Wolkengebilde. Als er über Ersuchen seiner Freunde darüber nach- dachte, in einer Glastafel eine Gruppe Pfauen mit ihrem herrlichen Prachtgefieder darzustellen, erblickte er in diesem Vorwurf ein seinen Untersuchungen ausserordentlich günstiges Thema: die Pfauenfeder! Ein volles jahr widmete Tiffany seinem Studium. Und welch' ein Anblick, als endlich eine stattliche Reihe von Vasen - keine der anderen gleich - mit diesem idealen Decor versehen, zur Vollendung kamen! Wer könnte sagen, welche Überraschungen Tiffany bei der weiteren Entfaltung seines Talentes noch vorbehalten sind. Jeder Tag bringt neue Versuche, neue Erfolge. Was aber vollends jeder einzelnen der früheren oder gegenwärtigen Arbeiten Tiffanys einen ganz besonders hohen Wert verleiht, ist der Umstand, dass der Künstler sein Streben nach vorwärts niemals unterbricht, dass er nicht umkehrt und niemals um des Geldinteresses willen frühere Erzeugnisse wieder- holt, mögen diese auch zu den schönsten und gelungensten zählen. Wenn wir am Schlusse unserer Darlegungen den grossen, eine völlige Umwälzung auf dem Gebiete der Kunstglaserzeugung charakterisirenden Zug der Schöpfungen Tiffanys hervorheben sollen, so müssen wir sagen, er besteht darin, dass der völlig neue Decor, wie immens reich und complicirt er auch sein mag, dem Glase selber entnommen ist und dieses nicht vom Pinsel, noch von dem Schleif- rade, noch von einer ätzenden Säure berührt wurde. Ist das Object erkaltet, so zeigt es sich auch in seiner völligen Vollendung. AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S9 VON LUDWIG HEVESI-WIENSIP DAS WIENER GÜTENBERG-DENKMAL. Ende Januar waren im Österreichischen Museum die Entwürfe für das Gutenberg-Denkmal zu sehen. Als Standort war das neugewonnene hübsche Plätzchen vor dem neuen Regens- burgerhof auserlesen, der Kostenbetrag mit 34.000 Gulden begrenzt. Leider ver- zichtete man nachträglich aus localen Gründen auf den Platz, wodurch einige Werke unbrauchbar wurden. Der plastische Nachwuchs Wiens lieferte eine Anzahl guter Sitz- und Standiiguren; im architektonischen Theile sah es krauser aus. Statt eines ersten und zweiten Preises wurden zwei erste Preise vertheilt. Zur Ausführung wurde Hans Bitterlichs Entwurf gewählt. Er klingt ein wenig an das Mozart-Denkmal an, namentlich in der Behandlung des viereckigen Sockels, dessen rahmen- und gebälklose Flächen mit Reliefs belebt sind. Vorne bescheint ein Sonnenaufgang einen müden Wanderer, wie in John Day's altem Druckerzeichen. Gutenberg ist nach dem bärtigen Typus gebildet, wie der Thorwaldsensche zu Mainz; es gibt Medaillen, die ihn bartlos zeigen. Er steht im langen Arbeitskittel,