. Und der Alte von San Domenico selbst mag seltsam mit seinen leuchtenden stolzen Künstler- augen dreingesehen haben, als er von allerorten und von allerseits umjubelt wurde.