rar arbeitete. Ein Engländer war damals beinahe der Einzige, der ihm Bilder abkaufte. Das Jahr 1874 brachte ihm seine erste italienische Reise, der im Jahre 1880 die zweite folgte. München hatte Thema 1876 verlassen, um nach einem kurzen Aufenthalt in der Waldesheimat, im Trompeterstädtchen Säckingen, nach Frankfurt überzusiedeln, wo er heute noch lebt. Wer das heute kaum mehr übersehbare künstlerische Werk I-Ians Thoma's, - der, wie alle wahrhaft genialen Künstler mit der Leichtigkeit des Schaffens und der blühenden Fülle seiner Fantasie einen ausserordentlichen Fleiss, das Resultat der künstlerischen Ehr- lichkeit besitzt, - überschaut, dem fallen aus der Eigenschaften Menge zwei grosse I-Iauptmotoren seines Schaffens heraus, die Leit- motive seiner Kunst: ein inbrünstiges, glühendes und dabei so köstlich ehrliches Werben um die Schönheiten und Geheimnisse der Natur und dann die Kraft des nationalen Wesens an ihm, die von ausser- ordentlich hohem ethisch-ethnologischen Werthe erfüllt ist. Und beide vereinen sich in wahrhaft genialer und harmonischer Weise, die klar und lichterfüllt das Wesen von Hans Thoma's Individualität wieder- spiegeln. Man hat aus historisch registrirendem Bedürfnisse versucht, eine bestimmte, quantitativ bescheidene, aber an künstlerischen Qualitäten riesenhaft dastehende Gruppe von deutschen Künstlern aus der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts zusammenfassend unter dem Titel „Neuidea1ismus" zu bezeichnen. Sie setzt mit Feuerbach ein und zählt zu den Ihren Böcklin, Hans von Marees, Thoma, L. v. I-Iofmann, Hilde- brandt und Volkmann. Ihre Schönheitssehnsucht hatte sie zur Antike zurückgescheucht, weit weg von der durchschnittlich wenig erfreu- lichen Kunst ihrer Zeit. Der althellenische Pantheismus, dessen phantastische Gestal- tungskraft die Satym, Nymphen, Dryaden, Centauren und ähnliche Natursymbole schuf, wuchs in ihrem Herzen wieder auf, nur lag ein Sehnsuchtsschmerz, eine leise Melancholie beengender Culturüber- füllung über ihnen, den einen Naiven, den Grössten ausgenommen, Arnold Böcklin, der mit sieghafter Kraft schuf. Es gibt kein wahreres und das innerste Wesen seiner Kunst bezeichnenderes Werk als Feuerbachs Iphigenie, die, am Felsblock sitzend, abgewandten I-Iauptes hinausstarrt in die See, „das Land der Griechen mit der Seele suchend". Hans von Marees und Thoma, die beiden in ihrem Innern so nahe Verwandten bilden einen neuen eigenartigen Accord in dieser süssen sehnsuchtsschweren Melodie.